21 Titel hat Pep Guardiola als Trainer bisher geholt, darunter zwei Mal die Champions League und je drei Mal die Meisterschaften in Spanien und Deutschland. Der Erfolg gibt dem Spanier Recht, er ist einer der besten Trainer der Neuzeit. Ein Ignorant, wer etwas anderes behaupten würde.
Ich bin ein Ignorant. Ich behaupte, Pep Guardiola hat noch nicht bewiesen, dass er ein ganz grosser Trainer ist. Denn der Katalane legte sich sowohl beim FC Barcelona als auch bei Bayern München ins gemachte Nest. Etwas harsch formuliert könnte man sogar sagen, mit diesen überragenden Kadern hätte selbst ein Affe an der Seitenlinie gewisse Erfolge gefeiert.
Guardiola betreute Mannschaften, die bereits so stark waren, dass er nur noch leicht daran feilen musste und seine Kurzpass-Philosophie schnell einbringen konnte. Pep konnte seine einzige Spielidee perfekt umsetzen.
Als sich Guardiola entschied, bei Manchester City als Cheftrainer zu übernehmen, wagte er den mutigen Schritt raus aus der Komfortzone. Er hatte eine Mannschaft übernommen, die noch nicht fertig war und nicht von alleine funktionierte. Im Kader von ManCity steckte zwar unendlich viel Potential, doch es musste noch viel gearbeitet werden. Das wusste auch Pep.
Mit der Ankunft des spanischen Trainers am 1. Juli 2016 sollte eine neue, erfolgreiche Ära beginnen und so blieb Guardiola kein Wunschspieler verwehrt. Das ohnehin bereits mit Stars gespickte Kader wurde als Antrittsgeschenk für Pep mit 213 Millionen Euro weiter verstärkt.
Die «Citizens» beendeten die Saison 2016/17 trotz den grossen Investitionen nur auf Rang 3, 15 Punkte lag man am Ende hinter Meister Chelsea. In der Champions League war bereits im Achtelfinale gegen Aussenseiter Monaco Endstation.
Erschreckend waren primär nicht die enttäuschenden Resultate und der fehlende Titel in Guardiolas Debüt-Saison, sondern seine taktische Hilflosigkeit.
Die Stammformation während der letzten Saison war ein 4-1-4-1 oder – je nach Ausrichtung – die etwas defensivere Variante mit zwei Sechsern, ein 4-2-3-1. Das lief vor allem anfangs Saison (6 Liga-Siege in Serie, 18:5 Tore) sehr gut.
Doch als Guardiola nach der ersten Niederlage (0:2 in Tottenham) begann, in der Formation bedeutende Änderungen vorzunehmen, scheiterte das Experiment grandios. Ingesamt spielte Guardiola fünf Partien mit der Dreierkette. Es gab dabei keinen einzigen Sieg.
Die taktische Flexibilität, das System zu wechseln, war der Grundstein für den Meistertitel von Antonio Conte mit dem FC Chelsea. Der Italiener stellte nach zwei Niederlagen in Serie von 4-1-4-1 auf 3-4-2-1 um und feierte danach 13 Siege in Serie. Pep Guardiola schaffte es hingegen nicht, seiner Mannschaft eine System-Umstellung beizubringen.
Ob Guardiola das Projekt Dreierkette bei City mittlerweile ganz aufgegeben hat? Die Tatsache, dass der Startrainer diesen Sommer für 130 Millionen Aussenverteidiger einkaufte, spricht dafür. So könnte Guardiola sichergehen, dass er in Zukunft nicht mehr auf die Dreierkette zurückgreifen muss. Eine andere Option wäre es, die Neuzugänge Benjamin Mendy, Kyle Walker und Danilo als offensive Aussenverteidiger für ein etwaiges 3-5-2 einzusetzen und damit endlich mehr taktische Flexibilität zu erhalten.
Insgesamt hat Manchester City diesen Sommer schon 238 Millionen in neue Spieler investiert. Pep muss sich fühlen wie ein Kind im Süsswarenladen, dessen Eltern ihm ein paar (zu) grosse Noten in die Hand gedrückt haben.
Guardiola hat in seiner Amtszeit bereits 451 Millionen für neue Spieler ausgegeben – in knapp 13 Monaten. Da er es bisher nicht schaffte, selbst eine funktionierende Mannschaft zu formen, kauft er die fertigen Spieler ein. Damit geht er den einfachen, feigen Weg.
Verwundern dürfen uns hohe Millionen-Beträge für Transfers nicht mehr. Wie sich der Transfermarkt in den letzten Jahren entwickelt hat, ist schlicht krank.
Doch Manchester City haut im Vergleich zu den anderen Premier-League-Topklubs nochmals deutlich mehr Geld raus. Während sich die Transferbilanzen 2016/17 von Manchester United (- 111,2 Mio.), Chelsea (- 62,50 Mio.), Arsenal (- 40,8 Mio.) und Liverpool (- 38,5 Mio.) einigermassen im Rahmen halten oder sogar positiv sind (Tottenham, + 80 Mio.) schreibt City ein Minus von fast 200 Millionen (- 196,6 Mio.).
Die Zeichen der «Citizens» stehen auf Angriff. Diese Saison muss ein Titel her, sonst hat Pep Guardiola versagt. Sonst ist er doch nicht der überragende Trainer, für den ihn viele gehalten haben. Vielleicht bin ich dann kein Ignorant mehr.