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5 Schweizer Spiele, für den Bünzli in dir 🇨🇭

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5 Schweizer Spiele, für den Bünzli in dir

Natürlich machen auch Schweizer Verlage Brett- und Kartenspiele. Wir haben in unserem Spielregal fünf Exemplare gefunden.
02.09.2018, 11:3303.09.2018, 04:13
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Es wäre sicher übertrieben zu behaupten, dass die Schweiz im internationalen Markt für Brett- und Kartenspiele eine besonders wichtige Rolle spielt. Auch hierzulande überwiegen in den Regalen der Spieleläden Brettspiele aus Deutschland, Frankreich den USA und anderen Ländern. Dazwischen haben wir aber auch fünf einheimische Werke gefunden.

Team Up

Team Up! Spielsituation
Bild: Helvetiq

Dieses Spiel ist echte Schweizer Wertarbeit und macht auch optisch etwas her: Holzblöcke werden auf dem verkleinerten Modell einer Europalette aufgeschichtet. Hadi Barkat, der Gründer des Schweizer Spieleverlags Helvetiq, hat das Stapelspiel zusammen mit dem Spielautor Sebastien Pauchon ursprünglich für die Belegschaft des Transportunternehmens Planzer als Weihnachtsgeschenk kreiert.

Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um eine kooperative Gruppenaufgabe: Zufällig gezogene Spielkarten geben jeweils vor, welche Farbe oder Form von Holzklötzen verbaut werden muss.

Ziel ist es, die Elemente so kompakt wie möglich zu einem kleinen Türmchen ohne Lücken auf die Palette zu packen. Dazu braucht es räumliches Vorstellungsvermögen, gute Planung und gemeinsame Absprachen. 

Das Prinzip ist in zwei Minuten erklärt. Eine bestimmte Kartensequenz kann man auch mehrmals hintereinander spielen, um zu versuchen, die perfekte Lösung hinzu bekommen.

Theoretisch ist es auch möglich, «Team Up» kompetitiv zu spielen, wenn sich alle Konkurrenten nacheinander an derselben Kartensequenz versuchen. Im Team macht es aber wesentlich mehr Spass, da dann auch die Wartezeiten entfallen.

Taktisches Bauspiel von Sebastien Pauchon und Hadi Barkat für 1 bis 4 Spieler ab 7 Jahren, Helvetiq, etwa 40 Franken.

Comedy-Erweiterung

Kampf gegen das Bünzlitum - Comedy-Erweiterung
Bild: Kampf gegen das Bünzlitum

Vom heldenhaften «Kampf gegen das Bünzlitum» gibt es nun eine Comedy-Erweiterung. 10 Schweizer Komiker, darunter Beat Schlatter, Dominic Deville, Bänz Friedli oder Andreas Thiel haben je 10 neue Karten mit Fragen und Antworten für das politisch unkorrekte Partyspiel verfasst.

«Kampf gegen das Bünzlitum» ist die lokale Variante des Kartenspiel-Welterfolgs «Cards against humanitiy», das zum Beispiel wesentlich zur Etablierung von Brettspiel-Cafés in kanadischen Metropolen beigetragen hat.

Das Spiel sollte erst ab 18 Jahren gespielt werden. Denn viele Texte sind komplett unter der Gürtellinie. Ein Spieler liest jeweils eine Karte vor, zum Beispiel: «Ich habe geträumt, dass Beat Schlater mir in seinem Schlafzimmer xxx zeigt.»

Alle Mitspieler suchen sich aus ihren Handkarten dann eine möglichst witzige oder absurde passende Karte aus, zum Beispiel: «Reste von gestern», «Kebab im Taschenbrot» oder «Ehrenmorde unter Ziegen», so dass möglichst alle lachen. Am besten läuft das Spiel, wenn man betrunken ist.

Ich hatte zudem schon abendfüllende Diskussionen darüber, ob nicht eben gerade jene Leute, die Spiele wie «Kampf gegen das Bünzlitum» spielen, am Ende die wahren Bünzlis sind, weil alle Fragen und Antworten ja bereits vorgegeben sind.

Man kann aber auch Blanko-Karten dazu kaufen, mit denen man seine eigene Kreativität und Originalität unter Beweis stellen kann.  

Partyspiel von Angela Vögtli für 2 bis 10 Spieler ab 18 Jahren, Pixelqueen, Erweiterung: 22 Franken, Basisspiel: 43 Franken. 

Der wahre Walter

Der wahre Walter, Schachtel
Bild: Fata Morgana

Und dies ist die Stelle, an der ich auf das Schweizer Originalspiel verweisen muss, das nach dem exakt gleichen Prinzip funktioniert: «Wie ich die Welt sehe» von Urs Hostettler, das 2004 beim Berner Fata Morgana-Verlag erschienen ist.

Aus dem gleichen Verlag kommen ja auch noch ganz viele andere interessante Spiele wie «Anno Domini», «Kreml» oder «Der wahre Walter», die spielerische Antwort auf die Aufdeckung des Fichenskandals.

Und wer jetzt zu jung ist, um zu wissen, was der Fichenskandal war: 1989 kam ans Licht, dass Bundes- und kantonale Polizeibehörden über Jahrzehnte rund 900'000 geheime Fichen über Privatpersonen und Organisationen angelegt hatten.

Im Spiel verlesen die Spieler lückenhafte Sätze. Zentrale Stellen sind jeweils mit einem schwarzen Balken abgedeckt. Die meisten dieser Sätze sind persönliche Aussagen, Einschätzungen, Behauptungen. Alle Mitspieler müssen dann einen plausiblen Text für die Lücke aufschreiben.

Es ist dasselbe Spielprinzip wie bei «Wie ich die Welt sehe» oder eben «Kampf gegen das Bünzlitum», nur, dass man die kreativen Antworten während des Spiels eben selber erfindet. 

Partyspiel von Urs Hostettler für 4 bis 10 Spieler ab 12 Jahren, Fata Morgana, etwa 22 Franken.

Tichu

Tichu, Kartenspiel
Bild: Fata Morgana

Und wenn wir schon bei Urs Hostettler und Fata Morgana sind, darf hier natürlich «Tichu» nicht fehlen. Es ist ein Kultspiel, mit dem mittlerweile auf der ganzen Welt Turniere ausgetragen werden.

Das Spiel mit 56 Karten richtet sich an genau vier Spieler. Je zwei sitzen sich in gegnerischen Teams gegenüber und versuchen, alle ihre Karten möglichst schnell los zu werden. Es ist die Adaption eines traditionellen asiatischen Kartenspiels, das in zahlreichen verschiedenen lokalen Varianten bekannt ist und Hostettler und drei Mitreisende 1988 in China kennen gelernt hatten.

Während den folgenden drei Jahren veränderten sie die Regeln, feilten an den Abläufen und fügten Spezialkarten hinzu. Res Brandenberger gestaltete zudem eine eigene Grafik mit chinesischen Motiven, so dass ein ganz neues Spiel mit den tichu-typischen Elementen wie Partnerspiel, Schupfen, Bomben und Hunden entstand, das 1991 veröffentlicht wurde.

«Tichu» kann süchtig machen und einen unheimlichen Sog ausüben. In den vergangenen 25 Jahren habe ich sicher mindestens ein Dutzend Mitspieler aus meinen Brettspielrunden verloren, weil sie plötzlich nur noch «Tichu» spielen wollten.   

Kartenspiel von Urs Hostettler für 4 Spieler ab 8 Jahren, Fata Morgana, etwa 10 Franken. 

Punto

Punto
Bild: Gamefactory

Und dies hier ist imfall das wohl munzigste und minimalistischste Schweizer Spielchen, das man überhaupt irgendwo findet: Das Metalldöschen, in dem 72 quadratische Spielkarten stecken, ist nur 5,5 x 5,5 x 3 Zentimeter klein.

Das passt jetzt wirklich in jede Hosentasche und könnte im Notfall sogar an geeigneter Stelle versteckt in die Isolationshaft eingeschmuggelt werden.

«Punto» aus dem Hause des Wädenswiler Gamefactory-Verlags orientiert sich am Prinzip von «Vier gewinnt». Dazu müssen aber Karten auf dem Tisch in ein Raster ausgelegt werden. Die Karten weisen Punktewerte zwischen 1 und 9 auf. Höhere Werte dürfen tiefere Werte der Gegner überdecken. Dadurch ergibt sich ein sehr dynamischer, spannender Wettstreit für bis zu vier Mitspieler, der auch in einer Teamvariante gespielt werden kann. 

Kartenspiel von Bernhard Weber für 2 bis 4 Spieler ab 7 Jahren, Gamefactory, ca. 7 Franken.

Tom Felber …
... war Vorsitzender der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Hier stellt er regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vor.
Bild
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