Vorbemerkung: Die vierte und letzte Staffel von «The Bridge» ist in der ZDF Mediathek verfügbar. Man kann die vier Doppel-Folgen à jeweils 110 Minuten mit dem Web-Browser oder der ZDF-Mediathek-App (für iOS und Android) gucken.
Dieser Beitrag enthält vor allem Spoiler zu den vorangegangenen Staffeln. Wer völlig unbelastet «das grosse Finale» gucken möchte, sollte jetzt aber aufhören zu lesen! 😉
Die Eindrücke sind noch frisch, gerade erst habe ich die vierte Staffel zu Ende gesehen. Und eins muss ich sagen:
Die dänisch-schwedischen Serien-Macher reissen damit eine Wunde auf, die ich letzten Sommer bei meinen Ferien im hohen Norden erlitt. Und dabei waren wir extra noch mit dem Auto über die Öresund-Brücke gefahren ...
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sofia Helin als Kommissarin Saga Norén ist einmal mehr grossartig, ja genial. Die vierte Staffel lohnt sich wegen ihr. Und vor allem wegen ihr. Ein Kommentator beim «Guardian» drückte es perfekt aus: Saga Noren sei in der Tat die (metaphysische) Brücke, die in der Serie alles bis zum Ende zusammenhalte.
Nur: Wie kann eine der besten Serien aller Zeiten dermassen unbefriedigend enden?
Er war ein kongenialer Partner. Die perfekte Ergänzung zu Saga. Der verständnisvolle Bulle mit dem Knautschgesicht. Alles andere als perfekt. Einfach liebenswert.
In der ersten Staffel brachte Martin eine wohltuende Unbeschwertheit und Leichtigkeit ins bitter-böse Geschehen ein. Zumindest bis ihn das Schlimmstmögliche aller schlimmen Schicksale traf. Der Verlust des eigenen Kindes.
Ab da war nichts mehr, wie es war. Martin litt Höllenqualen, und wir Zuschauer litten mit ihm.
Und doch kämpfte er sich zurück ins Leben, oder zumindest in die zweite Staffel. Um umso tiefer zu fallen ...
Als sich bestätigte, dass er den Mörder seines Sohnes getötet hatte, gab es nur noch einen logischen Weg: ins Gefängnis.
Dann der Schock für die Fans: Während den Vorbereitungen für die dritte Staffel gab Kim Bodnia seinen Ausstieg aus der Serie bekannt. Laut Medienberichten war er mit Drehbuch und Entwicklung seiner Rolle unzufrieden.
Und – was leider auch im Norden brandaktuell war: Er fühlte sich in der Region am Öresund wegen des wachsenden Antisemitismus nicht mehr sicher.
Typisch für den Charakter, den er spielte, wollte er das nicht hinnehmen. In einem Interview verriet Bodnia:
Nun denn, das liess sich offenbar nicht machen. Seinem Wunsch, die Rassismus-Problematik in die Handlung einzubeziehen, wurde nicht entsprochen. Und so musste Martin zwangsläufig hinter Gitter landen.
In der fast gleichen Situation findet sich Saga zu Beginn der vierten Staffel wieder. Und auch später kehrt sie zu einem Gefängnis zurück. Doch die Hoffnungen, auf ein Wiedersehen mit Martin, erfüllen sich nicht.
Dass die Serien-Erfinder den menschlichsten aller Kriminalbeamten nicht mal für eine kurze Abschiedsbotschaft in die vierte Staffel zurückholen und kein Wort zu seinem Verbleib verlieren, ist aus meiner Sicht unverzeihlich!
Und so sagen wir leise «Hej hej».
Bevor nun die Henrik-Fans Sturm laufen: Der neue Partner von Saga – im Beruf und im Bett –, hat sich nicht schlecht geschlagen. Und immerhin wurde der «Running Gag» mit dem unkomplizierten Sex fortgeführt. Aber leider kommt der jüngere Däne nicht an seinen Vorgänger heran.
Beim letzten Teil der Nordic-Noir-Serie herrscht ein Missverhältnis zwischen düster-melancholischen Einstellungen (sehr viele) und humorvollen, leichten Einschüben (fast keine).
Mein Fazit: Ich werde «The Bridge» als eine der besten Serien der letzten zehn Jahre in Erinnerung behalten. Die Staffeln 1 und 2 werde ich später sicher erneut anschauen. Von der Staffel 3 und vor allem 4 lasse ich die Hände.
Werde ich Sofia Helin je in einer anderen Rolle geniessen können, denn als Saga Norén? Nun, ich habe mir «That Good Night» (2017) auf meiner «Watch List» vermerkt. Noch ist es aber zu früh. Erst müssen die Wunden heilen.
Was mir in der vierten und letzten Staffel auch noch aufgefallen ist:
Was ich nebenbei erfahren habe: