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Die Schweizer haben sich in der unmittelbaren EM-Vorbereitung einen guten Gegner für das erste von zwei Testspielen (am 3. Juni noch gegen Moldawien) ausgesucht: Belgien, das seit einer Woche in der Westschweiz trainiert.
Im historischen Vergleich sind Belgier an Fussball-Grossanlässen etwas erfolgreicher als die Schweizer, vor allem während der Ära von Trainer Guy Thys (1976–1991). Bei der EM 1980 in Italien zogen die Belgier in den Final ein, verloren den allerdings 1:2 gegen die BRD. 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko – wieder mit Jean-Marie Pfaff im Tor, der damals für Bayern München spielte – gab es Schlussrang 4.
In den Neunzigern hatten die «Roten Teufel» erneut einen guten Kern und schafften jeweils die Qualifikation für die Weltmeisterschaften. Angeführt wurde das damalige Team von Enzo Scifo, dem Regisseur, Michel Preud'Homme, der 1994 zum besten WM-Torhüter gewählt wurde und Marc Wilmots, dem heutigen Nationaltrainer. An die vorangegangenen Erfolge konnten sie aber nicht anknüpfen: '90 und '94 scheiterten sie im Achtelfinal, '98 schon in der Gruppenphase.
2000 qualifizierten sich die Belgier zum vierten und bisher letzten Mal für eine EM-Endrunde – es gab das Aus nach der Vorrunde. Das wird sich 2016 sehr wahrscheinlich ändern, denn die belgische Mannschaft hat in den letzten Jahren drastisch an Qualität gewonnen.
OFFICIAL | This is our @UEFAEURO squad list !! #TousenFrance #Euro2016 pic.twitter.com/8l6bOmDttD
— BelgianRedDevils (@BelRedDevils) 12. Mai 2016
Die FIFA-Weltrangliste ist ein komisches Konstrukt, dessen Algorithmus endlich überarbeitet werden muss. Unter dem Strich ist es jedoch kein Zufall, dass Belgien aktuell Platz 2 hinter Argentinien belegt. Und bis im April waren die «Rode Duivels» zeitweise gar auf Rang 1 geführt.
Die Ursache dafür ist schnell gefunden. Die Belgier haben aktuell ein Kader, das jeden Fussball-Liebhaber mit der Zunge schnalzen lässt. Angefangen in der Offensive mit Namen wie De Bruyne, Hazard, Lukaku, Benteke oder Origi. Dann gibt es aber auch noch Mousa Dembélé, der im Mittelfeld von Tottenham eine sackstarke Saison gespielt hat, oder Dries Mertens oder Axel Witsel.
Das Perfide ist aber – das dürfte uns Schweizer am meisten schmerzen – stärker als die Offensive ist Belgiens Defensive! Vladimir Petkovic träumt von einem Innenverteidiger mit der Klasse eines Vincent Kompany und würde sich die Haare raufen, wenn dieser für die EM ausfallen würde (wird er, Muskelverletzung). Und was macht Marc Wilmots? Er stellt einfach Jason Denayer oder Nicolas Lombaerts auf, zwei valable Alternativen.
Und dann hat Belgiens Trainer hinten immer noch Thomas Vermaelen, Jan Vertonghen und Toby Alderweireld. Letztere zwei gehören zu den weltbesten Innenverteidigern, doch in der Nationalmannschaft spielen sie regelmässig als Aussenverteidiger. Aussenverteidiger! Das muss man sich einmal vorstellen. Wir Schweizer wären froh, wir hätten zwei wenigstens verlässliche Innenverteidiger und die stellen solche Defensiv-Perlen einfach aussen auf. Unglaublich.
Immerhin bezüglich Torhüter sind wir ebenbürtig, wobei Thibaut Courtois mindestens auf dieselbe Stufe wie Yann Sommer zu stellen ist. Die Nummer 2, Simon Mignolet, ist an einem guten Tag ähnlich gut wie Roman Bürki und Marwin Hitz – aber nur an einem guten Tag.
Mit diesen durchgehend guten Spielern ist es klar, dass Belgien zu den EM-Favoriten gezählt werden muss. Aber Marc Wilmots gibt sich Mühe, die Hoffnungen zu dämpfen. «Da sind Mannschaften wie Spanien, Deutschland und Frankreich mit ganz viel Qualität. Wir gehören zu Aussenseitern wie Italien und Portugal», sagt der 54-jährige Trainer, den sie auf Schalke als Spieler liebevoll «Kampfschwein» nannten.
Dass den Belgiern mit ihrem Potenzial in Frankreich keine Grenzen gesetzt sind, sieht aber auch Wilmots ein: «Wenn wir Verletzungen vermeiden können, sind die Halbfinals erreichbar und einmal dort ... wer weiss, was dann passiert.» Würden die Belgier Europameister, es wäre nicht annähernd so überraschend wie damals Griechenland (2004) oder Dänemark (1992).