Da Sarkasmophobe in ihrer Entwicklung tendenziell dazu neigen, sozio-kognitiv zu früh abzubiegen, bereitet ihnen die korrekte Deutung sarkastischer Aussagen Mühe. Dies führt zu unangenehmen Missverständnissen zwischen Sarkasten und Sarkasmophoben, da die sarkastische Äusserung traditionell exakt gegenteilig aufgefasst wird.
Obiger Punkt kann natürlich problemlos im Umkehrwert des Sinnes funktionieren. Dies führt selbst bei routinierten Sarkasten zu Zweifeln. Tiefen Zweifeln. Nagenden, unnachgiebigen Zweifeln.
Wie immer, wenn zwei Spezies Menschen aufeinander treffen und sich in der sozialen Arena unserer Gesellschaft duellieren, gibt es früher oder später Opfer zu beklagen. Diese sind in diesem Duell lediglich auf Seiten der Sarkasmophoben zu beklagen und direkt auf fehlende Sarkasmus-Detektoren, sowie übersteigerte Selbstwahrnehmung zurückzuführen.
Doch auch Sarkasten werden in Mitleidenschaft der sarkasmophoben Inkompetenz gezogen. Deren sturer Unwillen, die Dinge richtig (ergo sarkastisch) zu verstehen, führt in gewissen Situationen zu einer rabiaten Fehleinstufung deines Premium-Sinns für Humor – und zwar in Form einer Interpretation von Dünnhäutigkeit oder dergleichen. Diesen tragischen Umstand gilt es stumm zu akzeptieren.
Die Sarkasmophobie-Lobby streut gerne das Gerücht, dass Sarkasmus destruktive Dynamiken auslösen kann und nach situativem Ermessen wenn möglich weggelassen werden sollte. wahre Sarkasten haben diese Angstmacherei längst enttarnt und schiessen von ihrem rechtmässigen Thron fleissig Sarkasmus-Pfeile. Vor allem weil sie verstanden haben, dass am Sarkasmus sehr oft gar kein Weg vorbei führt. Die Bestätigung dieser Annahme dient den Sarkasten als Benzin.
Der Sarkasmus ist eine Lebenseinstellung, ein Ja zum Leben gewissermassen, ein (manchmal moralischerer, manchmal unmoralischerer) Kompass, der treue Sarkasten sicher durchs Leben navigiert. Diesen zu verraten wiegt schwer und kommt einem Gesichtsverlust gleich. Auch wenn Sarkasten sich normalerweise in arger Manier gegen diese empfindlichen Niederlagen gegen gähnende Konventionen sträuben, so sind sie kaum vermeidbar.
Sarkasmus ist bekanntlich die einzig ultimative Form der Gleichberechtigung, weil er nur dann funktioniert, wenn beide Parteien in gleichem Masse austeilen und einstecken können. Deshalb gelten Sarkasten, die sich gefunden haben und unmittelbar direkt miteinander kommunizieren, gemeinhin als die glücklichsten Menschen der Welt.
Lieblingshobby aller Sarkasmophoben ist das Verleihen von Labels. Die Kategorisierung ihrer Umwelt scheint ihnen die Sicherheit und Ordnung geben, die sie in ihrem Sarkasmus-freien Leben brauchen. Besonders beliebt ist dabei die Bezeichnung «arrogant». Naja. Würde ich auch machen, wenn ich keinen Humor hätte.