Nach wochenlangen Kämpfen hat sich die Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») aus der strategisch wichtigen Stadt Manbidsch im Norden Syriens zurückgezogen. Bei ihrem Rückzug nahm sie etwa 2000 Zivilisten als Schutzschilde mit.
Syrisch-kurdische Truppen verkündeten am Freitag die vollständige «Befreiung» der Stadt vom «IS». Die Dschihadisten hätten sich in Richtung der Stadt Dscharablus nördlich von Manbidsch zurückgezogen.
Der Sprecher des Militärrates von Manbidsch sagte, der «IS» habe auch Bewohner der Stadt mitgenommen. «Wir haben nicht auf sie geschossen, weil sie Zivilisten als menschliche Schutzschilde dabei hatten», sagte Scherwan Darwisch.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Entführung von Zivilisten durch die Dschihadisten. Die 2000 Geiseln seien gezwungen worden, in rund 500 privaten Autos nach Dscharablus zu fahren, erklärte die oppositionsnahe Organisation in Grossbritannien.
Gebiete in Manbidsch würden zunächst nach Minen durchsucht, teilte die pro-kurdische Nachrichtenagentur Firat mit. Demnach hatten Luftangriffe der USA eine entscheidende Rolle bei der Eroberung gespielt. Der Rückzugsort Dscharablus liegt nördlich von Manbidsch direkt an der türkischen Grenze.
Mehr als zwei Monate hatten die von Kurden geführten und von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) versucht, Manbidsch einzunehmen. Die Stadt war 2014 von den Dschihadisten eingenommen worden und galt als wichtiger Knotenpunkt für die Versorgungsroute in die «IS»-Hochburg Al-Rakka.
Zuvor war mehr als 2500 Zivilisten die Flucht aus dem letzten vom «IS» kontrollierten Viertel im Norden der Stadt gelungen. Es habe sich vor allem um Frauen und Kinder gehandelt, hiess es aus Kreisen der DFS.
Unterdessen gingen nach Angaben von Aktivisten auch die Kämpfe in der syrischen Metropole Aleppo weiter. Menschenrechtsbeobachter berichteten von Dutzenden Luftangriffen und von Artilleriebeschuss. In der Folge habe ein Kinderspital in der Nähe von Aleppo den Dienst einstellen müssen.
Die internationale Hilfsorganisation Save the Children warnte vor einem Anstieg der Angriffe auf Schulen im Nordwesten Syriens. Die Kämpfe in den Regionen von Aleppo und Idlib verschärften sich weiter, und auch immer mehr Schulen gerieten dabei unter Beschuss, teilte die Organisation mit.
Die Kinder seien völlig verängstigt und ihre Eltern wollten sie nicht mehr zum Unterricht schicken, weil den ganzen Tag über Drohnen, Helikopter und Kampfflugzeuge über den Gebieten kreisten. «Selbst in einem solchen Konflikt muss das Recht der Kinder gewahrt bleiben, zu lernen und zu spielen», sagte Geschäftsführerin Helle Thorning-Schmidt.
In Aleppo haben Truppen des Assad-Regimes nach Angaben von Aktivisten Chlorgas eingesetzt. Sollten sich die Berichte bestätigen, handle es sich um ein «Kriegsverbrechen», sagte der UNO-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura.
Den Anschuldigungen zufolge sollen Helikopter am späten Mittwochabend Behälter mit der ätzenden und potenziell tödlichen Chemikalie abgeworfen haben. Mindestens drei Menschen seien an den Folgen einer Vergiftung gestorben. Die Vereinten Nationen würden die Berichte prüfen, für die es zunächst keine offizielle Bestätigung gab, sagte de Mistura am Donnerstag in Genf. (sda/dpa/afp)