Eben entdeckt auf YouTube:
Pizza-Suppe nennen die das, jap.
Pizza.
Suppe.
Präsentiert wird diese kulinarische Kreation von jemandem, der sich Foodbeast nennt, womit die Urheber immerhin bei der Namensgebung ehrlich sind: Die meisten Rezepte auf dem betreffenden YouTube-Channel sind in der Tat bestialisch.
Aber zurück zur Pizza-Suppe: Habt ihr gesehen, was der Typ gegen Ende des Videos macht? Guckt:
Genau: Er schaufelt sich ein Löffel dieses Pizza-Suppen-Mozzarella-Geschlabbers auf ein Stück getoastetes Brot – ergo, er macht sich ... eine Pizza!
Und das, verehrte Damen und Herren, versinnbildlicht bestens, weshalb die meisten Rezept-Kombinationen à la Pizza-Suppe am Ende schlicht und einfach doof sind.
Die Pizza-Suppe wird womöglich nicht mal schlecht schmecken, doch der Käse wird oben in einem Klumpen zusammenkleben, während der Rest wie Tomatencremesuppe schmeckt. Und dann merkt man, dass etwas Brot dazu nicht leid wäre ... ach, da wären wir wieder bei der Pizza, quod erat demonstrandum.
Die Pizza-Suppe ist jedoch nicht der einzige Kollateralschaden an der Küchen-Front. Weitere Beispiele gefällig? Bitte sehr:
So wirds gemacht:
7-Layer Steak Sandwich. http://bzfd.it/20yiW7tPin it for later: http://bzfd.it/20yjfPr
Posted by BuzzFeed Food on Friday, 29 January 2016
Hübsch, gewiss. Aber habt ihr mal den Aufwand einberechnet? Und das für etwas, das am Ende weniger gut schmeckt als wenn man dieselben Zutaten an Ort und Stelle zwischen zwei grosse Stücke knusprigen Brotes geklemmt und sich damit einen irrsinnigen Steak-Sandwich kredenzt hätte. Hier wollte jemand das Rad neu erfinden, ganz klar.
Eines der Erfolgsprodukte des dänischen Käseherstellers Castello ist ein Weisskäse-Blauschimmel-Hybrid, den die Macher als «ein bisschen wie Brie und ein bisschen wie Stilton» beschreiben – womit das Problem bereits identifiziert ist: Nicht ganz so gut wie ein guter Brie und nicht ganz so gut wie ein guter Stilton (ohnehin gibt es fast nichts, das so gut ist wie ein guter Stilton, aber das nur so nebenbei). Castello Blue ist der BMW X3 der Käse-Theke.
Ach, die armen Product Developer dieser Welt! Die Ärmsten müssen immer wieder mit Innovationen auftrumpfen, mit denen sie die Konsumenten animieren können – und dabei verfallen sie immer wieder dem Irrtum, dass wenn «Produkt A» fein ist und «Produkt B» ebenfalls, daraus zweifelsohne folgen muss, dass die Kombination von «Produkt A» mit «Produkt B» doppelt so fein ist.
Leider ist dem nicht so.
Immerhin: Bisher sprechen wir von Esswaren, die nicht so übel schmecken. Der Castello Blue ist eigentlich noch okay.
Schaut man aber gen Nordamerika und die dortige Fastfood-Kultur, findet man Abscheulichkeiten sondergleichen. Voilà:
Arghh. Pizza ist doch perfekt so wie sie ist. Und Cheeseburger auch. Wieso muss man beide auf einmal zerstören?
Eine mögliche Antwort: Weil man es kann!
Sagt mal, welcher Idiot will denn Pasta auf seiner Pizza?
Und fangen wir gar nicht erst an mit dem hier:
Würden wir von Foodporn sprechen, wäre das die Sado-Maso-Variante: Aber wir reden hier schliesslich von Junk Food aus einem Land, das mit einer grassierenden Verfettung weiter Teile der Bevölkerung zu kämpfen hat. Im Alten Europa würde sowas nie passieren ... Oder?
Doch. Leider:
«La pizza che si crede un burger», so der Werbe-Claim auf Italienisch. «Die Pizza, die meint, sie sei ein Burger». Und eine Pizza, die das meint, ist dumm wie Brot.
Okay, so viel zur Abteilung Fastfood, die ohnehin über jeden Zweifel erhaben ist.
Aber bei den Gesundessern sieht es manchmal auch nicht besser aus:
Das, verehrte Leserschaft, ist eine «Creamy Chicken Quinoa and Broccoli Casserole», und ich frage mich ernsthaft, weshalb zum Geier es hier Quinoa braucht (es sei denn als Streckmittel). Es ist schon unappetitlich genug, dass der Quinoa-Trend den bolivianischen Bauern ihr Grundnahrungsmittel wegnimmt. Muss man noch Quinoa auch noch dort hineinschmeissen, wo es nichts zu suchen hat?
So wie hier zum Beispiel ...
Im Ernst jetzt?
Überhaupt wird unter dem Vorwand «Sushi» jede Menge Blödsinn angestellt. Schaut mal:
Fruit + Sushi = Frushi. Muahahahaha!
«Hmm, Sushi mag ja gut sein, aber wie fein wäre es erst, wenn man den Fisch durch eine halbe Scheibe Kiwi, einer Himbeere und einen Schnitz Büchsen-Mandarine ersetzen würde!» ... said no person ever.
Grossartig! Röstikroketten, Rührei, Käse und Jalapeños werden in Speck gewickelt. Fein, gewiss. Aber ein zeitraubender Riesen-Aufwand für etwas, das keinen Deut besser schmeckt als ein Teller Käse-Jalapeños-Rühreier, Speck und Röstikroketten.
Okay. Erstens, liebe Angelsachsen, bedeutet «prosciutto» schlicht und einfach «Schinken». Rohschinken nennt man «prosciutto crudo» (oder einfach die Kurzform «crudo»), während «cotto» der normale, gekochte Schinken ist. Mit «prosciutto» meint ihr aber ausschliesslich den «crudo». Also nennt ihn gefälligst so. Zweitens (siehe die Breakfast Sushi oben): In mediterranen Gefilden serviert man Melonen-Stücke mit Schinken. Und, ja, meinetwegen könnte man ein, zwei Stücke reifen Brie dazu reichen. Aber erklär mir, weshalb man alles vorher zerstückeln, aufrollen und in Ringe schneiden muss? Aha! Weil: Instagram!
Du kannst mich mal.
Zurück zur Pizza – da wäre noch was:
Das muss ja sowas von gäbig zum essen sein! Tropft garantiert nicht, wenn man ein Stück vom Teig-Cornet abgebissen hat, nein.
Seufz. Wie man Pizza-Stücke ohne zu sabbern isst, muss ich euch nun wirklich nicht mehr erklären, oder?
F a l t e n! Genau.
Melonen-Sushi, Pizza-Cones und Konsorten sind einzig für Pinterest-Walls und Instagram-Feeds zu gebrauchen. Für Verzehr und Genuss bleiben die Original-Versionen ungeschlagen. Und beim Bacon-Milkshake und Artverwandten gilt: Speck ist besser ohne Milkshake, Milkshake ist besser ohne Speck.
Und Gnocchi sind garantiert besser ohne ...
Amerikaner! Hört endlich auf, an unserer Pasta rumzufummeln!
Rant over. Habe fertig. En Guete.