Es ist die zweite Sendung für Christa Rigozzi und Jonas Projer. Letztes Mal ging es um die KESB, diesen Sonntag stand die Flüchtlingsdiskussion auf dem Programm. Dafür wurde zuerst der Film «Grenzerfahrungen» gezeigt.
Im Film wurde einerseits Pilot Fabio Zgraggen porträtiert, der aus eigener Initiative mit einem Flugzeug über das Mittelmeer fliegt, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu spotten. Andererseits dreht sich der Film auch um Patrick Benz, der Schweizer Grenzwächter ist.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit dürfte aber – wie auch schon in der ersten Sendung – Rigozzi gestanden haben. Auch heute war es ihre Aufgabe, Anrufer und Studiogäste bei der Leine zu halten. Alles andere als einfach. Gleich zu Beginn hat die Ex-Miss Mühe, einen Anrufer zu unterbrechen, der nicht mehr aufhört zu sprechen.
SP-Nationalrat Cédric Wermuth gelingt es dagegen besser, in die Sendung einzusteigen. Gleich zu Beginn, als es um die Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen geht, meint er spitz: «Verhungern ist am Schluss nicht sehr viel lustiger als erschossen zu werden.»
Auch auf den Vorwurf, dass die NGOs im Mittelmeer nur noch mehr Flüchtlinge auf diese Route locken würden, hat er eine klare Antwort: «Menschen flüchten nicht, weil es NGOs gibt, es gibt NGOs, weil Menschen flüchten.»
Nicht nur in der Arena, sondern auch politisch auf der anderen Seite steht Lega-Politiker und ehemaliger SVP-Bundesrats-Kandidat Norman Gobbi. Dieser wirft Flüchtlingshelferin Liska Bernet auf ihr Votum, man müsse für stärkere Frauenrechte in Afrika schauen, um die Geburtenrate zu senken, einen «neuen Kolonialismus» und Bevormundung vor.
Daraufhin holt Wermuth zum Gegenschlag aus und wirft Gobbi und der gesamten bürgerlichen parlamentarischen Mehrheit vor, es sei bei Rohstoffausbeutungen und Waffenlieferung nie ein Problem, imperialistisch zu wirken. Wenn es jedoch darum gehe den Menschen zu helfen, komme man sofort mit dem Argument Kolonialismus.
Hilfe kriegt der SP-Nationalrat aus dem Publikum. Dort sitzt Okbaab Tesfamariam, der selbst vor acht Jahren über das Mittelmeer nach Europa und schliesslich in die Schweiz flüchtete. Dieser fragt, an Gobbi gerichtet: «Nur weil man in der Schweiz geboren ist, darf man überall hin reisen, als Eritreer aber nicht?»
In Eritrea gebe es Freiheit für Waffen, Geld und Ressourcen, nicht aber für Menschen. «Niemand flieht ohne Grund», beendet Tesfamariam sein Statement.
In der Folge treibt es Wermuth aber zu weit. Laut Projers Zählung bringt er Schleichwerbung für gleich vier SP-Vorstösse in der Sendung unter und wird darum kurzerhand vom Moderator zum Schweigen gebracht.
Nun wird der angeschlagene Wermuth in die Mangel genommen und zwar von zwei Damen aus dem Publikum. Sie werfen dem SP-Nationalrat vor, er würde die Probleme mit den Flüchtlingen als Einzelfälle herunterspielen. Wermuth hingegen versucht die beiden mit Zahlen aus der Kriminalstatistik zu beruhigen – vergeblich.
Doch nicht nur mit Wermuths Einzelfällen sind die beiden unzufrieden, sondern mit dem politischen System. Es sei ihr «zum Kotzen», wie die in Bern keine Politik mehr betreiben würden, sondern nur noch auf die Person des Gegners zielten.
«Und Sie Herr Wermuth, sind genau so einer!», beendet die Dame ihre Kritik. Wermuth macht sich in seiner Antwort währenddessen bei Moderator Projer unbeliebt, weil er für die AHV-Abstimmung wirbt.
Lunte gerochen hat hingegen Norman Gobbi. Dieser befeuert die aufgebrachte Stimmung im Publikum noch. Dort wird eifrig genickt, als Gobbi die in Vergessenheit geratenen mittellosen Schweizer anspricht, auf deren Rücken das Asylwesen lastet. Gobbi kann damit die «Büezer» aus dem Publikum erfolgreich hinter sich scharen – Wermuth muss hilflos zuschauen.
Dem Ganzen ein Ende setzt der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Flüchtlinge, Peter Arbenz. Er meint: «Wir haben eine menschenwürdige und korrekte Asylpolitik.» Und das koste halt nunmal Geld.
Und Christa Rigozzi? Sie wird im Verlauf der Sendung immer souveräner. Die nächsten Anrufer, die nicht mehr auf den Punkt kommen, unterbricht sie und sorgt für Ordnung. Zum Schluss blendet sie noch einen Tweet ein, in dem steht: «Frau Rigozzi, diese Sendung passt einfach nicht zu ihnen.»
@srfarena Frau Rigozzi sie waren mir immer sehr sympathisch. Aber diese Sendung passt nicht zu ihnen.
— Rudolf Lienhart (@Rue_Lien) 17. September 2017
Sie meint dazu keck: «Schade, ich fühle mich so wohl hier!» Alle lachen, die Sendung ist zu Ende. Dass es eigentlich um die beiden Männer an den Grenzen ging, hätte man beinahe vergessen können. Denn obwohl sie im Studio sind, kommen sie kaum zu Wort.