April 2007. Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer wird nach dem iPhone gefragt, das Steve Jobs kurz zuvor im Januar 2007 erstmals präsentiert hatte.
Moderator: Was war ihr erster Gedanke, als Sie das iPhone sahen?
Steve Ballmer: 500 Dollar für ein Telefon mit einem Mobilfunkvertrag? Das ist das teuerste Telefon der Welt. Es spricht noch nicht mal Geschäfts-Nutzer an, weil es keine Tastatur hat. Damit ist es keine besonders gute Mail-Maschine.
Ballmer hätte sich nicht mehr irren können, und Microsoft hat bis heute daran zu leiden, dass es vor zehn Jahren den Smartphone-Trend verschlafen hat. 2014 gab Ballmer, der Schweizer Vorfahren hat, seine kapitale Fehlprognose zu.
Angesprochen darauf, was er am meisten bereue, sagte Ballmer 2014 im Video, dass man sich bei Microsoft zu lange und zu sehr auf Software konzentriert habe und daher nicht fähig war, rasch ein Konkurrenzprodukt zum iPhone herzustellen.
In die Kristallkugel blicken hat seine Tücken, diese musste auch der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx erfahren. Am 9. Juli 2010 prophezeite er in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung «Der Standard» den Niedergang Facebooks innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre. Heute müsste Mark Zuckerbergs «zeitfressende Maschine» also tot sein. Das Gegenteil ist der Fall: 2017 hat Facebook mehr Nutzer als je zuvor.
Damit aber der Fehlprognose nicht genug: Horx, der ein eigenes Zukunftsinstitut (WTF?!) betreibt, wusste bereits 2001 wie es mit dem Internet weitergeht:
2001 sah der selbsternannte Zukunftsforscher das Ende des Internet-Booms gekommen. Das Netz würde daher «kein Massenmedium», sagte Horx voraus. Seine Begründung: «Im Gegensatz zum einfachen Telefon oder einem Radio mit drei Knöpfen ist das WWW mehr denn je eine kompliziert zu bedienenden Angelegenheit.» 🤔
Horx hats einfach drauf. pic.twitter.com/95Ge311qvu
— Martin Thür (@MartinThuer) 1. Januar 2017
Aus der Ära der Atom-Euphorie folgt das nächste Müsterchen:
Jede Hausfrau und jeder Hausmann saugt bald mit dem eigenen atomar angetriebenen Staubsauger in den eigenen vier Wänden, prophezeite Alex Lewyt, der selbst einen Vakuum-Staubsauger erfunden hatte, 1955 in der «New York Times». Seine gleichnamige Staubsauger-Firma ging laut NZZ 1962 pleite.
Das Abonnement-Modell für Musik sei gescheitert, meinte Steve Steve Jobs am 3. Dezember 2003 im «Rolling Stone»-Magazin. Doch selbst ein Marketing-Genie wie Jobs irrte sich bisweilen.
Streaming-Dienste wie Spotify funktionieren exakt nach dem Abo-Modell, das Jobs Ende 2003 für tot erklärt hatte. Heute hat Spotify über 100 Millionen Nutzer und selbst Apple bietet nach jahrelangem Zögern einen eigenen Musikstreaming-Dienst an, da immer weniger Menschen Musik bei iTunes herunterladen.
Zwar hat Apple die Musik-Industrie mit Musik-Downloads via iTunes und dem einfachen Bezahlmodell revolutioniert, kommt nun aber selbst durch noch einfacher nutzbare Streaming-Dienste in Bedrängnis.
Jobs Aussage, das Abo-Modell für Musik hätte keine Zukunft, bezog sich auf den Musikstreaming-Pionier Rhapsody, der damals eine gewisse Popularität genoss. Rhapsody der Firma RealNetworks war 2003 der erste Online-Musikdienst, bei dem der Nutzer für einen monatlichen Abopreis den kompletten Zugriff auf den gesamten Musikbestand erhielt.
Nach dem Start von iTunes 2003 wurde Rhapsody fast aus dem Markt gedrängt. Die Menschen bevorzugten Musik-Downloads, weil sie so auch unterwegs auf dem iPod Musik hören konnten. Auch Rhapsody bot später Musik-Downloads an. Apple sperrte jedoch Musik-Dateien für den iPod, die über Rhapsody gekauft wurden, um iTunes einen Vorteil zu verschaffen.
Selbst ein derart renommierter Wirtschaftsexperte, Berater mehrerer US-Präsidenten (u.a. Bill Clinton) und Nobelpreisträger, konnte die zentralen Einflüsse seiner Zeit nicht richtig deuten. 1998 war das Internet alles andere als neu, umso mehr erstaunt es, dass Krugman seine Bedeutung allen Ernstes mit dem des Faxgerätes verglich. Wenn US-Präsidenten so beraten werden, wundert uns auch nichts mehr ...
Immer wieder für einen Lacher gut sind die Prognosen der Marktforschungsfirmen. Zuletzt sagten sie insbesondere Virtual-Reality-Brillen und Wearables wie Fitnesstracker und Smartwatches ein grosses Wachstum voraus. Was diese Prognosen wert sind, zeigt ein Blick in die jüngste Vergangenheit: Smartphones mit Windows als Betriebssystem würden das iPhone innerhalb von vier Jahren überholen, sagten die Marktforscher von IDC im Jahr 2011 voraus.
Die Webseite, auf der IDC seine Fehlprognose veröffentlicht hat, ist heute seltsamerweise nicht mehr zu erreichen ... Das Technologie-Portal Laptopmag hat allerdings einen Screenshot der legendären Fehlprognose erstellt.
Die Realität: 2016 haben sich Microsoft und BlackBerry fast vollständig aus dem Smartphone-Markt zurückgezogen, da ihre Marktanteile unter 1 Prozent gefallen sind.
Aktuell sagt IDC für Windows auf Smartphones einen Marktanteil von 0,1 Prozent bis 2020 voraus. Wir werden sehen ...
Als Microsoft 2012 mit dem Surface das erste eigene Tablet präsentierte, liess der Schweizer IT-Experte Robert Weiss kein gutes Haar am Surface. «Ein Erfolg wird es sicher nicht», liess er die «20 Minuten»-Leser im Interview wissen.
20 Minuten: Womit kann Microsofts Surface bei der Technologie punkten?
Robert Weiss: Mit gar nichts, weil alle Tablets ungefähr dasselbe können. Auch der Ständer oder die ausklappbare Tastatur von Surface sind kein grosser Wurf – solches Zubehör gibt es fürs iPad ja schon lange.
Der Schweizer IT-Experte sollte sich irren: Nach einem holprigen Start, die erste Surface-Generation war alles andere als perfekt, wurden die Business-Tablets von Microsoft immer beliebter.
Im gleichen Interview prophezeite der IT-Experte hingegen dem iPad von Apple eine glorreiche Zukunft:
Auch dies eine Fehlprognose, wie die folgende Grafik der weltweiten iPad-Verkäufe zeigt.
Das iPad verkauft sich nach einem fulminanten Start seit 2013 Jahr für Jahr schlechter.
Erst Ende 2015 reagierte Apple auf das Surface und brachte mit dem iPad Pro ein ähnliches Tablet auf den Markt, das sich ebenfalls an professionelle Nutzer richtet und per Stift bedienen lässt. Den Sinkflug konnte aber auch das iPad Pro nicht stoppen.
Inzwischen nehmen alle grossen PC-Hersteller Microsofts Surface zum Vorbild und bauen eigene Hybridgeräte mit Windows 10, die als Notebook und Tablet genutzt werden können.
Dieses zigfach im Internet zu findende Zitat wird oft Thomas Watson zugeschrieben, dem ehemaligen Chef von IBM – allerdings gibt es keine Belege für das Zitat. Laut eines «Spiegel»-Artikels von 1965 wollte Watson zunächst von den neuen Geräten nichts wissen: «Als in den frühen fünfziger Jahren die ersten Rechenungetüme für kommerzielle Nutzung auftauchten, die mit ihren Tausenden von Röhren ganze Zimmerfluchten füllten und unerträgliche Hitze entwickelten, schätzte Watson den Bedarf der US-Wirtschaft auf höchstens fünf Stück.»
Ob das Zitat stimmt, bleibt wohl für immer im Dunkeln. Bis heute konnte niemand den Beweis liefern. Fest steht indes, dass IBM dem Personal Computer (PC) Jahre später zum Durchbruch verhalf.
In den 80er-Jahren war die Digital Equipment Corporation (DEC) hinter IBM der zweitgrösste Computer-Hersteller. DEC-Gründer Ken Olsons Aussage aus dem Jahr 1977 wird wohl fälschlicherweise immer wieder als Paradebeispiel für Fehleinschätzungen der Tech-Geschichte genannt. «Tatsächlich besass er zu Hause selber Computer und bezog sich mit dem Begriff ‹Computer› auf Zentralrechner, die den Haushalt führen», ist in seinem Wikipedia-Eintrag nachzulesen.
Der inzwischen verstorbene Olson versuchte das Missverständnis mehrmals zu erklären, sein vermeintlich kolossaler Irrtum klingt aber so gut, dass das Zitat wohl nie mehr aus dem Internet zu tilgen ist.
Teenies wurden Ende der 90er-Jahre von der «Bravo» zu ihrem Umgang mit dem Internet befragt:
Bravo: «Ist Internet-Surfen etwa out?»
Jessica (15): «Als Trend schon. Deshalb sieht man in diesen Cafés ja auch fast niemanden mehr.»
Ähm jaaa ...