Der russische Konzeptkünstler Pjotr Pawlenski muss sich seit Donnerstag vor Gericht verantworten, weil er die Tür der Zentrale des Inlandsgeheimdiensts FSB in Brand gesetzt hatte.
Der 32-Jährige will den Vorfall vom November 2015 als Kunstperformance verstanden wissen, die auf die Machenschaften des Diensts aufmerksam machen sollte. Die Anklage sieht das anders: Sie betrachtet die Aktion als mutwillige Beschädigung eines Kulturguts. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft.
Pawlenskis Verteidigerin Olga Dinse machte klar, dass sie die Anschuldigung nicht ernst nimmt: Die fragliche Tür sei erst 2008 in die Geheimdienstzentrale – die so genannte Lubjanka – eingesetzt worden und habe keinen kulturellen Wert. Dinse erinnerte daran, dass in der Stalin-Zeit in dem Gebäude viele Menschen eingesperrt und hingerichtet worden seien. «Pawlenski betrachtet das Verfahren als Farce», sagte die Anwältin. «Unser Ziel ist der Freispruch.»
Die Verhandlung am Donnerstag fand hinter verschlossenen Türen statt. Nach Angaben der Verteidigerin verlängerte der Richter Pawlenskis Untersuchungshaft bis Oktober. Die Verteidigung plant, in dem Verfahren ehemalige Geheimdienstmitarbeiter als Zeugen vernehmen zu lassen. Sie sollen berichten, was in dem berüchtigten Geheimdienst-Gebäude vor sich ging.
Pawlenski ist für spektakuläre Aktionen bekannt. Vor zwei Jahren nagelte er seine Hoden auf das Pflaster des Roten Platzes in Moskau, um gegen die Entwicklung Russlands zu einem Polizeistaat zu protestieren. Die Justizbehörden kamen zu dem Schluss, er habe mit der damaligen Aktion kein Gesetz gebrochen. (egg/sda/afp)