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Wie Rihanna vom Pop-Sternchen zur Ikone des modernen Feminismus wurde

Rihanna – oder die Schlampe ist der Mann

Bild: EPA EFE
Heute Freitag tritt Rihanna ab 18 Uhr im Stadion Letzigrund in Zürich auf. 2004 deutete noch wenig darauf hin, dass sie einst zu einem Vorbild für Feministinnen werden würde. Doch der Superstar aus Barbados blickt auf einen erstaunlichen Werdegang zurück.
12.08.2016, 06:5616.08.2016, 11:47
Benno Tuchschmid 
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Miranda July ist ein Star in den USA. Die Autorin gilt als Galionsfigur einer neuen Generation von Feministinnen, als Ikone hipper junger Bildungsbürger. Und sie ist verliebt in Rihanna.

Miranda July traf die 28-jährige Sängerin letztes Jahr in einem In-Restaurant in Los Angeles, um für eine Beilage der «New York Times» ein Porträt über Rihanna zu schreiben. Sie sprach mit ihr über Vaginen, Rassismus und Instagram. Und am Ende war Miranda July noch verliebter.

Singer Rihanna poses for a photoshoot in Havana May 28, 2015. REUTERS/Stringer
191 Millionen verkaufte Tonträger und trotzdem geliebt vom Feuilleton: Rihanna.Bild: STRINGER/REUTERS

Wenn die berühmteste Zeitung der Welt eine berühmte Autorin beauftragt, sich einer Berühmtheit anzunähern – dann muss Rihanna etwas Besonderes sein.

Der Schriftsteller Foster Wallace hatte für die «New York Times» einst Roger Federer als «religiöse Erfahrung» in einem Essay verewigt. Aber wie sich Miranda July letztes Jahr in der «New York Times» öffentlich verguckte, das war einzigartig.

Das mag damit zusammenhängen, dass die Welt zwar reich an Pop-Stars ist, aber arm an kompromisslosen Figuren wie Rihanna. Bei ihr trifft sich für einmal der Geschmack der Inteligenzija mit dem Geschmack der Masse. 191 Millionen verkaufte Tonträger und trotzdem geliebt vom Feuilleton.

Selbstbewusstsein ohne Nettigkeit

2004 deutete wenig darauf hin, dass Rihanna einst zu einem Vorbild für Feministinnen werden würde. Mit 16 Jahren zog die auf der karibischen Insel Barbados aufgewachsene Robyn Rihanna Fenty mit ihrer Mutter nach New York.

Ziel: Star werden. Sie begann ihre Karriere mit diesem gesichtslosen, gebleichten Nuller-Jahre-R-’n’-B, gewürzt mit einer Prise karibischer Exotik und einigen gut verdaulichen Dancehall-Stücken.

Rihanna brachte schon als 16-jährige Jugendliche alles mit: tolle Stimme, aussergewöhnliches Aussehen, unbändiger Ehrgeiz. Aber wäre da nicht schon in der ersten Hit-Single «Pon de Replay» dieser unverkennbare Trotz in Rihannas Stimme hörbar gewesen, sie wäre nicht gross aufgefallen unter all den Katy Perrys, Britney Spears’ und Christina Aguileras. Sie war ein gewöhnliches Hit-Produkt.

Rihanna - Pon de Replay

Video: © Youtube/RihannaVevo

Erstaunlich an Rihanna ist nicht, dass sie zu Beginn ihrer Karriere Erfolg hatte. Aussergewöhnlich ist, dass Rihanna immer noch Erfolg hat. Das hat damit zu tun, dass sie sich irgendwann nach ihren ersten grossen, aber braven Welthits entschied, ihre Trotzigkeit nicht mehr zu unterdrücken.

Heute gibt es global keinen Pop-Star, dem Konventionen scheissegaler sind, als Rihanna. 42,5 Millionen Menschen sehen der kiffenden, nippelgepiercten Frau auf dem sozialen Netzwerk Instagram dabei zu, wie sie nicht einmal den Ansatz eines Versuchs macht, ihr Selbstbewusstsein in Nettigkeiten zu verpacken. Im Vergleich zu Beyoncé, Lady Gaga oder Madonna spiele Rihanna keine Rolle, sagt Miranda July.

«… wenn es um Business geht, dann wird eine schwarze Frau plötzlich auf Ihr Schwarzsein aufmerksam gemacht.»
Rihanna

Rihanna ist keine Performance. Sie ist die junge Frau, die ihre Sexualität als Offensiv-Waffe einsetzt. Und dafür Applaus von Frauenrechtlerinnen erhält: «Für schwarze Frauen, deren Körper historisch unter Aberkennung ihrer Menschlichkeit dem gewaltsamen sexuellen Missbrauch dienten, ist eine Wiedererlangung ihrer eigenen Sexualität ein revolutionärer Akt», wird die schwarze Feministin Cate Young im «Spiegel» zitiert.

Rihanna äussert sich heute auch immer wieder kontrovers zum Thema Rassismus. Zu Miranda July sagt Rihanna einst, jeder sei einverstanden mit einer jungen, schwarzen Frau, die singe, tanze, Party mache und gut aussehe. «Aber wenn es um Business geht, dann wird eine schwarze Frau plötzlich auf Ihr Schwarzsein aufmerksam gemacht.»

Die Bitch ist der Mann

Musikalisch hat sich Rihanna mit ihrem letzten Album «Anti» eigentlich aus dem Mainstream verabschiedet. Nichts erinnert mehr an die austauschbare Stangen-Musik aus der Anfangszeit. «Anti» ist eine avantgardistische Produktion, die sich kaum noch in ein Genre einordnen lässt.

Rihannas rohe Direktheit passt perfekt in die heutige Zeit. Im Videoclip zu ihrer Single «Bitch better have my money» – was sinngemäss «Schlampe, rück mein Stutz raus» heisst – entführt sie zusammen mit einer ethnisch bunt zusammengewürfelten Frauen-Bande eine sehr weisse, sehr reiche, sehr blonde Dame.

Der Clip ist ein audio-visuelles Statement – und sorgte prompt für einen Skandal. In einer Szene lässt Rihanna die entführte weisse Dame gefesselt von der Decke hängen. Frauenfeindlich!, schrien die Kritiker. Insbesondere in Kombination mit dem Titel: «Bitch better have my money».

Jetzt auf

Nur: Die Kritiker sahen den Clip wohl nie bis zum Schluss. Rihanna schliesst sich darin am Ende mit der entführten Blondine zusammen und rächt sich blutig an ihrem Mann. Oder wie Rihanna es ausdrückt. «Ich verstehe die Aufregung nicht. Die Schlampe ist der Mann.»

Rihanna tritt heute Abend ab 18 Uhr im Stadion Letzigrund in Zürich auf. 

Frauen-Themen, Feminismus, Sexismus, Gesellschaft

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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Emperor
12.08.2016 11:37registriert November 2015
Ich muss dem Autor ein Kränzchen winden, er hats geschafft in diesem Text ein langweiliges, sexistisches "sex sells" Mainstreamprodukt in eine feministische Antirassimus Ikone um zu schreiben...
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Karl Müller
12.08.2016 12:43registriert März 2015
Köstlich!

Da entführt Rihanna im Video eine Frau, die ihr nichts getan hat, lässt sie gefesselt und halbnackt von der Decke baumeln, sie wird mit einer Flasche KO geschlagen als sie um Hilfe rufen will, es werden ihr die Lippen zugetackert, sie betäuben sie mit Alkohol und Gras (nein, sie verbünden sich nicht!) und schleppen sie nackt in einer Kiste zu ihrem Mann zurück ...

... aber egal! Wichtig ist, dass mit "Bitch" der Mann gemeint ist und der am Schluss getötet wird. Das überwiegt dann irgendwie und somit ist es nicht frauenfeindlich, und das ist doch sowieso die Hauptsache, ja?
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Der Zahnarzt
12.08.2016 09:11registriert März 2016
Ein wundervoller Tag für die PR-Leute von Rihanna. - Eine Frau, weiss, intellektuell, Künstlerin, Feministin, Mittelschicht, bestätigt, dass Rihanna, eine Frau, schwarz, Popsängerin, Multimillionärin, etwas für die Befreiung der weiblichen Sexualität gemacht hat und eine echte Feministin ist! - Ja dann kann man doch mit gutem Gewissen das neue Album von Rihanna kaufen und während man den Cash überweist zu sich selber sagen: Ich unterstütze die Befreiung der weiblichen Sexualität!
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