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Die gefährlichen Corona-Rezepte der Heiler, Esoteriker und Quacksalber

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Die gefährlichen Corona-Rezepte der Heiler, Esoteriker und Quacksalber

03.07.2021, 07:55
Hugo Stamm
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Die Covid-Pandemie hat nicht nur eine weltweite gesundheitliche Krise ausgelöst, sondern auch den Geist eines Grossteils der Menschheit unheilvoll infiltriert. Unsicherheit und Angst benebeln Verstand und Bewusstsein vieler Zeitgenossen.

Das Resultat: Wissenschaftsskepsis, Misstrauen gegenüber Gesundheitsbehörden und Politikern, Querdenken, missionarisches Verbreiten von Verschwörungsgeschichten und Fake News. Und vieles mehr. Brave Leute werden zu Wutbürgern, die sich als Helden fühlen, wenn sie an unbewilligten Demonstrationen teilnehmen. Die Pandemie hat die Gesellschaft gespalten und ist zu einer Glaubensfrage geworden. Das unsichtbare Virus führte zu einer beispiellosen Krise des Geistes – rund um den Globus.

Das Coronavirus in grün.
Für Homöopathen ist die Pandemie keine besondere Herausforderung, schliesslich haben sie Globuli für alle Krankheiten.Bild: Shutterstock

Wie bei jeder grösseren Krise gibt es auch bei Covid Verlierer und Gewinner. Profit schlagen können vor allem auch Scharlatane, Geistheiler, Esoterikanbieter, Alternativmediziner und Sekten. In Krisenzeiten, die bei vielen Ängste und Unsicherheiten auslösen, haben sie Hochkonjunktur. Sie lassen sich ihre Ideen, «Therapien», Rituale, Wundermittel und Ratschläge vergolden.

Prophylaxe statt Heilung

Am liebsten würden viele Quacksalber Rezepte zur Heilung für Infizierte öffentlich propagieren, doch das Gesundheitsgesetz verbietet es ihnen, weil sie keine medizinische Ausbildung haben. Ausserdem wissen sie, dass ein beträchtlicher Teil der Menschen und die Gesundheitsbehörden mit Unverständnis reagieren würden und ihr Ansehen leiden könnte.

Deshalb versprechen Geistheiler und Anbieter aus der Alternativmedizin keine Heilung, sondern eine wirksame Prophylaxe. Das Zauberwort dabei: Stärkung des Immunsystems. Wer genug Abwehrkräfte hat, braucht gar keine Heilung, behaupten viele. Mit diesem Trick sind sie auf der sicheren Seite, denn das Immunsystem lässt sich nicht messen und nicht quantifizieren. Mithilfe des schwammigen Begriffs lassen sich dann sogar Wunder versprechen. Unter vier Augen können die Heiler immer noch gefahrlos Heilungsversprechen machen.

«Solche Heilversprechen sind unseriös und illegal.»
BAG

Für Homöopathen ist die Pandemie eine besondere Herausforderung, schliesslich haben sie Globuli für alle Krankheiten. Deshalb mahnt das deutsche Robert Koch Institut zur «Zurückhaltung hinsichtlich jeglicher Art von homöopathischen Vorsorge- und Therapieempfehlungen in Zusammenhang mit dem Coronavirus». Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Homöopathie gegen Viruserkrankungen wirkungslos sei.

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Trotzdem bieten viele Homöopathen und teilweise Apotheken Arsenicum Album oder Nosode an, das aus Erregern infektiöser Krankheiten hergestellt wird.

Auch Swissmedic warnt offiziell vor illegalen Mitteln und falschen Heilsversprechen. Wörtlich: «Gleichzeitig nutzen vereinzelt selbsternannte Heiler oder Betrüger bestehende Ängste und Unsicherheiten aus und versuchen, verschiedene ‹Wundermittel› gegen die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) zu verkaufen.»

Es gibt trotzdem Scharlatane, die Mittel verkaufen, die vor einer Ansteckung schützen sollen. Laut Swissmedic behaupten auch selbsternannte Heiler, Covid-19 erfolgreich mit irgendwelchen «Wundermitteln» und Therapien behandeln zu können. «Solche Heilversprechen sind unseriös und illegal», schreiben die Gesundheitsbehörden dazu.

Auch viele Anthroposophen gehören zu den Impf- und Coronaskeptikern. Anthroposophische Ärzte haben das Netzwerk Alethaia (Wahrheit) gegründet, um die «Wahrheit» über Covid-19 wissenschaftlich zu ergründen. In Wahrheit ist es ein Zusammenschluss von Corona-Skeptikern bis Corona-Leugnern, die gegen die Coronamassnahmen kämpfen, an Demonstrationen teilnehmen und dabei oft als Redner auftreten.

Hetzer und Heiler – Ärzte als Corona-Leugner:

Mit dem «Röntgenblick» gegen die Coronaviren

Auch das neue Esoterik-Starlet Christina von Dreien benutzt die Pandemie als Plattform, ihr Businessmodell zu ergänzen. In ihren Newslettern, Onlinekursen und YouTube-Auftritten gibt sie halbseidene Ratschläge, die auf der obskuren und esoterischen Seite angesiedelt sind.

In den Bereich des Obskurantismus gehören die Methoden des Heilers Cornelius van Lessen, wie die Stiftung Gurutest schreibt. Er macht mit seinem «Röntgenblick» die Coronaviren aus und liest ihnen die Leviten: «Ich habe dem Virus gesagt, wenn du den Menschen umbringst, das bringt dir nichts, dann kannst du dich auch nicht vermehren.» Van Lessen behauptet auch, die menschlichen Zellen heilen zu können.

Wirklich gefährlich wird die «Corona-Therapie», wenn ätzende Mittel eingesetzt werden. Es gibt eine Szene in der Schweiz, die Chlordioxid als Heilmittel propagiert und einsetzt, um den Viren den Garaus zu machen. Dieses soll auch bei Malaria, HIV und Krebs helfen. Das gefährliche «Rezept» stammt aus den USA. Eine ähnliche Therapie hat auch Ex-Präsident Donald Trump propagiert.

Der wichtigste Exponent, der Chlordioxid weltweit propagiert, ist der Deutsche Andreas Kalcker, der aktuell im St.Galler Rheintal lebt, wie der «Beobachter» schreibt. «Was die meisten Chlordioxid-Anhänger nicht wissen: Kalcker ist eng verflochten mit der Genesis 2 Church, einer amerikanischen Sekte, gegründet vom einstigen Scientologen Jim Humble.»

Untersuchungen zeigen, dass 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung den Wissenschaftern und Gesundheitsbehörden in Bezug auf die Corona-Pandemie misstrauen. Sie stützen sich lieber auf die Aussagen und Ideen von Querdenkern, Verschwörungsideologen, Esoterikern, Quacksalbern, Geistheilern und Sektenführern, die sich vor der Corona-Krise weder mit Viren noch Pandemien näher auseinandergesetzt haben. Konkret formuliert: Irgendwelche Veganköche und Komiker sind für sie glaubwürdiger als Tausende von Wissenschaftern und Experten weltweit.

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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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145 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El Vals del Obrero
03.07.2021 09:22registriert Mai 2016
Jene, die finden, man müsse das Immunsystem unbedingt stärken haben eigentlich recht.

Und wie lässt sich das Immunsystem am gezieltesten gegen Covid stärken? Mit einer Impfung!

Irgendwie widersprechen die sich selbst.
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Haarspalter
03.07.2021 10:01registriert Oktober 2020
Ich verrate Euch nun etwas, was ich eigentlich für mich behalten wollte:

Die geheime Operation „Corona“ wurde im Fall von der Regierung nur erfunden, um alle Spinner und Schwurbler der Schweiz dazu zu bringen, sich als solche zu outen.

C.O.R.O.N.A.:
Ceheime Operation der Regierung zum Outing Nationaler Aluhüte

Und sie war ein voller Erfolg.
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dä Füüfer, s Weggli und s Usegeld
03.07.2021 10:04registriert September 2017
Ein Arbeitskollege (Asthmatiker) wurde von einem anderen angefragt, ob in seinem Medikament ein bestimmter Stoff enthalten sei und ob er es für ihn besorgen könne. Natürlich ist jener Fan von Sasek, Jebsen, von Dreien uswusw

Einem Igor von Telegram wird alles geglaubt, einem Wissenschaftler.. um Himmels Willen nein.
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Wegen dieser Schweizer Strassen dreht Instagram in diesen Tagen (zu Recht) durch
Die Kirschblüte in Japan ist weltweit bekannt. Aber nein, du musst nicht ins Flugzeug steigen, um dies selbst zu erleben. Das geht nämlich auch in der Schweiz. Allerdings nur während weniger Tage. Und in diesem Jahr ist der Zauber an einigen Hotspots auch schon wieder vorbei. An anderen fängt es erst an.

Der Frühling hat mit grossen Schritten Einzug gehalten. Überall blühen schon die Kirschbäume und Magnolien. Damit du die Blütenpracht erleben kannst, musst du aber weder ins ferne Japan noch irgendwo weit aufs Land hinaus. Wir reden hier auch nicht vom wunderschönen Thurgau während der Bluescht oder den betörenden Chriesiwanderungen im Baselland. Nein, in der Schweiz kannst du mitten in verschiedenen Städten den Blütenzauber bewundern.

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