Es mag vielleicht aussehen wie ein Chilbi-Spassmobil oder irgendwas aus einer längst vergessenen Hollywood-Komödie – in der Tat war es aber aufgrund seines geringen Gewichts und seiner Wartungsfreundlichkeit ein erstaunlich sinnvolles Fahrzeug für den Einsatz auf Schnee und Eis.
Und es war das wohl kleinste (und ganz bestimmt das stylischste) Vehikel, das je in der Antarktis zum Einsatz kam. Verehrte Damen und Herren, der Mini-Trac!
Wie durchquert man am besten die gefrorenen Eiswüsten der Antarktis? Mit Schlittenhunden ... ausser, man will ein paar weniger abgefrorene Nasen und tote Vierbeiner, dann nämlich lautet die Antwort stets: eine Form von Kettenfahrzeug. Vor allem in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als diverse Nationen miteinander wetteiferten, eine Präsenz auf dem Südkontinent zu etablieren, wurden zum Teil unglaubliche Gefährte konzipiert, konstruiert und – mit unterschiedlichem Erfolg – eingesetzt. Die riesigen Charkowtschanka der Sowjets, etwa, bleiben in Erinnerung. Aber selbst dieses Foto des Fahrzeugparks der neuseeländischen antarktischen Forschungsmission anno 1960 zeigt die breite Palette an Fahrzeugen, die zum Einsatz kamen:
Ganz rechts sieht man einen kanadischen Nodwell 110, der für Expeditionen benutzt wurde; Zweiter und Dritter von links sind kleinere schwedische Snow-Tracs. Doch auch ein hundskommuner Land Rover ist ebenso mit dabei wie auch Ferguson-Traktoren (ganz links im Bild), die sich als sehr nützlich und zuverlässig im antarktischen Alltag bewährten.
Als die Australian Antarctic Research sich auf der Suche nach einem kleinen Verbindungsfahrzeug für ihre Forschungsmission befand, meldete sich ein kurliger Konstrukteur namens Terry O'Hare aus Melbourne zu Wort, der eine Firma hatte, die die oben genannte Nodwell-Kettenfahrzeuge sowie die kleineren Snow-Tracs importierte und diese nach den Bedürfnissen seiner Kunden umbaute. Auf letzterem Gefährt basierte O'Hares Entwurf für das australische Antarktik-Auto. Auf dem Snow-Trac ... und auf dem BMC Mini.
Zur Erinnerung: Der vielleicht wichtigste Beitrag, den der Mini zur Automobilwelt leistete, war das Layout: ein quer eingebauter Reihenvierzylindermotor, der die Vorderräder antreibt. Und da die schwedischen Snow-Tracs – wie die allermeisten Kettenfahrzeuge – am vorderen Kettenrad angetrieben werden, war die Entwicklung des Mini-Trac relativ unkompliziert. Statt eines Steuerrades bekam er eine Hebellenkung. Ein etwas grösserer 1,1-Liter-Motor wurde eingebaut, aber ausser dem Einsatz von polartauglichem Motorenöl und Frostschutzmittel eigentlich unverändert belassen.
1965 wurde das Auto der australischen Forschungsmission ausgeliefert, wo es gemäss Berichten erfolgreich seinen Dienst tat und bei der Crew sehr beliebt war. Bald aber wurde es einem Skiort im südaustralischen Victoria weiterverkauft. Wer mehr über den Mini-Trac erfahren will (auch darüber, wo sich die insgesamt drei je hergestellten Fahrzeuge heute befinden), dem empfehlen wir diese kurze Dokumentation von Callum Gillies:
Derweil: Während wir hier auf den Frühling und eventuelle Lockerungen des Covid-Lockdowns hoffen, schauen wir aus dem Fenster auf das Schneetreiben – und denken vielleicht: Ein Mini-Trac. Das wär's jetzt!