Diese ganze Idee von Mini-Konsolen ist schon genial. Eine geschrumpfte Version mit originalgetreuem Controller und vielen bunten bereits installierten Videospielen von damals warten darauf, uns mit Nostalgie-Gefühlen zu überschütten.
Egal ob Nintendo, Sega oder Sony uns ein Rundumwohlfühl-Paket anbietet, es wird gekauft. Denn diese Mini-Dinger sind sehr schnell an den Fernseher angeschlossen und die verklärten Spiele können mit nur einem Knopfdruck konsumiert werden. Auch wenn wir wissen, dass wir mit diesen Unterhaltungsgeräten keineswegs so lange wie mit den Originalspielen verbringen werden, fühlt sich der Kauf einer Mini-Konsole einfach immer irgendwie gut an.
Auch der Kauf des The A500 Mini schüttet eine ordentliche Portion Glücksgefühle aus. Schon nur der Anblick dieses Mini-Keyboards mit der simplen 80er-Jahre Farbgestaltung und die damit einhergehende Schlichtheit klopfen an das Nostalgiezentrum im Gehirn.
Die mitgelieferte Oldschool-Maus sorgt für einen zusätzlichen Nostalgieschub, auch wenn hier natürlich die berühmte Navigationskugel auf der Unterseite fehlt und die Grösse des Originals nicht ganz getroffen wurde. Aber da drücken wir beide Augen zu. Für kurzes Stirnrunzeln sorgt aber der mitgelieferte Controller, der sofort an die Flop-Konsole Amiga CD 32 erinnert. Aber die anfängliche Skepsis verfliegt schnell, denn er liegt gut in den Händen und fühlt sich durchaus hochwertig an. Die Länge des Kabels ist mit etwa 180 cm aber auch hier eher knapp bemessen.
Übrigens: Auch bei dieser Mini-Konsole fehlt wieder ein Strom-Adapter. Ihr könnt aber wie gewohnt mit dem USB-C-Kabel von irgendeinem Gerät die Energie klauen, wenn nicht gerade ein Adapter irgendwo im Haushalt herumliegt.
Kommen wir zum wichtigsten Teil: die Spiele. 25 warten im Gehäuse und wollen uns zeigen, mit was wir damals die freien Nachmittage und das Wochenende verbracht haben. Beginnen wir mit den Highlights:
Unangefochten an der Spitze ist zweifelsohne «Another World». Dieses beinharte, oft unfaire aber inszenatorisch gewaltige Abenteuer überzeugt auch heute noch mit seinem zeitlosen, minimalistischen Stil. Ja, das Spiel braucht auch in der Gegenwart noch sehr viele Nerven, aber wenn ein Spiel Atmosphäre kann, dann ist es «Another World».
Auch «Alien Breed: Special Edition 92» hat noch seinen Charme von damals. Der Top-Down-Shooter macht immer noch Spass, auch wenn sich die Figur etwas gar harzig steuert. Aber der Pixelcharme ist immer noch dem Ego-Shooter «Alien Breed 3D» vorzuziehen. Denn gut gealtert ist der 3D-Ableger nicht. Apropos Top-Down-Shooter: «The Chaos Engine» ist auch so einer und zählt ebenfalls zu den Highlights. Und nicht zu vergessen ist «Project-X: Special Edition 93», ein klassisches Shoot’em-Up, bei dem jedem Actionfan und Besitzer von schnellen Reflexen einfach das Herz aufgehen muss.
Und natürlich sind auch bei «California Games» ganze viele verklärte Gefühle im Spiel. Auch wenn diese Minigames früher irgendwie besser spielbar waren oder es sich heute zumindest schwerer anfühlt, haben wir diese Spielesammlung wochenlang rauf und runter gespielt. Und wie gut ist eigentlich «Stunt Car Racer» gealtert? Auch heute noch kann dieser 3D-Racer ein herrlich gutes Geschwindigkeitsgefühl vermitteln.
Und ja, das sind dann auch schon leider die wirklich grossen Highlights in der Spielesammlung.
Im Mittelfeld der ganz netten Spiele tummeln sich Titel wie «Arcade Pool» (Billard-Simulation), «Battle Chess» (Schach), «Kick Off 2» (Fussball), «Pinball Dreams» (Flipper-Simulation), der Top-Down-Racer «ATR: All Terrain Racing» und die Future-Sport-Versoftung «Speedball 2: Brutal Deluxe».
Und wer übrigens bisschen Lust auf Point-and-Click hat, kommt mit «Simon the Sorcerer» ganz gut auf seine Kosten, obwohl hier genretechnisch keine Revolution zu spielen ist. Und dann wäre da noch «Worms: The Director’s Cut», das man entweder schon damals einfach nur doof fand oder es intensiv gespielt hat und heute gerne nochmals eine Runde einlegt.
Tja und dann sind da noch die Spiele, die entweder unglaublich schlecht gealtert sind oder einfach nur Füller-Titel sind, um die 25 voll zu bekommen: Da wäre das Strategie-Fantasy-Spiel «Dragon’s Breath», bei dem ich genau wie bei «Cadaver» einfach nicht verstanden habe, was es von mir möchte. Genau so wie «The Sentinel», dieses angeblich kultige 3D-Puzzlespiel, das bei mir nur Fragezeichen hinterliess.
Beim Arcade-Shooter «Paradroid 90» runzelte ich nur die Stirn und habe mich die ganze Zeit gefragt, was das Spiel von mir will. Auch beim Flügerli-Spiel «F-16 Combat Pilot» zuckte ich mehrmals mit den Schultern. Und beim Vietnam-Kriegsspiel «The Lost Patrol» verging mir schon nach der ersten Minute die Lust.
Der Top-Down-Racer «Super Cars 2» ist steuerungstechnisch eine Frechheit. Und Plattformer wie «Titus the Fox» (was zur Hölle muss ich tun?!) und «Zool» (viel zu überladen!) zeigen wieder mal eindeutig, warum Nintendo damals der grosse König war und genau wusste, wie sich eine richtig gute Steuerung anfühlen muss und wie Leveldesign geht. Und was möchte eigentlich der Puzzle-Plattformer «Qwak» genau von mir?
Ja, der Amiga Mini hat durchaus ein paar wenige Perlen vorinstalliert, die sich auch heute noch klasse spielen und immer noch bestens funktionieren. Doch die meisten Games sind einfach nur ganz ok und werden nach ein paar Minuten auch schon wieder nicht mehr beachtet. Ganz kurz schaut man rein und fragt sich dann, ob damit in der Game-Vergangenheit wirklich stundenlang gespielt wurde.
25 Spiele sind zwar eine ordentliche Zahl, aber das meiste sorgt heute nur noch für Schulterzucken oder Kopfschütteln. Immerhin kann der Interessierte via Internet und USB-Stick Nachschub auf die Mini-Konsole laden, um die Spiele-Bibliothek kostenlos zu vergrössern.
Vielleicht kommt man dann endlich in den Genuss von Klassikern wie «Indiana Jones and the Fate of Atlantis», «Defender of the Crown» oder «Turrican», die mit Abwesenheit glänzen. Mag gut sein, dass hier lizenzrechtliche Gründe eine grosse Barriere bilden, aber in die Sammlung auf der Mini-Konsole gehören sie so oder so.
Fazit: Auch wenn der Amiga Mini durchaus ein paar sehr gute Spiele anbietet und kurzweilige Titel für ein schnelles Ausprobieren besitzt, fällt schnell auf, dass hier viele Spiele einfach eine Lücke in der Liste füllen oder schlecht gealtert sind. Für eine nostalgische Reise reicht es zwar, aber sie bleibt kurz.
Das Design der Mini-Konsole ist gelungen und sieht putzig aus. Immerhin darf man sich neue Software gratis noch zusätzlich herunterladen und sogar eine USB-Tastatur anschliessen, um noch mehr Nostalgie-Flashs zu erhalten. Doch für ca. 130 Franken ist das Gerät schlicht zu teuer und bietet keine opulente Spiele-Platte, die stundenlang an den Bildschirm fesselt.
Somit bleibt der Amiga Mini leider nur ein Spielgerät für die ganz grossen Hardcore-Nostalgiker und Sammler, die beim Anblick der Verpackung einfach nicht widerstehen können und zugreifen müssen.
The A500 Mini ist für ca. 130 Franken im Handel erhältlich und freigegeben ab 12 Jahren.