Sie haben heroisch gekämpft. Und trotzdem verloren. Die Bayern haben Real Madrid in deren eigenem Stadion dominiert, phasenweise gar vorgeführt. Und trotzdem jubeln am Schluss die «Königlichen».
Weil den Bayern die Kaltschnäuzigkeit fehlt. Weil Goalie Sven Ulreich der grösste Patzer seiner Karriere unterläuft, auf den er wohl für immer reduziert werden wird. Aber auch, weil die Schiedsrichter keinen Mut haben, gegen Real Madrid zu pfeifen, wie gegen jeden anderen Klub auch.
Bereits im Hinspiel hätte es nach zwei Fouls von Dani Carvajal an Robert Lewandowski zwei Mal Penalty geben müssen.
Gestern in Madrid gab es verschiedene umstrittene Strafraum-Aktionen. Zwei davon hätten ohne Diskussion zu Penaltys für Bayern führen müssen. Da war das Handspiel von Marcelo kurz vor der Pause, von dem der Brasilianer danach selbst sagte, dass es Elfmeter hätte geben müssen.
Selbst wenn Schiedsrichter Cüneyt Cakir – der bereits das dritte Real-Spiel in dieser Champions-League-Saison pfiff – die Situation nicht beurteilen kann, hat er doch mit dem Linien- und Torrichter zwei Assistenten, welche die Aktion sehen und ihm anzeigen müssen. Wenn sie denn sowas wie Rückgrat hätten.
Do you think tonight match was fair enough? Real madrid vs bayern? There were two clear penalty but non given..at least one penalty for marcelo handball..@ESPNFC @RayHudson pic.twitter.com/qgHgaEKTgs
— Pennywise (@Pennywi68359490) 1. Mai 2018
Nach 52 Minuten die nächste, eigentlich klare Situation. Sergio Ramos kommt gegen Robert Lewandowski deutlich zu spät, holt den Polen von den Beinen. Der Penalty-Pfiff bleibt auch hier aus – wieder wollen weder Schiedsrichter noch Assistenten etwas Regelwidriges gesehen haben.
Es sind diese Situationen, die dann auch wieder gute Argumente für den Videobeweis liefern. Denn ich warte lieber zwei Minuten, als solche Fehlentscheidungen mitzuerleben, die ein hochklassiges Duell zerstören.
Gestern war nämlich, wie so oft in dieser Saison, ein grossartiger Champions-League-Abend. Es gab Helden wie den Doppeltorschützen Karim Benzema oder Real-Goalie Keylor Navas, den Rückkehrer James Rodriguez, der noch immer Real Madrid gehört und nach seinem Tor zum 2:2 aus Respekt auf Jubel verzichtete und es gab mit Sven Ulreich eine tragische Figur. Eine bessere Dramaturgie geht nicht. Und doch stehen wieder die Schiedsrichter im Fokus – weil es einfach zu viel zu diskutieren gibt, um dieses Thema totzuschweigen.
War es im Viertelfinale gegen Juventus noch ein umstrittener Penalty, der in der 96. Minute des Rückspiels Real doch noch den glücklichen Halbfinal-Einzug bescherte, war es im Halbfinale deutlich extremer. Nicht eine oder zwei, sondern eine ganze Reihe an Fehlentscheidungen haben Bayern den Final-Vorstoss gekostet.
Weil die Unparteiischen nicht den Mut haben, das grosse Real Madrid zu behandeln, wie jeden anderen Verein auch. Darum kann sich ein Cristiano Ronaldo pro Spiel fünf Schwalben erlauben ohne verwarnt zu werden. Darum darf ein Sergio Ramos zulangen wie ein Schlächter und kommt davon.
Real Madrid hat die Champions League 2016 und 2017 verdient gewonnen. Nun scheint es, als soll unbedingt noch der Titel-Hattrick dazukommen. Das ist gut und Recht. Aber dann, liebe Schiedsrichter, wenn ihr euch schon nicht traut auch mal gegen das «weisse Ballett» zu pfeifen, gebt den Pott doch schon vor dem Spiel an Real Madrid. Aber verarscht uns bitte nicht.