DerTaran
Wenn ich mir die Mühe mache zu kochen, dann muss ich die Chili con Carne auch nicht aus der Chiptüte essen.
«Oi Baroni!»
(Charme-Emily in ihrem neusten Email.)
«Es ist tatsächlich so weit. Leute, die ich nicht kenne, taggen mich auf TikTok mit Rezept-Vorschlägen für dich.»
«Sieht grusig aus. Und irgendwie auch fein. Du musst das jetzt ausprobieren!»
In besagtem Video (HIER geht's zum TikTok-Clip), sieht man, wie eine gewisse Jenny Smith De Feudis notdürftig etwas Hackfleisch zu einer Fleischsauce verarbeitet. Dann wird eine Tüte Doritos zerstampft und danach die Fleischsauce reingeschmissen, garniert mit etwas geraffeltem Käse, fein geschnittenem Salat und einem deftigen Löffel voll Sauerrahm. Noch den Sack etwas rumschütteln und danach kosten. Tiktok-konform wird dies mit Augenrollen und BOAH IST DAS GUT kommentiert.
Ja, Emily, hast Recht. Sieht in der Tat «grusig» aus. Aber NUR, WEIL SIE'S FALSCH MACHT! Denn was die deutsche Dame da versucht, ist nichts weniger als eine schlechte Abwandlung einer Truckstop-Spezialität aus Texas und New Mexico:
Mitunter auch als walking taco bekannt (dies, weil man damit herumlaufen kann, ohne dass die Zutaten auf den Boden fallen) sieht man eine ziemlich authentische Version davon im obigen Clip aus Anthony Bourdains «Parts Unknown»-Dokuserie. Jawohl, da wird eine Suppenkelle voll New Mexico Chile und etwas geraffelten Käse in eine aufgeschnittene Tüte Fritos geschöpft.
Und dennoch, obwohl das Gericht für so ziemlich alles steht, was Bourdain hasst, muss er konstatieren: «It is also delicious.»
Weshalb ich nun beschliesse, Frau Smithdefeudis zu ignorieren und stattdessen Fritos Pie zu versuchen. So wie man ihn in Truckstops in New Mexico und Texas isst. Aus der Tüte. Die sich in der Hand anfühlt wie ein frisch gefülltes Robidog-Säckchen.
Mengen nach eigenem Gutdünken. Etwa 150g Fleisch pro Person, etwa.
Beim mexikanischen Laden um die Ecke wurde ich fündig, was die Fritos betrifft. Solche mit limón y sal (Salz und Limette). Und, nein, Tortilla-Chips sind was anderes. Und eine kurze Internetrecherche später ergab, dass frische Jalapeños und Frühlingszwiebeln die richtige Garnitur wären. Fein.
Was das Chili con carne betrifft, habe ich auf Bohnen verzichtet, aber selbstredend gehören dort Bohnen rein, falls man will. Auch habe ich bei den Gewürzen Common Sense walten lassen: Kreuzkümmel, ja, das gehört sicher rein; gemahlenen hatch chile hatte ich noch vörig und so ein Fajita-Gewürzmix deckt das für solche Gerichte übliche Geschmackspanorama ab. Chipotles molidos geben dem Gericht mit ihrem Raucharoma noch die nötige Tiefe.
Es gibt keine bessere Art, es auszudrücken: leider geil. Die verschiedenen Geschmacksnoten und Konsistenzen harmonieren perfekt. Die Jalapeños und Frühlingszwiebel verleihen noch etwas Frische. Nein, damit verdient man keine Kudos von der Niedergar-Kalbsfilet-mit-Balsamicojus-Fraktion, aber als Gartenparty-Food könnte ich mir sowas bestens vorstellen. Oder in der WG. Oder im Homeoffice. Kurzum, Frito Pie rules!
Habe ich nun tatsächlich eine TikTok-Challenge gefunden, die so richtig gut ist? Naja, ich bin ja nicht dem Rezept der TikTok-Dame gefolgt ... aber vom Prinzip her vielleicht. Eine satte 5 gibt das. Vielleicht gar eine 5-6.
(Entsprechend den Schweizer Schulnoten: 6 die beste Note, 1 die schlechteste, 4 eine genügende.)