International
Türkei

Türkei soll Flüchtlinge an Grenze zu Syrien töten

Ein türkischer Soldat stoppt syrische Flüchtlinge bei Besaslan in der Provinz Hatay. (Archivbild)
Ein türkischer Soldat stoppt syrische Flüchtlinge bei Besaslan in der Provinz Hatay. (Archivbild)Bild: UMIT BEKTAS/REUTERS

Schwere Vorwürfe an die Türkei: Grenzbeamte töten Flüchtlinge an Grenze zu Syrien

10.05.2016, 15:2810.05.2016, 16:00
Mehr «International»

Menschenrechtler haben türkischen Grenzbeamten vorgeworfen, auf syrische Flüchtlinge zu schiessen, die Zuflucht in der Türkei suchen. Fünf Menschen seien alleine im März und April durch Schüsse oder Misshandlungen getötet worden.

Darunter sei ein 15-jähriger Junge, heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). 14 Menschen seien verletzt worden.

Entgegen der Beteuerung türkischer Regierungsvertreter, Flüchtlinge aus Syrien mit offenen Armen zu empfangen, töteten und schlügen Grenzbeamte die Syrer, kritisierte HRW-Sprecher Gerry Simpson. Er nannte die Vorwürfe «erschreckend».

Mehr zum Thema

Türkei

Die Grenze zwischen Syrien und der Türkei ist laut HRW seit August 2015 geschlossen. Die Organisation forderte die Türkei dazu auf, die «exzessive Gewalt» zu stoppen, die Vorfälle zu untersuchen und die Grenzen für Flüchtlinge wieder zu öffnen. Simpson kritisierte auch die Europäische Union. Deren Flüchtlingspolitik führe dazu, dass die Türkei die Migranten abweise.

Die meisten von HRW untersuchten Vorfälle ereigneten sich an der Grenze zu Syrien südlich der türkischen Stadt Antakya. Unter den Toten seien auch zwei Schmuggler. Die Organisation beruft sich auf Berichte von Augenzeugen, Opfern und Videomaterial. 

Von Grenzmauer aus beschossen

Ein Überlebender berichtete HRW, ein Schmuggler habe versucht, ihn und seine Familie nachts über die Grenze zu bringen. Sie seien etwa 500 Meter von der Grenzmauer entfernt aus automatischen Gewehren beschossen worden und hätten sich zu Boden geworfen.

«Ich lag dicht neben meiner Schwester und meinem Cousin und die Kugeln trafen sie, während wir dort lagen. Sie hörten auf zu schreien. Ich wusste sofort, dass sie getötet wurden», berichtete er.

Menschenrechtler hatten der Türkei in der Vergangenheit zudem immer wieder vorgeworfen, Flüchtlinge zurück nach Syrien zu schicken. Die Regierung in Ankara bestreitet das.

Ende April hatte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu entsprechende Vorwürfe von Amnesty International zurückgewiesen: «Ich will hier betonen, dass keine einzige Person gegen ihren Willen nach Syrien zurückgeschickt worden ist. Das machen wir nicht», sagte er damals. Die Türkei hat rund 2,7 Millionen Flüchtlinge alleine aus Syrien aufgenommen. (si/dpa)

Flüchtlinge in Griechenland: Kinder leiden am meisten

1 / 24
Flüchtlinge in Griechenland: Kinder leiden am meisten
Montag, 22. Februar: Kinder spielen in einem Flüchtlingscamp nahe Idomeini. Seit Griechenland die Grenze zu Mazedonien geschlossen hat, stauen sich die Migranten. Ihr Nachwuchs leidet am meisten unter den prekären Verhältnissen.
quelle: ap/ap / giannis papanikos
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Syrien

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Brienne von Tarth
10.05.2016 16:19registriert Januar 2014
Dafür das das eigentlich der Wichtigste Artikel des Tages ist, erscheint er mir ziemlich klein.
Schwere Vorwürfe an die Türkei: Grenzbeamte töten Flüchtlinge an Grenze zu Syrien
Dafür das das eigentlich der Wichtigste Artikel des Tages ist, erscheint er mir ziemlich klein.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Paco69
10.05.2016 16:06registriert Februar 2016
So sieht Drecksarbeit in der Realität aus. So delegiert man Grenzschutz, weit weg, sozusagen ins wilde Kurdistan. Dort wird nun auf die Leute geschossen, die man noch kürzlich nach Europa eingeladen hat.
Man wird sich daran gewöhnen müssen, mehr solche Nachrichten zu hören. Es wird allenfalls weniger versuchte Grenzübertritte geben, wenn einige sterben. Das findet dann Nachahmer in anderen Staaten. Da findet aber Zensur statt und fast keiner bekommt mehr mit, was da wirklich passiert.
00
Melden
Zum Kommentar
5
Israels Armee: Hamas-Kommandozentrale angegriffen + Soldaten bleiben im Winter in Syrien
Die wichtigsten Geschehnisse im Nahen Osten in der Übersicht, fortlaufend aktualisiert.

(red)

Zur Story