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Du willst nur das Beste? Voilà:
Ich bin ein 38 Jahre alter, weisser, heterosexueller, 183 Zentimeter grosser, 94 Kilogramm schwerer, gemässigter Karnivore. Ich bin Linkswähler, Linkshänder und lebe seit 12 Jahren monogam mit derselben Frau zusammen. In meiner Freizeit spiele ich gerne Fussball und betreibe Kraftsport. Doch Freizeit habe ich nicht viel, dafür ein Kind. Ich habe einen Master in Publizistik, gewisse Erfahrungen mit Drogen wie auch mit psychischen Krankheiten.
Weshalb ich das alles hier erzähle?
Weil ich gleich meine Lieblings-Comedians auf Netflix vorstellen werde. Humor ist etwas sehr Persönliches. Mit einem meiner Favoriten, Louis C.K., kann meine Freundin zum Beispiel nur wenig anfangen. Nicht, weil sie keinen Humor hat, sondern weil sie sich im Gegensatz zu mir in der Welt von Mid-Life-Crisis-Männern mit Hang zur Selbstzerfleischung nicht wiedererkennt.
Deshalb kann eine Liste mit guten Stand-Up-Comedians nur subjektiv sein. Und deshalb darf eine Liste mit guten Stand-Up-Comedians guten Gewissens sexistisch und rassistisch sein. Wäre ich eine afroamerikanische Lesbe, die Liste sähe wohl anders aus.
1 (mit VPN *höhöhö*: 3)
Desillusionierter Mid-Life-Crisis-Mann mit Hang zur Selbstzerfleischung.
Das sprichwörtliche Körnchen Wahrheit in jedem guten Witz ist bei Louis C.K. ein Felsbrocken. Mit seiner herausragenden Beobachtungsgabe und seinen messerscharfen Analysen spricht er (mir) Dinge aus der Seele, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie in mir trage. Dass er für seine bisweilen brillanten Gedankengänge eine einfache Sprache findet und nicht davor zurückscheut, öfters mal unter die Gürtellinie zu gehen, macht es umso leichter, ihn zu lieben.
2 (2)
Verlebter Verlierer mit spitzbübischem Schalk
Jim Jeffries wurde in unseren Breitengeraden durch seinen klugen Waffennarren-Sketch aus dem Netflix-Spezial «BARE» bekannt. Doch der Australier kann noch viel mehr: Jefferies spielt zwar den grobschlächtigen Trunkenbold und viele seiner Witze zielen weit unter die Gürtellinie, er lässt aber immer wieder feingeistige Selbstreflexionen durchblicken. Und diese rücken die zahlreichen Beleidigungen in ein korrektes Licht.
1.5 (3.5 [«takes Edinburgh» wird nur als halbes Programm gewertet, weil es sich um eine Art Doku handelt. Sehenswert ist sie aber unbedingt!])
Beziehungsunfähiger Nerd
Hannibal Buress umgibt eine sonderbare Leichtigkeit. Während andere Stand-Up-Comedians für jeden Lacher in die Trickkiste greifen müssen, scheint Buress für denselben Effekt weniger arbeiten zu müssen. Und deshalb kann er es sich leisten, weniger grob und verletzend zu sein. Buress ist zwar bei Weitem nicht der berühmteste, weil er die gängigen Stereotypen aber eben nicht bedient, ist er für mich im Moment definitiv der lustigste Afroamerikanische Stand-Up-Comedian.
1 (3)
Wütender Mid-Life-Crisis-Mann mit politisch inkorrekten Ansichten in alle Himmelsrichtungen.
Noch deutlicher als Jim Jefferies spricht Bill Burr Dinge aus, die andere nicht einmal zu denken wagen würden. Laut, aggressiv, wütend – Bill Burr ist der Prototyp eines amerikanischen Wutbürgers – und schafft es trotzdem unberechenbar und damit lustig zu sein. Aus eigener Erfahrung weiss ich allerdings: Nicht alle watson-Leser werden Bill Burr schätzen. Dieser Stand-Up-Comedian setzt eine dicke Haut voraus.
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Wütende, klischeehaft-kompetitive Asiatin ohne Schamgrenze
Ali Wong weiss genau, welchen Eindruck sie mit ihrer Streberbrille, ihrem hochgeschlossenen Kleid und ihrer zur Schau gestellten Schwangerschaft erweckt: einen harmlosen. Und zu Beginn ihres Programms erfüllt sie denn auch die Erwartungen und beginnt etwas brav. Doch je länger das Programm dauert, desto mehr mutiert sie zu einem vulgären, berechnenden Drachen, der nicht davor zurückschreckt, sich selbst durch den tiefsten Dreck zu ziehen. I love it!
1 (1)
Versauter englischer Edelmann
Carr serviert vor allem Zweizeiler. Das ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, die damit einhergehende Unberechenbarkeit ist allerdings eine willkommene Abwechslung zu den anderen hier aufgeführten Comedians. Bei keinem anderen Comedian ist die Witzfrequenz so hoch.
1 (2)
Asozialer Brummbär
Tom Segura ist eine Mischung aus Louis C.K. und Jim Jefferies – nicht ganz so clever wie C.K. und nicht ganz so pointiert wie Jefferies aber mit derselben Selbtironie ausgestattet. Segura ist der gute Ausweg, wenn man sich an den anderen beiden sattgesehen hat.