Ein Dämpfer gleich zu Beginn: Gemäss italienischem Gesetz (und jenen etlicher anderer Nationen) gilt Nutella legal als Haselnuss-Aufstrich, da es die Kriterien eines Kakao-Minimalanteils für Schokoladenaufstrich nicht erfüllt.
Als Folge der 1806 von Napoleon verhängten Kontinentalsperre gegen Grossbritannien schossen die Handelspreise für Kakao in den Himmel. Aus dieser Not entwickelten Piemonteser Schokoladenhersteller die Gianduia – eine mit Haselnüssen ‹gestreckte› Schokolade.
140 Jahre später war Kakao durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs wiederum Mangelware, weshalb 1946 ein gewisser Pietro Ferrero aus Alba die Pasta Giandujot auf den Markt brachte.
Dieses noch feste Produkt, das ähnlich wie Buttermödeli in Alufolie gewickelt war, musste mit einem Messer geschnitten werden und war auch noch nicht streichbar.
... einem lebenslustigen piemontischen Bauern mit einem wegen seiner Vorliebe für Wein geröteten Gesicht.
Durch die Beigabe von Pflanzenöl wurde 1951 die erste Streichbare Form der Giandujot geschaffen, womit der Grundstein für den späteren Erfolg gelegt wurde: Durch die Streichbarkeit reichte erstmals eine kleine Menge Schokolade sehr weit. Dass dies als Brotaufstrich gedacht war, passte ebenfalls ins Konzept, denn Brot war zu dem Zeitpunkt mehr noch als heute ein Grundnahrungsmittel des Volkes. Damit wurde Schokolade erstmals nicht mehr als unerschwinglicher Luxus wahrgenommen, den man sich höchstens für Festanlässe wie Ostern oder Weihnachten leistete, sondern als Genuss, den man sich im Alltag gönnen konnte. Auch wurden über die Jahrzehnte stets Kinder und Familien als Bildmotive benutzt. «Pop Lux» nannten dies die Konsumforscher, «popular luxury»: Zwar reiner Genuss, vielleicht gar Luxus, aber niemals dekadent. Genial.
Nutella mit Markennamen gibt es seit 1964. Der Name ist ein Kofferwort, das sich aus dem englischen Substantiv «nut» und dem italienischen Suffix «-ella», ergibt, einem Diminutiv, das für Koseworte benutzt wird (Bsp. «caramella»).
Das entspricht ungefähr dem Gewicht des Empire State Buildings.
«Sana e leggera», weil: Haselnüsse und Milch! 50 Haselnüsse sind in einem Glas Nutella! Ja, das stimmt. Und ausserdem noch 57% Zucker und 32% Fett.
Alle 8 Sekunden wird eine Person geboren. Und nun rechne mal!
Tja. Eben. 50 Haselnüsse pro Glas – das läpperet sich.
Im Guiness Buch der Rekorde nachzuschlagen: Am 29. Mai 2005 fanden 27'854 Nutella-Fans in Gelsenkirchen zum gemeinsamen Frühstücksessen zusammen.
Organicares Collective, ein «Medical Marijuana»-Anbieter aus San Jose, Kalifornien, brachte 2013 eine mit Hanf-Öl angereicherte Version von Nutella auf den Markt: Nugtella. Organicares existiert inzwischen nicht mehr.
2014 gab es zum 50. Jubiläum diese 70-Cent-Briefmarke.
Es gibt aber noch viel zu tun. Es sind nämlich noch 120 Länder übrig.
2015 verbat ein französisches Gericht dies einem Elternpaar aus Valenciennes. Der Name wurde in «Ella» umgewandelt.
Aber die meisten glauben, dass dies so ist. Ferrero selbst hält sich dazu bedeckt. Unabhängige Analysen der Zutaten erbrachten keine oder höchstens minimalste Unterschiede etwa zwischen italienischer oder US-Nutella hervor.
Dennoch wollen fast alle einen Geschmacksunterschied beim 1-1-Test erkennen können. Doch wie das obenstehende Buzzfeed-Video zeigt, ist die korrekte Länder-Zuweisung eher Glücksache.
Der World Nutella Day geht nicht auf die Firma Ferrero zurück, sondern auf die italoamerikanische Bloggerin Sara Rosso, die 2007 mit anderen Nutella-Fans diesen Feiertag ausrief. 2013 noch wollte Ferrero dem ein Ende setzten, bevor man sich eines Besseren besann und schliesslich die Organisation 2015 gleich selbst übernahm.
Happy World Nutella Day, allerseits, also!