Es ist ja nicht so, als hätten die Deutschen es nicht gewusst. Vor dem Nations-League-Knüller gegen Frankreich wurde Julian Draxler gefragt, wie sein PSG-Kollege Kylian Mbappé zu stoppen sei. Die Antwort: «Wenn er den Platz zum Durchstarten hat, ist es nahezu unmöglich, ihn mit seinen gefühlt 300 PS wieder einzuholen. Kylians grösste Waffen sind die Geschwindigkeit und der Abschluss. Beide darf man ihn nicht nutzen lassen, indem man sehr kompakt verteidigt.»
Leichter gesagt als getan. Mbappé erwischte beim 2:1-Sieg der Franzosen zwar nicht seinen besten Tag. Aber immer, wenn er am Ball war, ging ein Raunen durchs Publikum. Die 78'000 Zuschauer im ausverkauften Stade de France wussten, dass jederzeit etwas Grosses passieren könnte.
Zwei-, drei Mal liess Mappé sein Können dann auch aufblitzen. Wie Schulbuben liess der 19-jährige PSG-Stürmer seine Gegenspieler Mats Hummels, Niklas Süle oder Matthias Ginter aussehen, wenn er sie jeweils im Vollsprint überholte. Besonders augenfällig war das in der 8. Minute, als Mbappé in neun Sekunden von einem Strafraum zum anderen flitzte:
119 Meter lang ist das Feld im Stade de France: Mbappé kam in den neun Sekunden also gut und gerne 90 Meter weit – macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 km/h. Zum Vergleich: Usain Bolt kam bei seinem 100-Meter-Weltkrekord auf ein mittleres Tempo von 37,5 km/h.
#Mbappe ran at a peak speed of 44.7 kmph to score #PSG's 3rd goal v Lille. Ave speed was 36 kmph - just a touch slower than Usain Bolt's 37.5 kmph when setting world 100m record. pic.twitter.com/atyxteIiO2
— Robin Bairner (@RBairner) 10. Dezember 2017
Mbappés Spitzenwert soll gar bei 44,7 km/h liegen, gemessen beim 3:1-Sieg gegen Lille im Dezember 2017. Kein Wunder, forderten in den sozialen Medien nicht wenige ein Rennen zwischen den beiden Super-Sprintern. Wieso nicht in «Tschuttschuhen» auf dem Rasen? Bolt hat ja Ambitionen, Profifussballer zu werden …
Trotz seiner Überlegenheit beim Speed hielten die Deutschen Mbappé gestern meist gut in Schach. Die beste Chance vergab das Supertalent, als es in der 52. Minute Süle abschüttelte, alleine vor dem Tor aber an Manuel Neuer scheiterte.
Auf den ersten 30 Metern soll auch Timo Werner schneller sein als Usain Bolt. Das hört man zumindest immer wieder. Ganz anders als bei Mbappé stach dessen Antritt aber während des ganzen Spiels nie richtig ins Auge. Immer wieder wurde der Leipzig-Stürmer von den französischen Verteidigern im Sprint gestellt – wie übrigens auch Flügelflitzer Leroy Sané.
Woran lag's? Sind die französischen Verteidiger einfach viel schneller als die deutschen Abwehrrecken? Oder ist Mbappé vielleicht doch noch eine Spur schneller als Werner und Sané? Wir lassen Zahlen sprechen: Werners Topspeed in der letzten Bundesliga-Saison betrug «nur» 35,03 km/h. Das reicht nie und nimmer, um an Mbappé vorbeizuziehen.