Aus westlicher Perspektive sind die Rollen im syrischen Bürgerkrieg einigermassen klar verteilt: Auf der einen Seite die Freie Syrische Armee und die kurdische YPG, die in einem heroischen Abwehrkampf ihre Heimat verteidigen, auf der anderen Seite das Assad-Regime und die Dschihadisten des IS, die unerbittliche Jagd auf ihre Gegner machen und dabei vor grausamen Kriegsverbrechen nicht zurückschrecken.
Dabei geht schnell einmal vergessen, dass in den Reihen des Assad-Heeres nicht einfach nur gesichtslose Schlächter am Werk sind, sondern Menschen, die ebenso viel zu verlieren haben, wie die Rebellen der FSA oder die kurdischen Separatisten im Norden des Landes.
Der Journalist Michael Smith reiste für eine Reportage des US-Senders PBS im Sommer während drei Wochen durch das Assad-Territorium – und lernte die Menschen kennen, die für den syrischen Diktator die Waffen führen.
Einer von ihnen, der Kommandeur einer lokalen Pro-Assad-Miliz, 25 Kilometer von der Front entfernt, erklärt Smith die Beweggründe für seine bedingungslose Aufopferung für Assad. Die Aussagen des Kommandeurs sind mit propagandistischen Slogans durchtränkt – etwa wenn er erklärt, dass einzig Assad dem IS die Stirn bietet, oder wenn er die Dschihadisten als zionistische fünfte Kolonne bezeichnet.
Daneben aber gewährt der gut 50-Jährige auch einen Einblick in die von Propaganda ungetrübten Motive der Assad-Getreuen: Sie wollen ihr Land verteidigen, ihre Dörfer vor der Zerstörung und ihre Familien vor der Auslöschung bewahren – und Assad scheint ihnen dafür am besten geeignet. Die Religionszugehörigkeit spielt wohl ebenfalls eine Rolle, auch wenn im Video nicht klar wird, ob der Kommandeur und seine Einheit Alawiten sind: Die Furcht vor grausamen Repressalien durch sunnitische Dschihadisten umtreibt alle regierungstreuen Kämpfer. Dass es Assad war, der dem Bürgerkrieg überhaupt erst die religiöse Dimension verlieh, bleibt unerwähnt. (wst)
Die vollständige Dokumentation «Inside Assad's Syria» wird am frühen Mittwochmorgen europäische Zeit auf dem amerikanischen Sender PBS ausgestrahlt.
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