Als kleiner Pfüderi habe ich meinem Mami mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung Muttertagsgeschenke überreicht. Im Nachhinein bewundere ich ihre Fähigkeit, mir glaubhaft gemacht zu haben, dass ihr diese Fürchterlichkeiten tatsächlich gefallen haben.
Okay, das war jetzt ein bisschen gemein. Über viele der Geschenke hat sie sich durchaus gefreut. Sagt sie heute zumindest. Schauen wir uns also mal an, mit welchen Kunstwerken ich meine Mutter als Knirps eine Freude bereitet habe.
PS: Natürlich erinnert sich mein Mami noch an all meine schönen Geschenke! Sie musste sie schliesslich für mich wieder ausgraben und fötelen. Danke dafür!
Dieses Serviettentechnik-Kunstwerk habe ich im zarten Alter von zehn Jahren gebastelt. Was genau es mit dem Muttertag zu tun hat? Keine Ahnung.
Müsste ich dieses Geschenk im Nachhinhein benoten, sähe das Ergebnis so aus:
Meine Mutter äussert sich nicht wirklich dazu. Als Deko-Stein neben den Geranien findet sie ihn aber eigentlich ganz okay.
Diese Briefhalterblume erfüllt die drei wichtigsten Kriterien eines Muttertagsgeschenkes:
👍🏻 praktisch
👍🏻 hübsch
👍🏻 Vorlage für Gotti/Götti-Weihnachtsgeschenke
Bis heute ist dieses Blümchen Teil des Eingangsbereichs und leistet gute Dienste. Und meine Verwandtschaft hatte ebenfalls sehr Freude an ihren blumigen Weihnachtsgeschenken. Einfach der Arm meines Vaters mein Arm ist nach dem Laubsägeln der gefühlt hundertsten Blüte beinahe abgefallen.
Dieses Kunstwerk habe ich irgendwann mit acht oder neun Jahren gebastelt. Falls man es nicht erkennen sollte: Es ist ein Serviertablett, also eigentlich ein altes Kuchenbackblech, «verziert» mit einem Schmetterling.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Telefonat mit meiner Mutter:
Ich: «Welches dieser Geschenke ist eigentlich dein Favorit?»
Mami: «Das Serviertablett. Das ist grossartig! Das werde ich nie wegwerfen. Ich brauche es ziemlich häufig und es ist meeega herzig.»
Ich: «WAS?! Dieses schreckliche Ding? Wirklich?»
Mami: «Natürlich, das ist ultrasüss.»
Das war wahrscheinlich das erste Muttertagsgeschenk, das ich gebastelt habe. Im Chindsgi erhielten wir alle ein kleines Heftli und Vorgaben, was auf den Seiten zu sehen sein sollte. Eine Seite beinhaltete beispielsweise ein Foto von uns und eine andere einen Steckbrief (damit die Eltern uns in einer grossen Menschenmenge wiederfinden).
Wir mussten auch eine kleine Strähne unseres Haars in das Heftli kleben. Als die Kindergärtnerin zu mir kam und mir ein bisschen von meinem Haar abschneiden wollte, gab es ein Drama, das fast so schlimm war wie die Umstylingsszenen bei «Germany's Next Topmodel». Aber nicht etwa, weil ich in diesem zarten Alter bereits eitel gewesen wäre. Nein, deshalb:
Selbstverständlich ist meine Mutter dahinter gekommen und hat mit mir geschimpft. Deshalb wollte ich meine Kindergärtnerin um keinen Preis an meine Haaren lassen. Irgendwann konnte sie mich dann doch davon überzeugen. Das hielt mich aber nicht davon ab, meiner Mutter beim Mittagessen weinend zu berichten, was geschehen war. Sie musste natürlich lachen.
Wenn ich heute das Heftli durchsehe, überkommt mich ein nostalgisches Gefühl. Aber da bin ich nicht die Einzige ...
Rezept für das hässlichste kombinierte Mutter- und Vatertagsgeschenk:
Man nehme eine überdimensionierte Holzklammer sowie einen Lötkolben und drücke beides einem Kind unter zehn Jahren in die Hand. Danach warte man das Resultat ab.
Wieso das Monstrum noch im Haushalt meiner Eltern ist? Muss wohl wahre Liebe sein ...
Normale Kinder backen ihrem Mami einen Kuchen zum Muttertag. Klein Michelle ist da eher faul. Sie schenkt ihrem Mami lieber einfach das Rezept. Dazu schleicht sie in die Küche, schnappt sich ein Kochbuch, wählt ein Rezept mit möglichst wenig Text aus, schreibt dieses mit meeega viel Herzblut ab und schenkt es dem Mami.
Zu meiner Verteidigung: Ein einziges Mal habe ich den Kuchen sogar gebacken. Glaubs.
Wer jetzt denkt: «Oh, das sieht aber ziemlich gut aus», den muss ich leider enttäuschen. Dieser Frosch war eine Vorlage, auf die ich einfach eine Klarsichtfolie gelegt habe und mit den von meiner Mutter gekauften Farben die Linien nachgezeichnet habe.
Danach liess ich das Ganze trocknen, klebte es auf ein Glas und steckte es in den Backofen.
Engagement: 0 von 5 Sternen.
Allerdings sind sich mein Mami und ich nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich ein Muttertagsgeschenk war.