Schnell über die Alpen – und schon hat man Mittelmeerklima! Und erst noch kulturelle Sehenswürdigkeiten! Und dieses feine Essen noch dazu!
Nach wie vor ist Italien eines der beliebtesten Reiseziele für Touristen aus aller Welt – auch für Besucher aus der Schweiz. Im vergangenen Jahr haben etwa 79 Millionen Gäste Italien bereist, darunter 3,3 Millionen aus der Schweiz.
Wie die meisten Feriendestinationen hat auch Italien eine gewisse Hassliebe zu seinen Touristen. Ja, der Tourismus ist ein ungemein wichtiger Wirtschaftszweig, doch ein wenig nerven sie schon, die Touris. Jüngst hat eine Umfrage ergeben, genau welche Verhaltensweisen von Touristen Italienern und Italienerinnen am meisten stören.
Zuoberst auf der Liste – mit satten 69% – stört es, wenn Touristen sich respektlos gegenüber Sehenswürdigkeiten oder Gedenkstätten verhalten. Ein besonders krasses Beispiel dafür wäre jener Brite, der letztes Jahr den Namen seiner Freundin die Mauer des Kolosseums geritzt hatte – und behauptete, er hätte nicht gewusst, wie alt das Ding sei. Aber bereits die saloppe Art, wie gewisse Besucher historische Denkmäler schlicht als hübsche Staffage für Insta-Pics und dergleichen beanspruchen, kann anecken.
Gleich mehrfach stört es laut Umfrage, wenn sich ausländische Gäste ignorant gegenüber der italienischen Esskultur verhalten. Zu Recht ist man Italien stolz auf das kulinarische Erbe, schliesslich ist die italienische Küche eine der beliebtesten der Welt. Werden aber dazugehörige Regeln und Traditionen ignoriert, stösst das vielen Italienern bitter auf.
Die Neapolitaner nerven sich, wenn die Touris Pizza mit Gabel und Messer statt mit der Hand essen. Und überall in Italien blickt man laut der Umfrage mit einer Mischung aus Schmerz und Mitleid auf prollige Resteuropäer, die ihre Spaghetti mit dem Messer schneiden. Ebenso stört man sich, dass nach 11 Uhr morgens Cappuccino bestellt wird. «Ausländische Gerichte bestellen» kommt auch nicht gut an.
Nun stellt sich die Frage, wie man sich denn «richtig» verhalten soll. Hey, es ist nicht schwierig. Grundsätzlich gilt: Touristische Verantwortung zu übernehmen, heisst anzuerkennen, dass man Gast ist. Höflichkeit, Freundlichkeit und ein klein wenig Demut. Easy peasy.
Und sonst noch: Ja – verzichte doch einfach mal auf deinen Cappuccino am Nachmittag und trinke stattdessen un caffè. Kannst ja zu Hause dann wieder rund um die Uhr Milchkaffee trinken. Und, nein, bitte nicht die Spaghetti oder Tagliatelle zerschneiden. Komm', das kannst du auch, das mit den Spaghetti auf der Gabel aufrollen! Ja, ohne Löffel (im Restaurant zumindest auf jeden Fall; privat je nach Familiengepflogenheit).
Überhaupt ist die «ICH esse so, wie ICH will»-Haltung schlicht unangebracht (siehe oben – Stichwort «Gast»). Teil des Reiseerlebnisses ist es, sich örtlichen Sitten unterzuordnen. Des Weiteren: Ein paar Floskeln in der Landessprache zu beherrschen, wäre ebenso angebracht – nur schon, um Goodwill zu zeigen; da stört dein Akzent auch nicht.
Und bitte, bitte, BITTE sei kein hirnverbrannter Idiot, der auf einem 2000 Jahre alten Denkmal seinen Namen einritzt!