Diese Woche hat der Ständerat über das Schweizer Bürgerrecht verhandelt – die kleine Kammer will Einbürgerungen für Ausländer der dritten Generation erleichtern. Menschen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind, sollen einfacher zum Schweizer Pass kommen. Darum, um Fondue und das Rütli, Terroristen und Secondos, und natürlich die Europameisterschaft, dreht sich die «Arena» an diesem Freitagabend.
Es werde eine spannende, eine emotionale Sendung, verspricht «Arena»-Moderator Jonas Projer dem Publikum im Studio zu Beginn. Passieren tut dann aber eine Stunde lang dasselbe: SVP-Nationalrat Lukas Reimann schwingt erfolglos seine Anti-Islam-Keule, Gegenspieler Cédric Wermuth schwadroniert über die Definition von Demokratie, CVP-Ständerätin Ruth Humbel betont die Vorteile der ständerätlichen Einbürgerungs-Vorlage, und FDP-Vizepräsident Christian Wasserfallen gibt Ruth Humbel recht.
Und das geht so.
Reimann schiesst sich bereits in einem seiner ersten Statements ins Abseits: Es sei nicht gut, diese Menschen erleichtert einzubürgern, schliesslich sei die dritte Generation oft radikalisiert. Humbel verschwendet nicht eine Sekunde daran, auf Reimanns Provokation einzugehen und bringt die Diskussion auf ein sachliches Niveau:
Der Politiker versucht es kurz darauf ein zweites Mal mit absurden Argumenten, wird aber von Christian Wasserfallen dermassen in die Schranken gewiesen, dass der SVP-Sprössling ein bisschen mit den Armen rudern muss.
Wermuth, im Gegensatz zu Humbel nicht der Rationalität, sondern der Emotionalität verschrieben, bringt seine Tochter ins Spiel. Reimann beschuldigt Wermuths Partei daraufhin, mit der Einbürgerung von «Drittgeneratiönlern», nur neue Wähler rekrutieren zu wollen, und Humbel muss erneut beide Polemiker auf den Kern der Vorlage hinweisen.
Das Gespräch setzt sich im gleichen Muster fort und erlebt nach knapp der Hälfte der Sendezeit schliesslich den Höhepunkt, als Reimann plötzlich schwer betupft Wermuth beschuldigt, er hätte gerade alle SVPler mit Terroristen verglichen.
An Absurdität kaum mehr zu überbieten dreht sich der Rest der «Arena» darum, ob Bürgerrechte am Anfang der Integration stehen oder die Folge von Integration sein sollen (finden alle ausser Wermuth), ob es gerecht war, dass Einstein den Schweizer Pass erhielt (Humbel: Nein), wie Reimann sich als Aarauer in St.Gallen integrierte und wer von der Nationalmannschaft bei der Hymne mitsingt. Letzteres hingegen beschäftigt eigentlich nur Reimann, der übrigens lieber Frauen-Handball als Fussball schaut.
Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass die Einbürgerungs-Vorlage nur 6000 Menschen betrifft: Weder ist diese Ausgabe der «Arena» relevant, noch erkenntnisstiftend. Wermuths Ruf nach Ausländer-Stimmrecht verhallt genau so wie Reimanns Angst vor «Pass-Verschenkis» nur Kopfschüttler provoziert.
Einer der Zuschauer im Publikum verwirft beim Apéro nach der Aufzeichnung die Hände und sagt das, was wohl alle denken: «Es wurde nichts gesagt, was ich wissen müsste!»
Deshalb hier, für alle, die zwei wichtigsten Ausschnitte der Arena: