Ich bin mir sicher, dass sie bequem sind. Vielleicht ist der Gruppendruck alleine bereits zu stark, um ihnen widerstehen zu können. Meinetwegen sind sie sogar orthopädisch sinnvoll (was zu bezweifeln wäre).
Auch unter diesen Vorzeichen wäre es immer noch schwer nachzuvollziehen, wieso diese Wahl erstens weiterhin getroffen wird und zweitens mehrheitlich mit Leggins kombiniert wird.
Unter hippen Urbanos gehört es längst zum guten Ton, in der rauen Wildnis Islands Ferien zu machen und im Herbst Pilzen zu gehen, während das Smartphone im Hintergrund friedlich Business-Termine synchronisiert, und beim Genuss von Flat Whites und floral-nussigen Ristretti im neusten Coffee-Art-Pop-Up-Schuppen mit der Waschmaschine in der Wohnung geprahlt wird.
Diese Outdoor-Verdrossenheit schlägt sich auch im Kleiderschrank nieder. In holzfällerischer Manier werden (geschlechtsunabhängig) solide Karohemden mit robusten Gilets für den städtischen Alltag kombiniert. Eine Ode an die Natur im Stadtdschungel. Und wir dürfen live mit dabei sein. Danke!
Im zähen Schweizer Winter, in dem sich die Temperaturen im Flachland doch immerhin kaum einen Monat lang (zusammengerechnet) gerade so unter dem Gefrierpunkt bewegen, ist man gut beraten, einen Canada Goose Parka zu tragen.
Für läppische 1'000 CHF kriegt man das winterliche Statussymbol mit Kojotenfell den bitter nötigen Schutz gegen arktische Kältepeitschen und dergleichen. Zusätzlich reiht man sich in die glorreiche Modetradition von Hinz und Kunz ein.
Wie hält man eine nach Bescheidenheit und Understatement geifernde Generation am besten warm? Mit Textilien im Umfang von sieben Bettdecken. Das macht insofern Sinn, als dass solche Schals halt eben cozy sind. Und halt anders. Und vor allem praktisch. Tischtuch, Bettdecke, Picknick-Decke, Schal, Badetuch und Fallschirm in einem.
Die herbstlich-winterliche Kälte sollte natürlich nicht klein geredet oder in ihrem Ausmass diskreditiert werden. Richtige Ausrüstung ist wichtig. Gerade in der exponierten Region ums Haupt.
Am besten eignet sich hier (gemessen am proportionalen Anteil gesichteter Exemplare) das allseits beliebte Fisherman Beanie. Auf den ersten Blick erkennt man, dass die Kälte-anfälligsten Stellen geschützt werden:
Eng verwandt mit dem Fisherman Beanie sind Handschuhe, bei denen in den Fingerregionen jener Stoff gespart wird, der bei der Produktion von XXXXXXL-Schals drauf gegangen ist.
Das ist nicht nur ästhetisch äusserst ansprechend, sondern ermöglicht zeitgleich auch das Swipen, Liken, Scrollen, Followen und Taggen.
Herz unserer Generation, was willst du mehr?
Haut will gezeigt sein! Insbesondere in Zeiten, in denen Aktien von heraufgerollten Hosenbeinen durch die Decke schiessen würden, dürften diese den Börsengang wagen. Zeitlos, wie gute Trends nun mal sind, kennt auch dieser keine Zeit. Und keinen Raum.