Im Frühling 2017 wurde bekannt, was nach der NSA-Affäre viele befürchtet hatten: Auch der US-Auslandsgeheimdienst CIA konnte über viele Jahre (wie die NSA) praktisch alles knacken – von Smartphones über Computer bis hin zu Smart-TVs. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Windows, Mac, Linux, Android, iOS oder ein anderes Betriebssystem nutzte.
Die US-Regierung bezahlte offenbar gar dafür, US-Software unsicher zu halten, um stets eine Hintertür in Smartphones und Computern zu haben. NSA-Whistleblower Edward Snowden sagte, Sicherheitslücken würden absichtlich nicht geschlossen, dies sei gegenüber den Nutzern unsäglich rücksichtslos und gefährlich. Warum? Weil Sicherheitslücken immer auch von Unrechtsstaaten und kriminellen Hackern ausgenützt werden können, was schlussendlich die Sicherheit jedes einzelnen Menschen gefährde.
Wie recht er damit haben sollte, sehen wir bereits beim nächsten Punkt.
Die Hackergruppe The Shadow Brokers ist bei der NSA eingebrochen und hat dem Geheimdienst diverse staatliche Hacker-Instrumente gestohlen. Im Gegensatz zu Snowden, der mit Journalisten kooperierte, statt Geheimdokumente selber zu publizieren, haben die Unbekannten erbeutete Hacking-Tools und Sicherheitslücken im April 2017 im Internet veröffentlicht.
Kurz darauf lancierten sie gar einen kostenpflichtigen Abo-Service für Sicherheitslücken. Staaten, Software-Hersteller wie Apple, Google oder Microsoft und auch sonst jeder mit guten oder schlechten Absichten kann sich die erbeuteten Sicherheitslücken und Hacking-Tools als Malware-Abo kaufen.
Damit blamierten The Shadow Brokers nicht nur die NSA bis auf die Knochen, sie gefährden auch Millionen Internet-Nutzer, da so theoretisch jeder kriminelle Hacker die Lücken ausnutzen kann.
Mit ihrer Aktion führten The Shadow Brokers der Welt eindrücklich vor Augen, was passiert, wenn staatliche Hacker-Werkzeuge ausser Kontrolle geraten, sprich frei verfügbar werden. Die Folge sind Online-Katastrophen wie etwa der Lösegeldtrojaner WannaCry (siehe Punkt 3).
Im Mai versetzte ein Lösegeldtrojaner namens WannaCry die halbe Welt in Schrecken. Der Trojaner verbreitete sich in wenigen Tagen in über hundert Ländern und verschlüsselte die Computerdaten der befallenen Rechner. Die unbekannten Erpresser behaupteten, betroffene Firmen könnten ihre Computer durch eine Lösegeldzahlung wieder entsperren.
Offenbar ging es aber nicht primär darum Geld zu erbeuten, sondern möglichst viel Chaos zu stiften. Der vielleicht grösste Cyber-Angriff der Geschichte legte weltweit Zigtausende Computer lahm, auch die Deutsche Bahn und Krankenhäuser in England waren betroffen.
I have to travel with Deutsche Bahn today
— Anis ⣢ (@0xUID) 13. Mai 2017
Wish me luck guys.... #InfoSec #Ransomware #nhscyberattack pic.twitter.com/7iEi62i3pP
Der Lösegeldtrojaner nutzte eine Schwachstelle in Windows, welche die NSA mutmasslich lange für sich nutzte. Unbekannte Hacker hatten die Spähsoftware zuvor von der NSA erbeutet und publik gemacht.
IT-Sicherheitsforscher und NSA-Whistleblower Edward Snowden spekulierten, dass die NSA Microsoft erst kurz vor der WannaCry-Attacke über die Sicherheitslücke informiert hatte. Offenbar wollte der US-Geheimdienst die Hintertür möglichst lange für sich nutzen und informierte den Software-Hersteller erst, als ihm bewusst wurde, dass das Hacking-Tool in falsche Hände geraten ist.
If @NSAGov had privately disclosed the flaw used to attack hospitals when they *found* it, not when they lost it, this may not have happened https://t.co/lhApAqB5j3
— Edward Snowden (@Snowden) 12. Mai 2017
Die Ironie der Geschichte: Die USA machten Ende 2017 Nordkorea für WannaCry verantwortlich.
Im Juni 2017 riss den Uber-Investoren nach einer beispiellosen Skandal-Serie der Geduldsfaden. Uber-Gründer Travis Kalanick wurde aus seiner eigenen Firma spediert. Kalanick hatte den Fahrdienst zum umstrittensten Start-up der Welt gemacht – und mit unzähligen Skandalen in die Misere geritten.
Ein kurzer Überblick:
Uber verbrennt mehr als zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr und Mitte 2017 hatte das Start-up über 170 gerichtliche Auseinandersetzungen am Hals.
2017 bleibt auch als Jahr der Fake News in Erinnerung. Die Flut von Fälschungen ist spätestens seit dem US-Wahlkampf 2016 ein Politikum: Unter Beschuss sind Facebook und Google, deren Algorithmen fleissig Falschinformationen ausliefern – unter gütiger Mithilfe der Nutzer, die Fakten und Bullshit gleichermassen lesen, liken und teilen.
Noch im Sommer behauptete Mark Zuckerberg, Russland habe keine politische Werbung auf seinem sozialen Netzwerk geschaltet. Doch im Herbst kam's knüppeldick: Dem Kreml nahe stehende russische Propaganda-Organisationen kauften offenbar für mindestens 100'000 US-Dollar etwa 3000 Anzeigen auf Facebook mit polarisierenden Inhalten, um den US-Wahlkampf zu beeinflussen.
Laut Facebook waren schätzungsweise 126 Millionen US-Nutzer mit russischen Propaganda-Inhalten auf Facebook konfrontiert und weitere rund 20 Millionen US-Nutzer auf Instagram, das zum Facebook-Konzern gehört.
Nur kurz darauf erklärte Zuckerberg in einem Video, dass er weitere Wahlmanipulationen aus dem Ausland nicht ausschliessen könne.
Facebook’s Collusion https://t.co/6ese4jJxFn pic.twitter.com/hgLQAONUKL
— Clay Jones (@claytoonz) 8. September 2017
Ein seit 20 Jahren gängiges Verfahren, das Computerchips schneller macht, macht sie auch anfällig für Datenklau. Angreifbar sind fast alle Smartphones und Computer. Welches Betriebssystem genutzt wird (Mac, Windows, iOS, Android etc.), ist bei den Sicherheitslücken völlig unerheblich.
Die Schwachstelle wurde bereits im Juni 2017 entdeckt und den Unternehmen gemeldet, so dass sie Zeit hatten, Software-Updates für Betriebssysteme und Browser zu entwickeln. Das Problem: Updates können die Gefahr nur eindämmen, erst eine neue Prozessor-Generation kann das Problem endgültig beheben. Die Meltdown und Spectre getauften Lücken werden die Welt also noch lange beschäftigen.
Im Fokus der Hacker werden vor allem Server, Router, Smartphones und Geräte aus dem Internet der Dinge stehen, glauben IT-Experten. Die Schwachstellen in den Prozessoren sind ideal für zielgerichtete Angriffe auf Industrieunternehmen oder Rechenzentren, mit dem Ziel der Cyberspionage. Kurz gesagt: Die Chip-Hersteller haben so richtig Mist gebaut.
Übrigens: Der Intel-Chef verkaufte seine Aktien, kurz bevor die Lücken in den Prozessoren öffentlich bekannt wurden ...
Fake News betreffen natürlich nicht nur Facebook, sondern auch Google, Bing oder Twitter. Besonders peinlich wurde es für Google nach dem Las-Vegas-Massaker: Der 64-jährige Stephen Paddock hatte aus einem Hotelzimmer in die Besuchermenge eines Musikfestivals geschossen. Mindestens 59 Menschen starben. Rasch stellte sich heraus, dass Paddock wohl nichts mit Islamisten zu tun hat.
In anonymen Internetforen wurde darauf von Trump-Anhängern die These verbreitet, dass ein Facebook-Nutzer namens Geary Danley der Attentäter von Las Vegas sei. Danley hatte sich zuvor auf Facebook als Trump-Gegner zu erkennen gegeben. Kurz darauf landete die Verschwörungstheorie, die auch von rechten Newsportalen verbreitet wurde, in den Top Stories bei Google, sprich ganz zuoberst in den Google News.
Nach dem peinlichen Vorfall gab Google bekannt, dass man künftig Nachrichten-Webseiten aus den Suchergebnissen entferne, die keine klare Urheberschaft erkennen lassen, bzw. die versuchen, ihr Herkunftsland zu verschleiern.
2017 jagte ein Daten-GAU den anderen. Eine kleine Auswahl:
Wer noch einen Beweis brauchte, dass viele Firmen unsere Kundendaten nicht vor Hackern schützen können, bekam in den letzten Monaten gleich mehrfach geliefert. Im Dezember berichteten Medien, dass Sicherheitsexperten im Darknet eine gigantische Datenbank mit 1,4 Milliarden unverschlüsselten Login-Daten entdeckt haben. Die Passwörter wurden aus unterschiedlichen früheren Hacker-Attacken auf Firmen wie Yahoo, Sony, LinkedIn etc. zusammengetragen.
Stell dir eine verschlossene Tür vor, aber wenn du einfach weiter den Griff probierst, heisst es «oh gut» und man lässt dich ohne Schlüssel rein. Genau das war 2017 bei Apples Mac-Computern der Fall.
Jedermann konnten sich problemlos Zugriff auf Apple-Rechner mit dem aktuellen Betriebssystem macOS High Sierra verschaffen. Dafür reichte es, das Passwort-Feld leer zu lassen und zwei Mal die Enter-Taste zu drücken. Wer's nicht glaubt, kann sich vom folgenden Video überzeugen lassen.
Just tested the apple root login bug. You can log in as root even after the machi was rebooted pic.twitter.com/fTHZ7nkcUp
— Amit Serper (@0xAmit) 28. November 2017
Apple stopfte die Lücke zwar mit einem raschen Sicherheits-Update. Das in grösster Eile programmierte Sicherheits-Update blockierte aber bei einigen Nutzern die File-Sharing-Funktion. Nur zwei Tage später brachte das nun notwendige gewordene nächste Update den so genannten Root-Fehler für einige Nutzer gleich wieder zurück. Dümmer hätte es kaum laufen können.
Eigentlich wollte Apple mit der neuen Betriebssystemversion macOS High Sierra primär die Stabilität und Sicherheit des Macs verbessern. Doch schnell wurde klar, dass man das Update zu früh veröffentlicht hatte – und zwar nicht nur wegen des bei Nummer 9 beschriebenen Passwort-Fehlers.
Neu ist etwa das Datei-System namens APFS (Apple File System). Dateien lassen sich mit einem Passwort verschlüsseln, doch unter macOS High Sierra konnte man mit nur wenigen Klicks das Passwort einblenden. Das Problem: Apple hat eine Passwort-Merkhilfe eingebaut, die einem im Fall der Fälle an das Kennwort erinnern soll. Ruft man diese Merkhilfe auf, zeigt das Betriebssystem aber nicht den Passworthinweis, sondern direkt das Passwort.
Tried myself & it's true: #HighSierra shows the #APFS volume password as hint. Persists reboots, not stored in keychain. Wow. Just wow. pic.twitter.com/FkcHI9KHl9
— Felix Schwarz (@felix_schwarz) 5. Oktober 2017
Apples Probleme mit Passwörtern ziehen sich durch das ganze Betriebssystem. Denn schon kurz nach der Vorstellung von macOS 10.13 Ende September musste Apple eine weitere Sicherheitslücke stopfen. Damals war es möglich, mit einer speziellen App den sogenannten Schlüsselbund (Passwort-Manager) des Mac-Betriebssystems auszulesen. In dieser verschlüsselten Datei kann das Betriebssystem Passwörter für Websites und Zugangsdaten für Server ablegen.
2017 schaltete Swisscom ihr analoges Telefonnetz endgültig ab. Betroffen von der Umstellung waren vor allem ältere Menschen, die noch immer analog telefonierten. Die Swisscom informierte sie mit Briefen «im militärischen Befehlston» wie: «Ohne Ihren Gegenbericht bis zum 15. Juni 2017» werde der Anschluss auf die neue IP-Technologie umgestellt. «Viele Leute fühlen sich genötigt und erpresst», sagte Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz.
Ein weiteres Problem: Bei der Umstellung wurde der Kunde als Mitarbeiter eingespannt. Was bei jüngeren Kunden eventuell funktioniert, ist bei vielen Senioren undenkbar. Wer es nicht schafft, muss den Techniker selbst bezahlen. Zudem versuchte die Swisscom beim Technologiewechsel die Kunden mit bestehenden Verträgen in höherpreisige Abos zu drängen.
Die Quittung folgte auf dem Fuss: Der Konzern hat in anderthalb Jahren 13 Prozent oder 332'000 seiner Festnetzanschlüsse verloren – viele davon an die Konkurrenz.
Briefinserat vom Swisscom CEO in den Sonntagszeitungen. Eine (nachträgliche) Rechtfertigung zum erzwungenen All-IP-Wechsel, welche - durch die Implementierung nach Rammbock-Art - soviele treuen Kunden verärgert und verscheucht hat? pic.twitter.com/S6AdaZLtCj
— Telekom Schweiz (@telekom_ch) October 22, 2017
Eigentlich galt WPA2 als sicher. Doch 2017 zeigte ein Forscher, wie sich das Verschlüsselungsprotokoll zahlreicher WLAN-Hotspots knacken lässt. Ein passwortgeschütztes WLAN zuhause ist so prinzipiell nicht mehr sicherer als ein offenes im Café. Auf diesem Weg könnten etwa Kreditkartennummern, Passwörter, Chat-Nachrichten, E-Mails und Fotos erbeutet werden, sofern sie nicht durch eine weitere Verschlüsselung geschützt sind.
Die gute Nachricht: Der neue WLAN-Sicherheitsstandard WPA3 soll noch 2018 kommen.
Wie immer ist der beste Schutz, sämtliche Updates für WLAN-fähige-Geräte (Router, Smartphone, Computer, Smart-TV etc.) zeitnah zu installieren.
Schon kurz vor dem Start von iOS 11 warnten ein Mobilfunk-Provider und Software-Spezialisten vor Problemen. Einige Nutzer klagen seit iOS 11 tatsächlich über schwächere Akkuleistung, App-Abstürze, einfrierende Bildschirme, Probleme mit der Bluetooth-Verbindung oder generell langsameren Geräten. Apple hat inzwischen zugegeben, dass Geräte mit älteren Akkus absichtlich verlangsamt werden.
Apple merzte die Fehler mit einer Update-Flut aus. In einem Interview mit der britischen Zeitung The Telegraph äusserte sich Apples Marketing-Chef zu den Fehlern und Sicherheitslücken bei macOS und iOS so: «Wir hatten lediglich eine schlechte Woche. Ein paar Dinge passierten, das ist alles.»
Über ein «Blueborne» getauftes Schwachstellen-Paket können Hacker potenziell mehrere Milliarden Geräte ausspähen – wenn sie in Bluetooth-Reichweite sind. Betroffen davon sind Smartphones, Computer oder Smartwatches, die Bluetooth nutzen.
Wie immer ist der beste Schutz, sämtliche Updates möglichst rasch zu installieren. Apple und Microsoft haben die Lücke rasch geschlossen, bei Android-Geräten kommt es auf die einzelnen Geräte-Hersteller an, ob und wie rasch das Sicherheitsupdate ausgeliefert wird.
Ob Apple, Microsoft oder Samsung, sie alle setzen auf die Gesichtserkennung, damit sich Smartphone- und Laptop-Nutzer bequem ohne Passwort oder Fingerabdruckscanner anmelden können. Der Haken daran: Alle Systeme lassen sich mit entsprechendem Aufwand überlisten. Die Kamera im iPhone X wurde offenbar von Sicherheitsspezialisten mit einer Maske ausgetrickst, um Microsofts Gesichtserkennung bei Windows-Geräten zu überlisten, braucht es ein spezielles Foto, das im Nah-Infrarotbereich erstellt wird.
Die Beispiele zeigen, dass kein System zu 100 Prozent sicher ist. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass eine zu 99,9 Prozent sichere Gesichtserkennung noch immer besser ist als ein Standard-Passwort, das man bei zig unterschiedlichen Diensten verwendet.
Dass Sexismus auch in der IT-Welt verbreitet ist, wissen wir nicht erst seit #MeToo. Das wohl erschütterndste Beispiel lieferte der einst gefeierte Hacker und IT-Sicherheitsexperte Morgan Marquis-Boire. Der Neuseeländer setzte sich viele Jahre öffentlich gegen Überwachung und Zensur im Internet ein und trat als Autor für The Intercept in Erscheinung. Marquis-Boire war «der Rockstar der IT-Sicherzeitszene», der es auf die Titelseiten der «New York Times» und «Washington Post» geschafft hatte.
Im September 2017 trat Marquis-Boire von all seinen Ämtern zurück, da im Zuge der #MeToo-Debatte Missbrauchsvorwürfe laut wurden. Ende 2017 brachte eine Reportage von Chloe Ann-King die mutmasslich ganze Wahrheit über Marquis-Boire ans Licht – und die könnte schlimmer nicht sein. Mehrere mutmassliche Opfer schildern, wie sie jahrelang bedroht, sexuell missbraucht und verletzt wurden.
Techkonzerne wie Apple, Google, Microsoft oder Facebook verdienen Milliarden und niemand weiss besser, wie man Steuern vermeidet. Anfang November platzte die Bombe: Internationale Medien veröffentlichten die Panama Papers. Die Dokumente geben Aufschluss über die Steuertricks von Grosskonzernen – und Einblicke, was sie von sich geben, wenn sie sich unbeobachtet wähnen. Von den Medien eingesehene E-Mails zwischen Apple und Anwälten von Briefkastenfirmen zeigen zum Beispiel, dass der Konzern einen Standort für seine Briefkastenfirmen suchte, wo «offiziell garantiert keine Steuern anfallen».
In einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte Apple-Chef Tim Cook nur wenige Wochen vor der Enthüllung: «Ich bin kein Fan des aktuellen Steuersystems. Ich werde es nicht verteidigen. Aber es ist das Gesetz. Und wir müssen ihm folgen.»
Apple profitierte allerdings in Irland jahrelang von unzulässigen Steuervergünstigungen. Von einem Prozent im Jahr 2003 sei der Steuersatz auf 0,005 Prozent im Jahr 2014 gesunken. 2016 platzte der EU der Kragen und sie forderte Irland nach einer Untersuchung auf, von Apple rund 13 Milliarden Euro Steuern nachträglich einzufordern. Damals hatte der Apple-Chef die Nachforderung als «politischen Mist» kritisiert.
Erst im Dezember 2017 lenkte Irland ein und kündigte an, dass man die Steuerschulden plus Zinsen von Apple zurückzufordern werde. Apple hat inzwischen vier irische Tochterfirmen auf die Insel Jersey verlegt – ein anderes Steuerparadies.
Google soll 2016 15,9 Milliarden Euro an eine Briefkastenfirma auf den Bermudainseln transferiert haben. Google nutzte dabei zwei Konstrukte, die als «Double Irish» und «Dutch Sandwich» bekannt sind. Dafür sind Einnahmen von einer irischen Tochtergesellschaft an eine niederländische Firma ohne Angestellte und dann an eine Briefkastenfirma auf den Bermudas überwiesen worden, die wiederum einer weiteren in Irland registrierten Firma gehöre. Alles klar? Nein? Dann hilft dieses Video.
Just do it: Nike verschiebt Milliarden in Steueroasen. Dabei hilft ausgerechnet der deutsche Nachbar #ParadisePapers https://t.co/Fh657bgaVq pic.twitter.com/zwxMUzkFzZ
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) 6. November 2017
Zahlreiche namhafte Investoren, darunter auch Googles Mutterkonzern Alphabet, steckten insgesamt 120 Millionen US-Dollar Risikokapital in eine Saftpresse. Genau genommen in eine 700 Dollar teure «smarte Saftpresse», die mit frischen Zutaten befüllte Säckchen des Herstellers auspresst. Das Problem: Die teure Presse kann nichts, was man mit blossen Händen genau so gut könnte – nämlich die Säckchen auspressen.
Die Stiftung Warentest bezeichnet das iPhone X als das «zerbrechlichste iPhone aller Zeiten». Andere unabhängige Tester in den USA kommen zum gleichen Ergebnis. Da Vorder- und Rückseite aus Glas bestehen, ist ein Glasschaden ohne Schutzhülle nur eine Frage der Zeit.
Für die Kunden ist dies um so ärgerlicher, da das iPhone X auch das teuerste iPhone der Geschichte ist und sich Apple eine Displayreparatur mit 325 Franken teuer bezahlen lässt. Ein Schaden am iPhone X kostet also viel wie ein ordentliches Smartphone bei der Konkurrenz 🤔.
In der Schweiz bieten die Krankenkassen Helsana, Sanitas, Swica und CSS Gesundheits-Apps an. Weitere Versicherer werden folgen. Bei Helsana etwa können Versicherte die Zahl ihrer Kilometer, die sie wandernd, joggend, schwimmend oder velofahrend zurücklegen, in «Pluspunkte» umwandeln. «Wer fleissig sammelt, kann jährlich über 300 Franken erhalten», schreibt die Helsana zu ihrer neuen App.
Die Apps für Wearables sammeln Daten zu Kalorienverbrauch, Puls, Schlaf etc. Die Versicherung könnte so Rückschlüsse über den Gesundheitszustand der Kunden ziehen. Gesunde Kunden, die sich viel bewegen, erhalten Rabatte.
Doch was passiert, wenn man sich aus welchen Gründen auch immer weniger bewegen kann oder will? Dann könnte man künftig mit Preiserhöhungen bestraft werden. Die Befürchtung liegt auf der Hand: Wer beim Datensammeln der Krankenkassen nicht mitmacht, bezahlt mit höheren Prämien die Rabatte jener Kunden, die ihre Daten bereitwillig herausrücken.
Im Oktober stellte Google die zweite Generation seiner smarten Lautsprecher vor. Ausgewählte Journalisten durften den Home Mini schon vor dem Verkaufsstart im eigenen Zuhause testen. Dumm nur, dass einige der Testgeräte ihre Tester ständig belauschten. Die Geräte übertrugen alles, was im Raum gesprochen wurde, an Googles Server.
Eigentlich sollten die smarten Speaker die Umgebungsgeräusche nur aufzeichnen, wenn man das Sprachkommando «Ok, Google» sagt oder eine Touch-Taste drückt. Google sagte später, bei ein paar Geräten habe sich die Touch-Taste von alleine aktiviert.
Techkonzerne dringen in immer mehr Lebensbereiche ein – und das kann ganz schön gefährlich werden. Zwei Beispiele:
Apple-Nutzer können beispielsweise mit dem Internet vernetzte Geräte in ihrer Wohnung über das Heimvernetzungs-Protokoll HomeKit steuern. So lässt sich beispielsweise die Haustür oder das Garagentor per iPhone oder Apple Watch öffnen. Ende 2017 zeigte ein Entwickler, dass Kriminelle aufgrund mehrerer Sicherheitslücken in iOS und watchOS die Kontrolle über das Haus oder die Wohnung des Opfers übernehmen und so beispielsweise aus der Ferne die Haustüre öffnen können.
So wie Computer und Smartphones durch immer neue Schwachstellen bedroht sind, brauchen nun auch smarte, sprich mit dem Internet vernetzte Häuser ständig Updates, um einigermassen sicher zu sein.
Amazon-Kunden in den USA können sich neuerdings ein smartes Türschloss und Amazons eigene Überwachungskamera zulegen. Amazon kann das smarte Türschloss aus der Ferne für den Paketboten öffnen, wenn der Kunde nicht zu Hause ist. Das sei sinnvoll, meint Amazon, da die Pakete so nicht vor der Haustüre geklaut werden können. Dumm nur, dass Sicherheitsforscher Amazons Sicherheitssystem bereits gehackt haben. Ein Dieb (oder Stalker oder Mörder etc.) könnte die Wohnung also betreten, ohne dass das Opfer etwas mitbekommt.
Netzneutralität bedeutet, dass Videos, Musik und Webseiten von Giganten wie YouTube, Facebook und WhatsApp oder kleineren Anbietern wie watson, Wilmaa oder Threema von den Netzbetreibern gleich schnell über ihre Datennetze transportiert und nicht blockiert werden.
In den USA hat die von Donald Trumps Republikanern kontrollierte Telekommunikations-Aufsicht FCC die strikten Regeln zur Gleichbehandlung von Daten im Internet im Dezember abgeschafft. Nach dem neuen Prinzip können Internetfirmen wie Netflix, YouTube, Facebook etc. eine Überholspur im Internet kaufen – während kleine Firmen potenziell auf die Schleichspur abgedrängt werden.
Stell dir vor: Du kaufst ein teures Elektroauto, etwa einen Tesla, und nach ein, zwei Jahren drosselt der Hersteller heimlich per Update die maximale Geschwindigkeit, damit sich das Auto wegen des «alten» Akkus nicht spontan ausschaltet. Bei Apples teuren iPhones ist das ganz normal, wie der Konzern Ende Dezember zugeben musste.
Aufgedeckt wurde das umstrittene Vorgehen durch einen Schüler. Der Verdacht: Apple drosselt die Geschwindigkeit bei älteren Geräten, damit sich Kunden ein neues iPhone kaufen, statt den Akku auszutauschen. Erst als die Medien weltweit berichten, räumt Apple ein, iPhones wegen technischer Probleme schon seit längerer Zeit zu verlangsamen – dies ohne die Kunden darüber zu informieren. Konkret verwendet Apple seit iOS 10.2.1 eine Software-Bremse, um iPhones mit älteren Akkus davon abzuhalten, unerwartet herunterzufahren.
Als iPhone-Kunden Apple verklagen und ein massiver Image-Schaden droht, willigt der US-Konzern ein, allen iPhone-Besitzern den Akku gratis auszutauschen.
- apple quietly slows down 1-2 year old phones almost to 500mhz when the battery gets worse
— Internet of Shit (@internetofshit) 21. Dezember 2017
- doesn't tell users
- gets caught red-handed
- says it's in our best interest
🙄https://t.co/pizruu5LBG
Ausgerechnet im Gratis-Virenschutz von Microsoft (Windows Defender) wurde 2017 gleich zwei Mal eine gefährliche Sicherheitslücke entdeckt. Publik gemacht wurden sie von Rivale Google, was Microsoft besonders wurmen dürfte.
Immerhin hat Microsoft beide Male schnell reagiert und ein Software-Update veröffentlicht, um die Schwachstelle zu beseitigen. Die peinlichen Vorfälle zeigen einmal mehr wie wichtig es ist, sein Betriebssystem mit Updates auf dem neusten Stand zu halten.
Im September schrieb das deutsche Technologieportal Heise: «Die Benutzerin eines vernetzten Vibrators verklagt in den USA den Hersteller. Denn dieser sammelt über eine App höchstpersönliche Daten über den Einsatz des Masturbationsgerätes. Das findet die Dame höchst unsexy und rechtswidrig.»
Die App zum Vibratoren We-Vibe hat heimlich Daten gesammelt und an die Herstellerfirma übermittelt. Die Sache flog auf und der Sexspielzeug-Hersteller Standard Innovation musste 3.75 Millionen US-Dollar Strafe zahlen.
109 Franken kostet die offizielle Hülle «Leder Folio» für das iPhone X. Ein stolzer Preis. Leider können die Nutzer mit der Lederhülle nicht mehr richtig telefonieren.
Das Problem: Beim Telefonieren muss der Lederdeckel nach hinten geklappt werden. Dabei verdeckt die Hülle das Mikrofon auf der Rückseite so ungünstig, dass die Gesprächsqualität stark abnimmt bzw. das Gegenüber kaum mehr etwas versteht, wie Nutzer in Apples Supportforen beklagen.
Snap, der Entwickler von Snapchat, findet kaum Abnehmer für seine Kamerabrille Spectacles. Hunderttausende der «smarten Sonnenbrillen» hat die Firma noch auf Lager, wurde im Oktober bekannt.
Dass Kamerabrillen nicht unbedingt ein Verkaufsschlager sind, musste vor ein paar Jahren schon Google feststellen. Google Glass für Private ist gefloppt und wird heute nur noch an Firmenkunden verkauft.
2017 hat EA einen Rekord aufgestellt – allerdings einen Negativ-Rekord, auf den der Game-Publisher alles andere als stolz sein kann: Die meisten Downvotes in der Geschichte von Reddit.
Den Zorn der Gamer auf sich gezogen hat das neue Spiel «Star Wars Battlefront 2», das die Spieler mit umstrittenen Mikrotransaktionen und Lootboxen (digitale Glückspiel-Boxen mit Waffen, Kleidung etc.) zur Kasse bittet. Ohne zusätzliche In-Game-Käufe würde es unzählige Stunden dauern, bis man sich die wichtigsten Helden freigespielt hat – obwohl man das Spiel bereits zum Vollpreis erworben hat.
Eine Petition, in der Gamer forderten, dass EA die Star-Wars-Lizenz entzogen werden soll, wurde mehr als 175'000 Mal unterschrieben. Daraufhin zog der US-Konzern die Notbremse und strich nur Stunden vor dem Verkaufsstart alle In-Game-Käufe. Damit sind die Mikrotransaktionen aber längst nicht vom Tisch: Sobald sich die Wogen geglättet haben, kehren die In-Game-Käufe zurück.
Apple hat im Sommer laut Medienberichten 674 VPN-Apps aus dem chinesischen App Store entfernt und etwas später auch Kommunikations-Apps wie Skype rausgeworfen – dies stets unter Verweis auf lokale Gesetze und Anordnungen der chinesischen Regierung. VPN-Apps waren für viele Chinesen eine einfache Möglichkeit, die Internetsperren der chinesischen Regierung zu umgehen und westliche Webseiten zu nutzen.
Apples Praxis kritisieren nicht nur Internet- und Menschrechts-Aktivisten. Inzwischen schalten sich auch hochrangige US-Politiker in die Diskussion ein: Der iPhone-Konzern wolle den Zugang zum chinesischen Markt «so verzweifelt behalten», dass er Gesetzen folge, «selbst wenn diese den eigenen Standards zuwiderlaufen», sagte der republikanische US-Senator Marco Rubio.
Nebst Apple machen weitere schwerreiche Techgiganten in China den Bückling. Anfang Dezember sind beispielsweise auch die Top-Manager von Google und Facebook zur Welt-Internet-Konferenz nach China gereist. Die Konferenz wird von Chinas Cyberverwaltung, sprich der obersten staatlichen Zensurbehörde, organisiert.
The CEOs of Apple and Google spoke at a controversial conference that critics say makes them 'complicit actors in the Chinese censorship regime' https://t.co/rfpDyZidoQ pic.twitter.com/Es0VRR3xKN
— BI Tech (@SAI) 4. Dezember 2017
Wie? Was? Der Tesla Model 3 soll ein Flop sein, nachdem ihr ihn so hochgejubelt habt?
Natürlich ist der erste einigermassen bezahlbare Tesla der Traum aller E-Auto-Fans. Kein anderer Hersteller kann Tesla bei E-Mobilen momentan das Wasser reichen. Doch Tesla-Chef Elon Musk ist seit Jahren als Ankündigungsweltmeister berüchtigt und 2017 hat er den Bogen definitiv überspannt. Immer wieder verspricht er Kunden und Investoren Dinge, die Tesla nicht einhalten kann.
Im Mai 2016 hatte Elon Musk gegenüber Investoren und Analysten angekündigt, dass man bereits in der zweiten Jahreshälfte 2017 zwischen 100'000 und 200'000 Model 3 fertigen wolle. Eine fatale Fehlprognose.
Gut ein Jahr später, beim Verkaufsstart des Model 3 Anfang Juli 2017, schrieb Musk auf Twitter, Tesla könne bis Ende Jahr vermutlich 20'000 Autos pro Monat bauen.
Looks like we can reach 20,000 Model 3 cars per month in Dec
— Elon Musk (@elonmusk) 3. Juli 2017
Die Realität sieht so aus: Von Juli bis September verliessen lediglich 260 Exemplare die Werkshallen. Richtig gelesen, 260 Stück.
Im gesamten vierten Quartal 2017 lieferte Tesla 1550 Model 3 aus. Zur Erinnerung: Musk hat noch letzten Sommer verkündet, dass man bis Ende Jahr wohl 5'000 Einheiten pro Woche produzieren könne. Davon ist man meilenweit entfernt. Nun glaubt Musk, dass Tesla bis Mitte 2018 die Produktion auf rund 5' 000 Einheiten pro Woche steigern könne.
Für das Model 3 liegen über 400'000 Vorbestellungen vor. Es könnte Jahre dauern, bis die Besteller ihr Auto in der Garage haben.
Fakt ist: Tesla steckt in der Produktionshölle.