Teenager sein war schon immer Scheisse. Egal ob mit oder ohne Facebook, Youtube, Snapchat und Instagram. Nun behaupten britische Forscher in einer aktuellen Studie jedoch, dass mit der zunehmenden Omnipräsenz der sozialen Medien alles nur noch schlimmer wird.
Die umfangreiche Datenerhebung der «Royal Society for Public Health» geht vom Fakt aus, dass momentan jeder sechste Jugendliche unter Angstzuständen leidet. In den letzten 25 Jahren ist diese Zahl um sieben Prozent gestiegen. Britische Teenies sagen durchs Band: Instagram und Co. seien Schuld daran.
Deshalb arbeiteten sie folgende negative, sowie positive Faktoren heraus, die soziale Netzwerke auf die psychische Gesundheit von Menschen in der Adoleszenz ausüben können. Im Nachhinein überprüfte das Forscher-Team das Zutreffen jener Faktoren mittels einer Befragung von 1479 Jugendlicher (14 bis 24 Jahre).
Gerade im Teenager-Alter spielt Schlaf eine wichtige Rolle für die psychischen Gesundheit. Jugendliche sind aufgrund des Wachstums auf ein bis zwei Stunden mehr Schlaf pro Tag angewiesen als Erwachsene. Die befragten Teenager bestätigten, dass die Bewirtschaftung und der Konsum ihrer sozialen Kanäle, sie vom Schlaf fern hält.
An den Befragungen waren hälftig Jungs und Mädchen beteiligt. 9 von 10 befragten jungen Frauen, gaben an, unglücklich in ihrem Körper zu sein. Gesamthaft äusserten 70 Prozent der Probanden und Probandinnen, dass sie sich einen chirurgischen Eingriff zu kosmetischen Zwecken wünschen würden.
Die Forscherinnen reimten sich auf dem Rücken jener Tatsachte sofort die These: Körperkult im Internet wirkt, wie Gift für das fragile, jugendliche Selbstbewusstsein.
Von 10 jungen Menschen gaben sieben an, dass sie schon Formen von digitalem Mobbing erlebt haben. Dabei behaupten 37 Prozent, dass sie das Erlebnis als hohe Belastung wahrgenommen haben, die ihre Schulleistungen beeinflusst haben oder gar zu Depressionen, Angstzuständen, Selbstverletzung und Einsamkeit geführt haben. Unter den sozialen Netzwerken gilt Facebook als mobbingaffinste Plattform. Junge Menschen werden dort doppelt so häufig gemobbt, wie auf anderen Netzwerken.
Als vierte mediale Negativwirkung stellt die umfangreiche Studie die sogenannte «Fear of Missing Out» (FoMO) fest. Dabei geht es um den permanenten Angstzustand in der möglichkeitsreichen Welt, die Optionssuperlative (das beste Konzert, die tollste Party, den schönsten Ort zum Chillen) zu verpassen. Die ADBzV führt langfristig, so die Studie, zu «Lustlosigkeit und einer generellen Abnahme der Lebenszufriedenheit». Dass sie besonders bei jüngeren Menschen zu untersuchen gilt, rechtfertigt die Studie mit einer Untersuchung aus dem Jahr 2015, in der Kinder und deren Eltern zu diesem Gefühlszustand befragt wurden. Es zeigte sich, dass die Jugendlichen das Gefühl durchaus kannten, während sich 90 Prozent ihrer Eltern verständnislos zeigten.
Durch Social Media können Inhalte in Form von Texten, Videos oder Veranstaltungshinweisen geteilt werden. Dadurch kann sich ein gesundes Bewusstsein etablieren, dass psychische Krankheiten enttabuisiert. Jugendliche mit psychischen Problemen erhalten somit das Gefühl, nicht alleine zu sein und kommen im besten Fall in Berührungen mit Hilfsangeboten, die sie besuchen können.
Sozialen Netzwerke werden zunehmend Plattformen für digitale Selbsthilfegruppen. Sieben von zehn Jungendlichen geben an, dass sie über Facebook oder andere Netzwerke Hilfe und Zugehörigkeit generieren konnten. Gerade für junge Menschen, die einer Minderheit angehören und sich deshalb vermehrt alleine fühlen und fast keinen Zugang zu realem Austausch mit verbündeten Gleichaltrigen haben, beweisen sich Social Media als wichtig Kontaktbörse. Ein prominentes Beispiel dafür sind Facebook-Gruppen von LGBTQI-Organisationen.
Punkto Identitätsbildung gilt der Lebensabschnitt von der späteren Teenie- und die früheren Zwanziger-Jahre als intensivste Phase. Soziale Netzwerke bieten dafür eine Riesenplattform. Durch das Liken und Folgen von kulturellen, politischen und anderen Interessens-Kanälen, können sich junge Menschen eine Art Identitätskatalog aufbauen und selber kennenlernen. Zudem fungiert der eigene Account als eine Art digitale Bühne, auf der man sich ausprobieren darf, in dem man selber produzierte Inhalte, wie Musikvideos, Texte etc. veröffentlichen kann.
Für schüchterne Menschen oder Personen mit speziellen Interessen können Social Media Freundschaften, romantische Verhältnisse und Interessengruppen generieren. Gleichzeitig tragen sie auch zum Erhalt vieler Verbindungen massgebend bei.
Diese acht negativen und positiven Aspekte verarbeitete das Forscherteam um Shirley Cramer und Dr. Becky Insker zu einem Fragekatalog. Dabei gaben die Jugendlichen jeweils an, ob sich die Netzwerke Snapchat, Twitter, YouTube, Facebook und Instagram auf einen Aspekt bezogen eher negativ oder positiv auf ihre psychische Gesundheit wirken.
Das Resultat zeigt, dass Instagram das ungesündeste soziale Netzwerk ist. Die Fotoplattform hält Jugendliche anscheinend auf krasse Weise vom Schlaf ab, produziert Minderwertigkeitskomplexe und kultiviert ein fragwürdige Körperbild. Obwohl die Plattform vielen Menschen in ihrer Selbstentfaltung und ihrer Identitätsfindung hilft, ist ihre Gesamtbilanz negativ. Instagram's abschlägiger Einfluss wird gefolgt von Snapchat, Facebook und Twitter.
Das einzige Netzwerk, das in der Umfrage einen grünen Balken verzeichnen kann, ist die Video-Plattform YouTube.
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Die Köpfe hinter der Untersuchung scheuen sich trotz der besorgniserregenden Resultate davor, soziale Medien pauschal als schlecht und verwerflich zu stigmatisieren. Viel mehr rufen sie zu einem proaktiven Haltung auf.
Im letzten Kapitel der Standesaufnahme werden deshalb folgende Punkte aufgelistet, die den Umgang mit sozialen Medien und deren Einfluss auf unsere Psyche verbessern sollen: