Ich wurde von der Redaktion gebeten, eine kleine Augustrede zu schreiben. Weil ich das aber nicht so gut kann, habe ich den Bundesrenitenten Alain Persil gebeten, das für mich zu übernehmen.
Sehr geehrte Eidgenossen, Liebe Eidgesundheit,
An diesem Nationalfeiertag gedenken wir all jenen, welche die Schweiz zu dem machten, was sie heute ist. Und das sind an vorderster Front die Kartografen. Sie haben sich wie niemand anders getraut, Grenzen zu zeichnen und der Schweiz so die Form zu verleihen, die wir heute auf so vielen Weltkarten bestaunen dürfen.
Aber sie sind nicht die einzigen, die einen erheblichen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisteten. Das Schweizer Volk kennt viele Helden.
Im Besonderen möchte ich jene erwähnen, die sich in Zugabteilen nicht neben fremde Menschen setzen. Ich danke allen, die ihre Wut lieber passiv aggressiv ausleben, als jemandem einmal richtig die Meinung zu geigen. Allen, die gegen die Deutschen wettern, obwohl ihre Vorfahren von da kommen. Allen, die aus Solidarität auch mit Grippe zur Arbeit erscheinen und so dafür sorgen, dass das ganze Büro zuhause bleiben kann.
Sie alle sorgen dafür, dass wir gerne reisen und im Ausland die offene Art der Menschen bewundern. Wenn uns der ewige Smalltalk dann schliesslich auf den Sack geht, wir mal wieder Leitungswasser trinken oder einfach nur einen pünktlichen Zug sehen wollen, dann reisen wir gerne zurück in die Schweiz. Denn tief in unserem Herzen sind wir alle Bünzlis.
Unser Geist ist der Kantönligeist. Hier kommt man immer aus dem besten Ort der Welt und wohnt direkt neben dem schlechtesten Ort der Welt. Wir leben in einem Land, in dem wir dauernd über die hohen Preise jammern und trotzdem etwas gekränkt sind, wenn die Waren im Ausland nicht viel billiger daherkommen.
Sowieso prahlen wir gerne, nicht nur mit unserer Sauberkeit. Wir sind so stolz auf unser politisches System, dass wir bei der halbdirekten Demokratie gerne mal das «halb» weglassen. Und auch wenn wir darauf bestehen, dass die gängigen Klischees eigentlich nicht stimmen, lieben wir es, wenn andere Leute Schweizer Klischees aufzählen. Wir sind ein lebender Widerspruch.
Das Einzige, was wir noch mit Sicherheit wissen, ist, dass die Beziehungen von Bachelor-Gewinnern nie lange halten werden. Dass wir in Kommentarspalten über Dinge diskutieren können, von denen wir keine Ahnung haben. Und dass wir am Ende des Tages keine Zahnseide benutzen, obwohl uns die Dentalhygienikerin bei jedem Besuch darauf hinweist.
Egal ob Zürich oder Basel, ob Doppeladler oder Doppeltennis, ob Streumi oder Aromat. Wir sind alle schon mal an der falschen Kasse angestanden. Deshalb lasst uns alle eins sein, im ständigen Kampf gegen Lärm nach 22:00 Uhr. Prosit, Neujahr! Nei ... Momänt ...
Euer
Alain Persil
Departement der guten Laune