Mein erstes Mal im Internet: Die watson-Redaktion erinnert sich zurück
Bild: shutterstock / watson
Als das Internet tatsächlich noch Neuland war, trieben sich auch die watsons im World Wide Web herum. Ein Rückblick.
Der obszöne Schnappschuss

Gefühlte drei Jahrhunderte musste man damals auf eine Reaktion warten.gif: giphy
«Obwohl im Nebenzimmer ein Computer stand, rührte ich diesen nie an. Ich wusste nicht einmal, wie man dieses Ding überhaupt einschalten konnte.
Das änderte sich aber schlagartig, als wir einmal Besuch kriegten. Die Tochter der Freundin meiner Mutter war etwas älter als ich und begeistert von Google. Als diese unseren Computer entdeckte, wollte sie mir gleich erklären, wie man Bilder von Stars und Sternchen angucken und sogar ausdrucken kann. Ich war begeistert!
Den ganzen Abend glotzten wir in die Kiste und hängten die ausgedruckten Bilder von Shakira und Co. in meinem Zimmer auf. Fortan verbrachte ich viel Zeit auf Google.
Eines Tages stiess ich dann aber auf einen obszönen Schnappschuss von Paris Hilton. Darauf zu sehen: Ein Höschenblitzer. Ich stellte sofort den Computer aus und hoffte, dass dies meine Mama nie nie nie zu sehen kriegt.»
Das änderte sich aber schlagartig, als wir einmal Besuch kriegten. Die Tochter der Freundin meiner Mutter war etwas älter als ich und begeistert von Google. Als diese unseren Computer entdeckte, wollte sie mir gleich erklären, wie man Bilder von Stars und Sternchen angucken und sogar ausdrucken kann. Ich war begeistert!
Den ganzen Abend glotzten wir in die Kiste und hängten die ausgedruckten Bilder von Shakira und Co. in meinem Zimmer auf. Fortan verbrachte ich viel Zeit auf Google.
Eines Tages stiess ich dann aber auf einen obszönen Schnappschuss von Paris Hilton. Darauf zu sehen: Ein Höschenblitzer. Ich stellte sofort den Computer aus und hoffte, dass dies meine Mama nie nie nie zu sehen kriegt.»
Der vermeintlich tote Sohn

So ähnlich sah das mal aus.gif: giphy
«Das erste Mal bewusst im Internet war ich während eines Zwischenjahrs im Jahr 2001. Ich brauchte eine E-Mail-Adresse.
Ich versuchte meinen E-Mail-Account zu öffnen, aber habe es irgendwie nicht hingekriegt. Auch der Mann im Internetcafé in Ecuador nicht. Also schrieb ich einfach nie irgendwelche E-Mails, bis es wirklich dringend wurde, weil mein Flugticket zu verfallen drohte.
Da fragte ich einen Rucksacktouristen, wie ich jetzt an meine Mails komme und er zeigte es mir dann. Ich hatte dauernd meine E-Mail-Adresse in die Browserzeile eingegeben und das funktionierte natürlich nicht.
Im Posteingang befanden sich ein paar Mails von meinen Eltern, die gedacht hatten, ich sei tot. Dabei wusste ich einfach nicht, wie man das macht. Damals war ich schon 21 Jahre alt. Verrückt, nicht?»
Ich versuchte meinen E-Mail-Account zu öffnen, aber habe es irgendwie nicht hingekriegt. Auch der Mann im Internetcafé in Ecuador nicht. Also schrieb ich einfach nie irgendwelche E-Mails, bis es wirklich dringend wurde, weil mein Flugticket zu verfallen drohte.
Da fragte ich einen Rucksacktouristen, wie ich jetzt an meine Mails komme und er zeigte es mir dann. Ich hatte dauernd meine E-Mail-Adresse in die Browserzeile eingegeben und das funktionierte natürlich nicht.
Im Posteingang befanden sich ein paar Mails von meinen Eltern, die gedacht hatten, ich sei tot. Dabei wusste ich einfach nicht, wie man das macht. Damals war ich schon 21 Jahre alt. Verrückt, nicht?»
Der aufregende Download

Doom anno dazumal.gif: giphy
«Mein erstes Mal im Internet war circa im Jahr 1994 bei einem guten
Freund zuhause. Wir waren noch Kantischüler und wollten im Netzwerk ‹Doom› spielen.
Dafür wurde ein Patch oder Update *starte dramatische Musik* aus dem ‹Internet› benötigt. Ein paar wenige Megabytes gross, vielleicht noch kleiner.
Wir warteten also bis tief in die Nacht – denn ‹ins Internet gehen› bedeutete, dass die Telefonleitung in der Zeit besetzt war. Die Downloadzeit betrug circa eine Stunde. Wir schwitzten Blut. Eine kurze Unterbrechung bedeutete einen Totalausfall. Sowas wie Downloadmanager gab es damals nicht. Beim zweiten Anlauf klappte es und die Freinacht mit ‹Doom› konnte beginnen.
Vom Internet sah ich damals nicht viel. Dass man aber einfach einen Patch herunterladen konnte, beeindruckte mich nachhaltig.
Übrigens: Mit dem besagten Freund spiele ich noch heute Videospiele – aus ‹Doom› sind wir allerdings herausgewachsen.»
Wir warteten also bis tief in die Nacht – denn ‹ins Internet gehen› bedeutete, dass die Telefonleitung in der Zeit besetzt war. Die Downloadzeit betrug circa eine Stunde. Wir schwitzten Blut. Eine kurze Unterbrechung bedeutete einen Totalausfall. Sowas wie Downloadmanager gab es damals nicht. Beim zweiten Anlauf klappte es und die Freinacht mit ‹Doom› konnte beginnen.
Vom Internet sah ich damals nicht viel. Dass man aber einfach einen Patch herunterladen konnte, beeindruckte mich nachhaltig.
Übrigens: Mit dem besagten Freund spiele ich noch heute Videospiele – aus ‹Doom› sind wir allerdings herausgewachsen.»
Der Gadget-Anbeter

Als das Internet noch pro Stunde abgerechnet wurde.gif: giphy
«Ich war damals einmal auf der Internetseite von Interdiscount. Bei uns in der Nähe gab es keine
Elektronikläden und ich hatte jeweils immer die Prospekte durchgeblättert, um davon
zu träumen, wie es wohl wäre, stolzer Besitzer des einen oder anderen Gadgets
zu sein.
Die Prospekte gab es aber nur als Zeitungsbeilage einmal pro Woche. Und jetzt konnte ich plötzlich eine Website aufrufen und mir da alles anschauen.
Das klingt jetzt ziemlich lahm, aber damals fand ich das richtig faszinierend und cool. Zumal ich sehr lange warten musste, bis die Seite endlich geladen wurde, weil es da so viele Bilder gab.
Das war noch zu jener Zeit, als man nicht telefonieren konnte, wenn jemand im Internet surfte. Bestellen konnte man auf dieser Seite aber nichts – soweit waren sie dann doch noch nicht. Aber um Bilder von Nintendo-64-Spielen, Computern und Nokia-Handys anzustarren hat es gereicht. Zulange durfte ich das aber nicht machen, sonst wurde mein Vater böse. Damals wurde der Internetzugang noch pro Stunde abgerechnet.»
Die Prospekte gab es aber nur als Zeitungsbeilage einmal pro Woche. Und jetzt konnte ich plötzlich eine Website aufrufen und mir da alles anschauen.
Das klingt jetzt ziemlich lahm, aber damals fand ich das richtig faszinierend und cool. Zumal ich sehr lange warten musste, bis die Seite endlich geladen wurde, weil es da so viele Bilder gab.
Das war noch zu jener Zeit, als man nicht telefonieren konnte, wenn jemand im Internet surfte. Bestellen konnte man auf dieser Seite aber nichts – soweit waren sie dann doch noch nicht. Aber um Bilder von Nintendo-64-Spielen, Computern und Nokia-Handys anzustarren hat es gereicht. Zulange durfte ich das aber nicht machen, sonst wurde mein Vater böse. Damals wurde der Internetzugang noch pro Stunde abgerechnet.»
Die Lausbuben

Bei Line Rider zeichnet man Bahnen, auf denen dann ein Mann mit einem Schlitten entlang fährt.gif: giphy
«Zuhause durfte ich jeweils nur 15 Minuten pro Tag im Internet verbringen. Das reichte für gar nichts. In der Schule jedoch hatten wir Computerräume, in denen wir ständig ‹Line Rider› spielten.
Das durften wir natürlich nicht, also haben wir jedes Mal, wenn die Aufsicht den Raum betrat, schnell auf einen anderen Tab gewechselt.
Ich darf mich damit rühmen, nie erwischt worden zu sein. Allerdings hatte mein Kollege nicht so viel Glück.
Ach, und jetzt kann ich nicht mehr arbeiten, weil ich gerade festgestellt habe, dass es ‹Line Rider› noch gibt.»
Das durften wir natürlich nicht, also haben wir jedes Mal, wenn die Aufsicht den Raum betrat, schnell auf einen anderen Tab gewechselt.
Ich darf mich damit rühmen, nie erwischt worden zu sein. Allerdings hatte mein Kollege nicht so viel Glück.
Ach, und jetzt kann ich nicht mehr arbeiten, weil ich gerade festgestellt habe, dass es ‹Line Rider› noch gibt.»
In zwei Tagen fit fürs Internet

So oder so ähnlich muss wohl die Werbung für diesen Einführungskurs ausgesehen haben.gif: giphy
«Es war im Sommer 2000. Ich hatte gerade ab Oktober einen neuen Job in Aussicht. Also dachte ich mir, es sei höchste Zeit, endlich mal das Internet kennenzulernen, mein künftiges Arbeitsfeld. Ich buchte einen Einführungskurs im Stil von ‹In zwei Tagen fit fürs Internet›.
Die erste Seite, die ich dort aufrief, war übrigens facts.ch.»
Die erste Seite, die ich dort aufrief, war übrigens facts.ch.»
Die miserablen Games

Retro Gaming.gif: giphy
«Mein erstes Mal im Internet war mit 99 prozentiger
Wahrscheinlichkeit ein Besuch auf der Game-Seite playit.ch
– die es übrigens heute noch gibt.
In der Sekundarschule standen in unserem Klassenzimmer zwei PCs, die mit dem Pausengong jeweils sofort von sämtlichen Jungs in Beschlag genommen wurden. Grund dafür war natürlich diese Game-Seite.
Wir spielten für die heutige Zeit unter kräftigem Rumgejohle qualitativ seeehr miserable Games. Dennoch hatte es sehr viel Spass gemacht.»
In der Sekundarschule standen in unserem Klassenzimmer zwei PCs, die mit dem Pausengong jeweils sofort von sämtlichen Jungs in Beschlag genommen wurden. Grund dafür war natürlich diese Game-Seite.
Wir spielten für die heutige Zeit unter kräftigem Rumgejohle qualitativ seeehr miserable Games. Dennoch hatte es sehr viel Spass gemacht.»
Das halbnackte Anime-Mädchen

gif: giphy
«Wir mussten in der Schule einmal einen Vortrag zum Thema ‹Baum des Jahres› machen. (Ja, unsere Lehrer waren unglaublich
kreativ).
Deshalb musste ich zuhause im Internet Bilder suchen. Weil ich noch recht klein war und meine Eltern einen grossen Beschützerinstinkt hatten, half mir meine Mutter beim Suchen.
Als ich dann ein passendes Baumbild gefunden hatte, kopierte ich es und wollte es in Word einfügen. Als ich aber auf ‹Einfügen› klickte, erschien plötzlich das Bild eines halbnackten Anime-Mädchens.
Ich weiss bis heute nicht, wie das damals passieren konnte. Aber seit diesem Ereignis hatte ich lange Zeit ziemlichen Respekt vor dem Downloaden von Bildern aus dem Internet.»
Deshalb musste ich zuhause im Internet Bilder suchen. Weil ich noch recht klein war und meine Eltern einen grossen Beschützerinstinkt hatten, half mir meine Mutter beim Suchen.
Als ich dann ein passendes Baumbild gefunden hatte, kopierte ich es und wollte es in Word einfügen. Als ich aber auf ‹Einfügen› klickte, erschien plötzlich das Bild eines halbnackten Anime-Mädchens.
Ich weiss bis heute nicht, wie das damals passieren konnte. Aber seit diesem Ereignis hatte ich lange Zeit ziemlichen Respekt vor dem Downloaden von Bildern aus dem Internet.»
Und auf welchen Seiten hast du dich damals herumgetrieben?
Apropos: Schräge Dinge aus dem Internet, die du tatsächlich kaufen kannst
Beifang: Auch Väter kennen das Internet – und rächen sich für den Prank der Tochter
Video: watson
Mehr zum Thema Leben gibt's hier:
15 Styles, die Ende 90er und Anfang 2000er der Shit waren
von Madeleine Sigrist
Nach «Avengers: Endgame» – diese 7 kommenden Filme könnten auch die Milliarde knacken
Ich + Ich + Tattoo-Dirk à Paris
von Emma Amour
«Game of Thrones»: Das war sie also, die grösste Schlacht der TV-Geschichte?!?!
von Pascal Scherrer
Dieses Model trägt als Erste einen Burkini auf der Titelseite der «Sports Illustrated»
von Anna-Lena Janzen
«Avengers: Endgame» pulverisiert Kinorekord – und sorgt für Schlägerei
«Meine Ehefrau hat mich jahrelang mit ihrer Jugendliebe betrogen»
von Emma Amour
Die vegane Armee
von Camille Kündig
14 Comics, die das Leben als Mann perfekt auf den Punkt bringen
Die Jackson-Doku «Leaving Neverland» erhitzt die Gemüter – 6 Gründe, warum das so ist
von Jodok Meier
Auf den Spuren meiner Urgrossmutter
von Benedikt Meyer
Regie-Legende Francis Ford Coppola: Neues Alter, neuer Film, neues «Apocalypse Now»
von Pascal Scherrer
«Mimimi» – Wie schnell bist du empört?
von Anna Rothenfluh
Sterben am Schluss alle? Das verraten uns die 3 neuen Teaser zu «Game of Thrones»
So heiss, stolz und glücklich feierten die «Game of Thrones»-Stars Premiere
10 lustige Antworten auf die dumme Frage: «Wann hast du entschieden, homosexuell zu sein?»
Böööses Büsi! Stephen Kings «Pet Sematary» ist wieder da
von Simone Meier
RTS zeigt GoT zeitgleich am TV. Und wir fragen: Wann wollt ihr dazu was von uns lesen?
Ja, in der Schweiz gibt es Obdachlose – und so leben sie
von Camille Kündig
«Krebs macht einsam» – wie Ronja mit 27 Brustkrebs überlebte
von Helene Obrist
Coca Cola Life und 17 weitere Getränke, die (beinahe) aus der Schweiz verschwunden sind
von Pascal Scherrer
US-Komiker Noah spricht über seine (Schweizer-)Deutsch-Erfahrungen – und es ist grossartig
Die Boeing 737 ist derzeit nicht sehr beliebt – wie dieser Litauer jetzt auch weiss
«Leaving Neverland»: Brisante Jackson-Doku kommt am Samstag im SRF
Sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt: 7 Dokus zum 🐝-Sterben
von Pascal Scherrer
Der neue Schweizer Streaming-Dienst «Filmingo» will das Anti-Netflix sein
Tantra-Tina, ihre Latexhandschuhe und mein Orgasmus
von Emma Amour
Ich machte bei GNTM mit – und so war's (empörend!)
von Simone Meier
Mick Jagger braucht eine neue Herzklappe – und will bald wieder auf der Bühne stehen
Nacktbild von Sohn löst Shitstorm aus – Sängerin Pink rastet aus
«Ich liebe meine Freundin, aber ich liebe auch schöne Frauen…»
von Emma Amour
Ihre Produkte haben die Welt erobert – trotzdem wurden diese 5 Erfinder nicht reich
von Pascal Scherrer
Disney wird immer mächtiger – warum darunter vor allem Kinos und Zuschauer leiden
von Pascal Scherrer