Im April 2018 kündigte die britische Supermarktkette Iceland an, bis Ende 2018 alle Eigenprodukte aus dem Sortiment zu werfen, die Palmöl enthielten. Das Unternehmen wolle damit einen Beitrag zum Kampf gegen die umstrittene Zutat leisten.
Um dieses Vorhaben zu unterstreichen, wollte Iceland eine TV-Werbung schalten, in welcher darauf hingewiesen wird, welche zerstörerische Wirkung die Verwendung von Palmöl für den Regenwald hat. Im emotionalen Video ist ein junger Orang-Utan zu sehen, der im Zimmer eines kleinen Mädchens eingezogen ist, weil die Menschen dessen Regenwald zerstört haben.
Genau dieser Werbeclip sorgt nun weltweit für Aufsehen. Allerdings nicht primär wegen des Inhalts, sondern weil der Clip nicht im britischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Der Grund für diese Entscheidung: Der Inhalt sei politisch motiviert, weil das Video eigentlich von Greenpeace produziert worden sei. Dies entschied laut einem Tweet von Iceland die zuständige Kontrollinstanz Clearcast.
Natürlich fand der Clip dennoch seinen Weg ins Internet und ging sehr schnell viral, nachdem bekannt geworden war, dass er nicht im britischen TV gezeigt werden darf. Eine Online-Petition, welche die Aufhebung des Verbots fordert, hat schon beinahe eine Million Unterschriften beisammen.
Das Unverständnis und den daraus resultierenden Shitstorm bekommt nun Clearcast zu spüren. Laut eigener Aussage wird die Kontrollstelle seit Tagen mit tausenden Nachrichten via Mail, Facebook und per Telefon überflutet. Viele davon sind Hassbotschaften, wie Chris Mundy, der Geschäftsführer von Clearcast, gegenüber dem «Guardian» sagte:
Als Konsequenz sah sich Clearcast gezwungen, die Teamfotos auf ihrer Website zu entfernen, da bereits Fotos der Mitarbeiter auf Twitter zirkulierten. Auch die Facebook-Seite und die Telefonzentrale des Unternehmens wurden abgeschaltet. Laut Mundy soll die Facebook-Seite dauerhaft offline bleiben, weil das Level an Hass auf der Social-Media-Seite einfach zu gross sei.
Mundy betonte weiterhin, dass Clearcast nicht die regulierende Kraft sei, sondern nur im Auftrag der Fernsehstationen handle, welche wegen des Communication Acts von 2003 jeden Werbeclip vor dem Senden überprüfen müssen. Im Communication Act ist festgelegt, dass Werbung nicht ausgestrahlt werden darf, wenn sie teilweise oder ganz von politischer Natur geprägt sei.
Inhaltlich sei der Clip zwar unbedenklich, da das Video aber von Greenpeace produziert und schon zuvor für eigene Kampagnen verwendet worden war, habe Clearcast die Empfehlung abgegeben, dass der Clip nicht gesendet werden könne. Daraufhin haben die Fernsehstationen entschieden, dass der Clip unter dem geltenden Gesetz nicht gezeigt werden kann. Diesen Entscheid könne Clearcast weder rückgängig machen noch habe die Überzeugung der einzelnen Mitarbeiter etwas damit zu tun. (pls)