Pana
Ehm, das kann man so ziemlich zu 90% aller Smartphones sagen..
Zwei Wochen durfte ich das Huawei P10 Plus testen, zwei Wochen lang habe ich darauf gewartet, dass mich dieses neue Stück Technik aus den Socken haut. Nicht falsch verstehen: Das P10 Plus ist kein schlechtes Gerät. Leider sticht es aber auch nicht sonderlich aus der Masse hervor.
Ich habe das P10 Plus in der silbernen Variante erhalten. Ganz ehrlich? Als ich es ausgepackt hatte, dachte ich für eine Sekunde, ich hätte ein iPhone vor mir. Die Ähnlichkeit ist sogar so gravierend, dass die Leute mich einige Male fragten, ob ich nun doch auf ein Gerät von Apple umgestiegen bin.
Ich habe etwas den Eindruck, dass Huawei hier lieber auf Nummer sicher gehen wollte, anstatt mit einem etwas eigenständigeren Design eigene Wege zu beschreiten. Nichtsdestotrotz ist das Gerät tadellos verarbeitet. Besonders gefallen hat mir, auch wenn es nur ein Detail ist, dass der Standby-Button geriffelt und so schön griffig ist.
Im Gegensatz zum P9 ist der Fingerprintsensor dieses Mal in einem ovalen Home-Button auf der Front untergebracht. Gut für Musikfans: Den Kopfhöreranschluss hat Huawei beibehalten.
Wer Android kennt, wird mit dem P10 Plus innert wenigen Minuten zurechtkommen. Dafür, dass das Display 5,4 Zoll gross ist, liegt es sehr gut in der Hand und lässt sich auch mit einer Hand einigermassen bedienen. Leute mit kleineren Händen dürften aber dennoch Mühe haben.
Sehr praktisch ist, dass Huawei einem die Möglichkeit gibt, die Software-Navigationsbuttons von Android auszuschalten und diese stattdessen in den Home-Button zu integrieren. Somit funktioniert dieser dann nicht nur als Fingerprintsensor, sondern auch als Navigationstaste.
Die Bedienung ist dabei äusserst einfach und braucht keine lange Angewöhnungszeit:
Aber Achtung: Diese äusserst praktische Funktion ist nicht standardmässig aktiviert, sondern muss zuerst in den Einstellungen ausgewählt werden.*
Der Fingerprintsensor funktioniert fix und gibt den Bildschirm im Bruchteil einer Sekunde frei. Allerdings kommt es ganz selten auch vor, dass er nicht sofort reagiert, wenn der Daumen zu sehr seitlich aufliegt. Das klappt bei einem Sensor auf der Rückseite etwas besser.
Wie schon beim P9 und dem Mate 9 wurde die Dualkamera zusammen mit Leica entwickelt. Dies soll dafür sorgen, dass man mit dem P10 Plus Fotos in einer Qualität aufnehmen kann, die sonst nur Systemkameras erreichen.
Zum Vergleich: Das linke Foto wurde mit dem Huawei P10 Plus gemacht, das rechte mit einer Systemkamera. Beide wurden mit der Automatikfunktion geschossen und sind unbearbeitet.
Klingt natürlich toll und tatsächlich schiesst man mit dem P10 Plus ansprechende Fotos. Dies klappt, solange man mit dem Smartphone nicht bei wenig Licht fotografieren muss. Dort ist das P10 Plus einer Systemkamera dann doch unterlegen, was man ihm aber nicht vorwerfen kann.
Beim Zoom stösst man, wie bei Smartphones üblich, schnell an seine Grenzen. Ein Zweifach-Zoom ist ohne sichtbaren Qualitätsverlust möglich, doch alles darüber hinaus ist dann doch nicht mehr wirklich sehr ansehnlich.
Zoomen ist übrigens nur mit 12 Megapixel möglich, wer mit 20 Megapixeln knipsen will, muss darauf verzichten.
Wirklich Freude haben dürften Personen, die gerne Selfies schiessen, denn Huawei hat die Frontkamera ordentlich verbessert. So löst sie mit bis zu 8 Megapixeln auf und hat einen lichtstarken Sensor von f/1.9.
Wer sich gerne selbst inszeniert, dürfte auch an der Beauty-Shot-Funktion Gefallen finden, welche im Selfie-Modus manuell aktiviert werden kann. Dieses Feature soll eure Fotos Social-Media-tauglich machen. Das kann einem gefallen – oder auch nicht.
Im Herbst hatte Huawei mit dem Mate 9 ein wahres Akkumonster vorgestellt, welches bei normaler Nutzung in unserem Test tatsächlich über einen Tag durchhielt. Auch die Ladezeiten waren beeindruckend schnell. So hatte man bereits nach 20 Minuten genug Saft, um sicher wieder einen ganzen Tag über die Runden zu kommen.
Die im Mate 9 eingesetzte Technologie hat nun auch im Huawei P10 Plus Einzug gehalten. So ist dann auch der Adapter des Ladekabels ähnlich klobig, aber das stört nicht wirklich. Der Akku ist beim P10 Plus 3750 Milliamperestunden (mAh) gross und somit nur ganz wenig kleiner als der des Mate 9 mit 4000 mAh. Zum Vergleich: Das neue Samsung Galaxy S8 mit 5,8 Zoll hat eine Akkukapazität von 3000 mAh, das iPhone 7 Plus (5,5 Zoll) 2900 mAh.
Dies zeigt sich dann auch im Alltag, denn auch mit dem P10 Plus muss man sich keine Sorgen machen, dass man es nicht durch den Tag schafft, zumindest bei durchschnittlicher Nutzung. Wenignutzer dürften ihr Gerät sogar nur jeden zweiten Tag an die Steckdose hängen.
Das Huawei P10 Plus ist ein gutes Smartphone. Es ist sauber verarbeitet, der Akku überzeugt und die Foto-App bietet viele Spielereien. Toll ist der Home-Button, der als Navigation und Fingerprintsensor dient. Ansonsten setzt das Gerät aber weder optisch noch technisch aussergewöhnliche Akzente. Das P10 Plus wirkt einfach wie ein Gerät, bei dem man lieber auf Nummer sicher gehen wollte, anstatt etwas zu wagen. Somit erhalten Käufer ein Smartphone, dass eigentlich keine Wünsche offen lässt, aber irgendwie auch etwas langweilig wirkt.
Das Huawei P10 Plus ist ab dem 7. April in der Schweiz in den Farben Dazzling Blue, Graphite Black, Dazzling Gold und Mystic Silver erhältlich.
Die kleinere Variante, das Huawei P10, ist ab sofort erhältlich. Dieses unterscheidet sich allerdings bei der Hardware in einigen Bereichen vom P10 Plus (siehe Slideshow).
*Berichtigung: In einer früheren Variante dieses Artikels hatten wir folgendes geschrieben:
Diese Information ist nicht korrekt, da der Home-Button in den Einstellungen auch als Navigationstaste eingestellt werden kann. Die Informationen wurden im Text korrigiert.