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Fussballer Silvan Wallner beendet für Gott seine Karriere

ARCHIVBILD ZUM RUECKTRITT WALLNER ---Zuerichs Silvan Wallner im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Lausanne-Sport im Letzigrund, am Samstag, 31. Juli 2021 ...
Silvan Wallner beendet seine Fussballkarriere.Bild: KEYSTONE
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Der begnadete Fussballer Silvan Wallner beendet für Gott seine Karriere. Freut es diesen?

Für den Fussballer ist der christliche Gott plötzlicher wichtiger als sein Beruf. Er hält sich an die Bibel, die sagt, man solle am 7. Tage ruhen.
16.11.2024, 07:5516.11.2024, 10:04
Hugo Stamm
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Religion und Glaube sind zwei Phänomene, die so unberechenbar sein können wie Krankheiten. Sie überfallen manche Leute aus heiterem Himmel. Verantwortlich sind meist Erweckungserlebnisse, die die Opfer unerwartet heimsuchen. Dann ist die Hölle los, was die Berührten aber als Himmel auf Erden empfinden.

Nicht selten trifft es Stars, denen der Promi-Himmel offenbar nicht genügt. Jüngstes Beispiel ist der begnadete Fussballer Silvan Wallner. Dem 22-jährigen Talent haben die Fussballgötter eine grossartige Zukunft vorausgesagt.

Doch nun hat er Gott entdeckt und hängt die Fussballschuhe Knall auf Fall an den Nagel. Eine religiöse Verblendung der besonderen Art. Sein Gott scheint kein Fussballfan zu sein.

Überraschender Rücktritt

Silvan Wallner wurde mit dem FC Zürich Schweizer Meister und spielte für die U-21-Nationalmannschaft. Seit kurzem schnuppert er internationale Fussballluft und kickt erfolgreich für Blau-Weiss Linz. Das heisst: Er spielte. Doch nun der überraschende Rücktritt. Er gab dem christlichen Gott den Vorrang. Als seien Fussball und der Glaube an Gott unüberwindbare Gegensätze.

Konkret: Der Fussballer sagte seinem Trainer: Hör Mal, Fussballer zu sein ist ja ein Traumjob, doch leider wird er häufig am Samstag gespielt. Samstage sind heilig, so steht es in der Bibel. Und da ich Gott und die Bibel entdeckt habe, ist nix mehr mit Fussball. Gott geht vor, das wirst du sicher verstehen, oder?

Silvan Wallner hatte Glück Sportchef und Coach verstanden, wenn auch kopfschüttelnd. Sie lösten den Vertrag auf und liessen ihren Stammspieler in den Schoss seines Gottes flüchten.

Silvan Wallner bei einem Interview nach einem Match mit dem FC Zürich.Video: YouTube/FC Zürich

Was ums Himmels Willen ist in Silvan Wallner gefahren, rätselte die Fussballwelt. Es wurde vermutet, dass er einem Sektenführer oder selbsternannten Propheten auf den Leim gekrochen ist.

Der ehemalige Fussballer bestritt das Gerücht vehement. In Interviews sagte er, er sei ein gläubiger Christ geworden und lese oft in der Bibel, was sehr spannend und lehrreich sei. Mitglied einer Kirche sei er aber nicht.

Zweifel sind angebracht. In den Medien kursierte bald die Behauptung, Wallner habe sich den Siebten-Tags-Adventisten angeschlossen. Wie der Name verrät, ist die Einhaltung eines Ruhetages zu Ehren des Herrn bei der Freikirche wichtig. Ähnlich wie bei den orthodoxen Juden. Der Ruhetag, der im Alten Testament erwähnt wird, fällt bei den Adventisten ebenfalls auf den Samstag.

Wallner glaubt, im Namen von Gott und Jesus zu handeln. Von aussen betrachtet ist es aber ziemlich egoistisch. Unzählige Personen haben sich jahrelang um ihn gekümmert.

Hat Silvan Wallner also im stillen Kämmerlein zu Gott gefunden? Das ist wenig wahrscheinlich. Es gibt zwar Einzelpersonen, die plötzlich ein Erweckungserlebnis haben und strenggläubig werden. Dabei handelt es sich aber meist um Personen mit einer psychischen Auffälligkeit. Sie halluzinieren, haben Wachträume oder die Eingebung, Gott habe sie dazu berufen, den Weg von Jesus zu gehen.

Dies trifft auf Silvan Wallner kaum zu. Es ist ihm vermutlich unangenehm, die religiöse Gemeinschaft zu nennen, die es geschafft hat, ihn in ihr Glaubensnetz zu locken. Oder sie möchte nicht genannt werden, weil dies mit einem Imageverlust verbunden wäre. Die Fans von Linz wären wohl nicht amused.

Die Vermutung, dass er sich den Adventisten angeschlossen hat, ist plausibel. Es gibt keine andere grosse Freikirche, die den Samstag so konsequent heiligt.

Es dauert, bis man getauft wird

Lügt also der ehemalige Fussballer? Das muss nicht sein, denn Mitglied bei den Siebten-Tags-Adventisten wird man in der Regel erst, wenn man in ihrer radikalen Form des Glaubens gefestigt ist und getauft wurde. Was bei Silvan Wallner möglicherweise noch nicht der Fall ist. Er könnte deshalb locker erklären, nicht Mitglied zu sein, ohne die Unwahrheit zu sagen.

Es spielt aber letztlich keine Rolle, wie, wo und mit wem er betet. Unverständlich ist einzig der Umstand, dass er für seinen Glauben seinen Beruf aufgibt. Das zeigt, dass er sich religiös radikalisiert hat und alles seiner Überzeugung unterordnet. Wie seltsam der Entscheid von Silvan Wallner ist, zeigt sich, man ein paar Grundsatzfragen stellt.

Was denken wohl Gott, Jesus und die himmlischen Bewohner von Silvan Wallner? Was empfinden sie beim Gedanken, dass der Fussballer seine Karriere zu ihren Ehren an den Nagel hängte? Sind sie stolz? Schicken sie ihm ein Ticket, damit er nach seinem Ableben direkt in den Himmel fliegen und einen Platz an der Seite Gottes einnehmen kann? Welchen Nutzen ziehen Gott und Jesus daraus, dass ihr Fan Silvan Wallner seine Fussballkarriere aufgibt?

Wer hat das Gebot aufgestellt?

Weiter: Hat tatsächlich Gott die Samstagsregel aufgestellt? Falls ja: Wer hat die Botschaft von ihm empfangen? Oder wurde sie von einem Autor der religiösen Schriften Jahrhunderte später aus taktischen Gründen in die Bibel geschmuggelt?

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gebot nicht von Gott stammt, ist gross. Selbst wenn er es aufgestellt hätte, hiesse das noch lang nicht, dass man am geheiligten Tag nicht Fussballspielen darf. Auch wenn man dabei etwas verdient. Das haben die Adventisten ins Alte Testament hineininterpretiert.

Silvan Wallner glaubt, im Namen von Gott und Jesus zu handeln. Von aussen betrachtet ist es aber ziemlich egoistisch. Unzählige Personen haben sich jahrelang um ihn gekümmert, dass er ein Fussballstar werden konnte. Seine Eltern, alle Trainer von der Jugendzeit bis zu den Spitzenclubs und die Vereinsmitglieder in den Clubs.

Diese stösst er vor den Kopf, seine Undankbarkeit könnte kaum grösser sein. Das alles ist ihm egal, er hat nur noch seinen Gott und seine religiöse Erfüllung im Kopf. Sollte es diesen Gott, den er sich vorstellt, nicht geben - die Wahrscheinlichkeit ist durchaus gegeben - so stellt er sein Leben für einen fatalen Irrtum auf den Kopf.

Wichtig ist die Gesinnung

Silvan Wallner müsste auch bedenken, dass die religiöse Gesinnung und die Haltung weit wichtiger sind als das unsinnige Gebot, an einem bestimmten Wochentag nicht zu arbeiten. Beten und Gott huldigen kann er immer und überall. Weshalb spielt da der Samstag eine verhängnisvolle Rolle? Könnte Silvan nicht selbst einen Tag auswählen, der für ihn passt?

Und: Was muss das für ein sturer und rücksichtsloser Gott sein, der darauf beharrt, dass man den Ruhetag zu seinen Ehren ausschliesslich auf den Samstag legt?

Liessen sich alle Menschen vom Glauben der Adventisten überzeugen, würde die Welt an allen Samstagen stillstehen. Die Ärzte und Ärztinnen in den Spitälern würden ihre Patienten nicht mehr versorgen, es gäbe keinen Notfalldienst, die Polizei würde bei einem Gewaltverbrechen nicht mehr ausrücken, die Feuerwehr müsste zuschauen, wie bei einem Brand die Bewohner aus den Fenstern in den Tod springen würden usw.

Wäre das im Sinn von Jesus? Wohl kaum. Aber im Sinn von Silvan Wallner und den Adventisten, die sich streng an die Samstagsregel halten.

Am siebten Tage sollst du ruhen

Ausserdem: In der Bibel steht lediglich, am siebten Tage sollst du ruhen. Der Rat ist lediglich im Konjunktiv und somit eine Empfehlung. Doch die Adventisten machen daraus ein beinhartes Gebot. Und die Gläubigen gehorchen wie fromme Lämmer. Auch Silvan Wallner.

Le joueur genevois Johan Vonlanthen celebre son goal lors de la rencontre de football de Challenge League entre le FC Lausanne-Sport, LS, et le Servette FC ce lundi 10 novembre 2014 a Lausanne. (KEYST ...
Johan Vonlanthen ging einen ähnlichen Weg.Bild: KEYSTONE

Vielleicht sollte sich der Ex-Fussballer mit der Biografie von Johan Vonlanthen auseinandersetzen. Der erfolgreiche Fussballer ging einen ähnlichen Weg. Er spielte schon früher in der Nationalmannschaft und war mit 18 Jahren der jüngste Spieler, der an einer EM ein Tor geschossen hatte. Das war 2004. Er geriet in die Fänge der Siebten-Tags-Adventisten und durfte nicht mehr an Samstagen spielen.

Rund zwei Jahre später erkannte er den religiösen Irrtum und wollte seine Karriere neu lancieren. Er erreichte aber sein früheres Niveau nicht mehr und zahlte einen hohen Preis für das religiöse Abenteuer.

Es wäre Silvan Wallner zu gönnen, dass er bald ein zweites Erweckungserlebnis hat, das ihm seinen Irrweg offenbart. Er könnte weiterhin an seinen Gott glauben und vor einem samstäglichen Fussballspiel zu ihm beten.

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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
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747 Kommentare
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Händlmair
16.11.2024 09:00registriert Oktober 2017
Sie Siebenten-Tags-Adventisten (STA) wurde im 19 Jh. von William Miller iniitiert. Ein Baptistenprediger der mit der Bibel das exakte Datum ausgerechnet hat, wann Jesus wieder auf die Erde kommt.

Dies sollte 1844 stattfinden...

Nach der "Grossen Entäuschung" richtete sich die Milleritenbewegung neu aus. Ellen G. White und ihr Mann, erstellten neue theologische Grundlagen dabei spielt der "heilige Ruhetag" eine grosse Rolle sowie vegetarische Ernährung und Prävention vor Kranheiten.

Und wieder ein künstliches Konstrukt von Menschen für Menschen mit einem erfundenen Gott.
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Michael Bamberger
16.11.2024 08:54registriert Februar 2016
"Denken Sie an den betrübenden Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen. Wäre es so ganz unmöglich, dass gerade die religiöse Erziehung ein großes Teil Schuld an dieser relativen Verkümmerung trägt?" (Sigmund Freud - Die Zukunft einer Illusion)
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Im Fegefeuer der Eitelkeiten oder wie eine «Büro-Revolution» den Verbandsboss stürzte
Stefan Schärer tritt freiwillig vom höchsten Amt unseres Hockeys zurück. Er hat sich im Fegefeuer der Eitelkeiten die Flügel verbrannt. Hat zum ersten Mal in der Geschichte unseres Hockeys (seit 1908) das aufmüpfige Büropersonal den Rücktritt des Verbandspräsidenten erzwungen? Eine wunderbare Geschichte aus der bunten Welt des helvetischen Sportes mit unserem charismatischen Nationaltrainer Patrick Fischer als Rebell.

Freiwillig zurücktreten? Nie. Schliesslich ist er ja erst vor 15 Monaten Präsident geworden. Der Rücktritt ist Stefan Schärer zwar immer mehr von vielen Seiten unverblümt nahegelegt worden. Sogar Peter Zahner, Manager der ZSC Lions und Mitglied des Verband-Verwaltungsrates, hat ihm gesagt, es sei Zeit, das Amt aufzugeben, und selbst der hockeytechnisch unpolitische Nationaltrainer Patrick Fischer zählte nicht mehr zu seinen Freunden. Es gab für den Präsidenten gar ein Nationalmannschafts-Kabinenverbot. Doch er blieb unbeeindruckt und sagte noch vor wenigen Tagen: «Ein Rücktritt kommt für mich nicht infrage, solange ich grosse Unterstützung im Verbands-Verwaltungsrat, bei verschiedenen Klubs und bei der Mehrheit der Delegierten aus den Regionen spüre.»

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