Die deutsche Generalbundesanwaltschaft macht Ernst mit der juristischen Verfolgung mutmasslicher syrischer Kriegsverbrecher: Am Freitag nahmen Beamte den Arzt Aala M. in Hessen fest. Ermittelt wird wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
M. wird Ungeheuerliches vorgeworfen. In einem Spital des syrischen Militärgeheimdienstes in Homs soll er im Oktober 2011 einen Demonstranten, der nach Folter durch Angehörige des Regimes einen epileptischen Anfall erlitten hatte, mehrfach mit einem Stock verprügelt und auf ihn eingetreten haben.
Mitgefangene hatten A. wegen der Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes des Oppositionellen alarmiert, woraufhin es zu den Übergriffen kam. Der Demonstrant verstarb an seinen Verletzungen.
Angehörigen, die Gefängniswärter mit einem hohen Geldbetrag bestochen hatten, wurde schliesslich der Leichnam überstellt. Es wurden Spuren weiterer Folterpraktiken offenbar, unter anderem hatten Assad-Getreue Löcher in den Schädel gebohrt.
M. wird in einem weiteren Fall vorgeworfen, Alkohol auf die Genitalien eines Häftlings geschüttet und entzündet zu haben, wie der TV-Sender Al Jazeera berichtet. M. verliess Syrien 2015 und praktizierte seither nahe Kassel als Orthopäde. Er wurde von mehreren Zeugen erkannt und demaskiert. Vor Gericht muss er sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten sowie wegen gefährlicher Körperverletzung.
Spätestens im April 2011 habe die Regierung in Damaskus begonnen, die Proteste Oppositioneller mit brutaler Gewalt zu unterdrücken, so die Generalbundesanwaltschaft. Sie ermittelt bereits seit April gegen zwei weitere Schergen Assads, denen im einen Falle 58-facher Mord und im anderen Falle Beihilfe zum Mord vorgeworfen wird.
(tat)