Es fällt uns in der Regel nicht leicht, wichtige Entscheide zu treffen, denn die Konsequenzen sind oft weitreichend. Ausserdem kann sich eine falsche Wahl fatal auswirken. Wer beispielsweise bei der Jobsuche die Weichen schlecht stellt, sich bei der Partnerwahl vertut, sich beim Anlegen des Vermögens verspekuliert oder beim Auswandern mehr dem Gefühl folgt, als Verstand, kann sein Leben ruinieren.
Deshalb erstellen viele eine Checkliste. Sie schreiben die negativen und positiven Aspekte der zur Wahl stehenden Optionen auf und ziehen Bilanz.
Würde man in religiösen Belangen ebenfalls eine solche Liste aufschreiben, wären wohl viele Gläubige über das Resultat erstaunt. Die Kolonne mit den negativen Aspekten wäre beim nüchternen Abwägen wohl um einiges länger als diejenige mit den positiven.
Deklinieren wir testhalber die Frage durch, ob die Existenz Gottes und der christliche Glaube plausibel sind.
Zuerst müssen wir klären, wer Gott ist, was er will und wer ihn uns vorgestellt hat. Dabei stellen wir fest, dass es nur eine Quelle gibt, auf die wir uns stützen können: die Bibel. Das führt uns zur entscheidenden Frage: Wie gesichert sind die Informationen dieses Buches?
Füllen wir zuerst die Kolonne mit den positiven Aspekten aus. Dabei fällt uns auf, dass dies schwierig ist. Es beginnt bei der Frage, ob die Bibel eine verlässliche Quelle ist und die Autoren glaubwürdig sind.
Da keine Originalschriften existieren, können wir diesen Aspekt nicht auf der positiven Seite verbuchen. Das Gleiche gilt für die Autoren: Keiner kannte Jesus persönlich, alle erfuhren nur durch die mündliche Überlieferung von ihm.
Und wie verhält es sich mit den vielen Geschichten, die die Bibel erzählt? Sind sie nachvollziehbar? Auch in diesem Punkt wird es schwierig, Häkchen auf der positiven Seite zu setzen.
Beginnen wir bei Jesus, der Hauptfigur neben Gott. Wie plausibel ist sein Wirken als Sohn Gottes in Menschengestalt? Konnte er tatsächlich Wasser in Wein verwandeln, Fische vermehren und Tote zum Leben erwecken? Und wie schaffte er es, über das Wasser zu spazieren und drei Tage nach der Kreuzigung wieder aufzuerstehen?
Es beginnt noch früher: Wieso liess Gott es zu, dass sein Sohn auf dubiose Weise zum Tod verurteilt wurde? Warum hat Jesus sein schweres Schicksal nicht vorausgesehen und verhindert? Wir können also auch bei diesen zentralen Fragen die Liste kaum mit den positiven Aspekten füllen.
Gehen wir einen Schritt weiter, und betrachten ein paar Geschichten aus der Bibel. Da wäre zum Beispiel die Genesis. Gott schuf Adam aus Lehm und übergab ihm das Paradies. Als es ihm langweilig wurde, entnahm er ihm eine Rippe und modellierte daraus Eva.
Ihr Glück währte aber nicht lang: weil sie vom Apfel der Erkenntnis naschten, wurden sie aus dem Paradies vertrieben und mit der Sterblichkeit bestraft.
Diese Geschichte erinnert an Märchen, Mythen und Legenden und kann wohl nicht unter der positiven Rubrik aufgeführt werden. Sie sind aus wissenschaftlichen, theologischen und ethischen Aspekten nicht nachvollziehbar.
Fahren wir mit Abraham, dem Urpropheten, fort. Macht es Sinn, dass Gott von ihm verlangte, seinen Sohn zu opfern? Gott wollte Abraham auf die Probe stellen und sein Vertrauen testen. Als der Stammesvater den Mordauftrag ausführte, stoppte Gott ihn und rettete Isaak im letzten Moment vor dem Tod.
Nun stellt sich die Frage: Warum verlangte Gott ein so grausames Ritual von seinem treuen Diener? Wusste er als allmächtiges Wesen nicht, dass Abraham ihm ohnehin blind vertraute?
Betrachten wir weiter die Geschichte von Noah und seiner Arche. Sie eignet sich ebenfalls schlecht, um Häkchen auf der positiven Kolonne zu setzen. Es beginnt bei der Sintflut. Auf der Erde gibt es nicht genug Wasser, um sie zu fluten. Schon gar nicht in Form von Regen.
Weiter: Wie schaffte es Noah, eine so riesige Arche zu bauen, dass von allen Tierarten ein Paar Platz fand? Zumal er für die Fleischfresser auch viele Futtertiere brauchte. Ganz zu schweigen vom vielen Heu, das er ernten und in der Arche verstauen musste.
All diese Beispiele zeigen, dass es weder eine Sintflut noch eine Arche gegeben haben kann. Und dass wohl auch Noah, der 950 Jahre alt geworden sein soll, nicht real existierte.
Auch bei der Frage nach Gott dürfte es schwierig sein, Häkchen auf der positiven Seite zu setzen: Wo befindet er sich? Wie ist der Himmel beschaffen? Ist er allmächtig ist? Hat er im Alleingang die Welt und das Universum erschaffen? Wie funktioniert das Leben nach dem Tod. Oder allgemein gefragt: Wie plausibel ist eine Existenz nach dem Ableben im Himmel oder in der Hölle?
Fragen über Fragen und kaum plausible Antworten.
Mir ist bewusst, dass Religion und Glauben primär auf der emotionalen Seite angesiedelt sind. Angesichts des Indoktrinations- und Missbrauchspotentials wäre es sinnvoll, auch dem Verstand eine Stimme zu geben. Indem man eben eine Liste mit positiven und negativen Kolonnen erstellt.