Nach 6472 Tagen endet die Dauer-Regentschaft von FIFA-Chef Joseph Blatter beim ausserordentlichen Kongress des Fussball-Weltverbands in Zürich. Mit der Kür eines Nachfolgers für den gesperrten Präsidenten will die skandalerschütterte FIFA den viel beschworenen Neuanfang starten.
Vor der Abstimmung stand im Hallenstadion von Zürich zunächst die Entscheidung über die Annahme der umfangreichen Statuten-Reform an. Mit grosser Mehrheit wurde das Paket erwartungsgemäss verabschiedet.
«Wir müssen eine Botschaft an die Welt richten, eine Botschaft der Einheit», sagte FIFA-Interimspräsident Issa Hayatou, der den gesperrten und scheidenden Amtsinhaber Sepp Blatter vertrat. Der Kameruner schwor die Landesverbände auf die notwendigen Umstrukturierungen ein. «Die FIFA beginnt ihre Reise mit dem Ziel, Vertrauen wieder herzustellen.»
Mit der Reform will der Weltverband die politische von der ökonomischen Entscheidungsebene trennen. Zudem gilt für den FIFA-Präsidenten und die Mitglieder des neuen Councils, das das umstrittene Exekutivkomitee ablösen soll, eine Beschränkung auf drei Amtszeiten à vier Jahre. Sie müssen sich vor Amtsantritt einem externen Integritätscheck unterziehen, ihre Gehälter werden offengelegt.
Der Chef des Weltverbandes soll repräsentieren und nicht regieren. Verträge über TV- und Marketingdeals werden nicht mehr von ihm gemacht. Er ist Mitglied des Councils (Rat) und darf den Vorschlag für die Ernennung des Generalsekretärs machen. Seine Regentschaft ist begrenzt auf maximal dreimal vier Jahre. Das Gehalt wird veröffentlicht.
Aufsichtsrat statt Regierung: Das neue Gremium ersetzt das Exekutivkomitee. 37 statt 25 Mitglieder, inklusive Präsident mit hoher Repräsentation aus Afrika und Asien. Statt die operativen Entscheide zu treffen, werden sie im Council nur noch genehmigt. Wie der Präsident müssen die Mitglieder einen Integritätscheck durchlaufen. Auch hier sind dreimal vier Jahre die maximale Amtszeit. Laufende Mandate im Exekutivkomitee haben Bestandsschutz.
Der neue starke Mann wird durch den Council gewählt und kontrolliert. Bei ihm laufen alle operativen Fäden zusammen. Er bestimmt das Alltagsgeschäft. Der Top-Manager ist aber auch unter Beobachtung der Abteilung für korrekte Unternehmensführung.
Nur noch 9 statt 26 ständige Kommissionen sollen die Administration schlanker machen. Nicht mehr jedes der 209 FIFA-Mitglieder bekommt einen Posten in Zürich. Die Versorgungs-Kultur für Funktionäre aus aller Welt soll beendet werden. Mindestens die Hälfte der Mitglieder kommen nicht aus der FIFA-Familie, sondern sind externe Experten.
Ethikkommission und juristische Gremien wie die Disziplinarkommission werden komplett unabhängig und extern besetzt.
Alle sechs Konföderationen müssen mindestens eine Frau in den Council entsenden. Gleichberechtigung der Geschlechter wird in die Statuten aufgenommen.
Die Wahrung der Menschenrechte wird als Ziel in die Statuten aufgenommen.
Die sechs Kontinentalverbände müssen grundsätzliche demokratische Regularien in ihre Statuten aufnehmen und unabhängige juristische Institutionen installieren. (pre/sda)