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Champions League: Die Grossen spucken auf die Kleinen

Basel's players pose prior to an UEFA Champions League Group stage Group A matchday 6 soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and England's Arsenal FC in the St. Jakob-Park sta ...
Wird sich ab 2018 auch als Schweizer Meister wieder für die Champions League qualifizieren müssen: der FC Basel.Bild: KEYSTONE
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Die neue Champions League: Wenn die Grossen auf die Kleinen spucken

09.12.2016, 14:0009.12.2016, 20:33

Ab 2018 erhalten die grossen vier europäischen Fussballigen vier Fixplätze in der Champions League. Damit werden England, Spanien, Deutschland und Italien ab 2018 mindestens die Hälfte aller Teams in der Champions League stellen.

Die dafür benötigten Fixplätze werden von den kleineren Verbänden abgespart – nach heutigem UEFA-Koeffizient qualifiziert sich auch der Schweizer Meister nicht mehr direkt für die Königsklasse.

Die Champions League geht damit konsequent den Weg weiter, den sie seit ihrer Erfindung eingeschlagen hat: die Optimierung wirtschaftlicher Interessen. Oder etwas ehrlicher gesagt: Gier.

Jawohl: Gier.

Denn bei den Reformen geht es ja nicht darum, finanzielle Missstände zu beheben. Es geht darum, die bereits schon reich beschenkten noch mehr zu verwöhnen. Wer hat, dem wird gegeben. Mal ganz abgesehen von den astronomischen TV-Geldern, die in den besagten Ländern eh schon ausgeschüttet werden.

Ironischerweise wird auch sportlich argumentiert: Noch nie sei die Champions-League-Gruppenphase langweiliger gewesen. Eine Gruppe mit Arsenal, Paris, Rasgrad und Basel müsse man eigentlich nicht mehr ausspielen, heisst es in einem Kommentar der «Süddeutschen».

Was für eine Arroganz. Viel schlimmer aber noch: Was für eine Unsportlichkeit.

Roger Federer schied an den Grand-Slam-Turnieren jahrelang nie vor dem Halbfinal aus. Es wäre aber nie jemandem in den Sinn gekommen, zu sagen, er müsse die Vorrundenspiele «eigentlich nicht mehr ausspielen».

Die Grossen sollten sich auch mit den Kleinen messen, sie dürfen sich dafür nicht zu schade sein. Sie müssen sich der Gefahr aussetzen, sich zu blamieren und den Kleinen die Chance geben, sich zu profilieren. Diese Dinge waren früher einmal tief verankert im Begriff «Sportsgeist».

Vier fixe Startplätze in der Champions League für die grossen Ligen. Was meinst du dazu?
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Doch dieser wird mit der neuen Champions League zu Gunsten von noch mehr Profit (erneut) geopfert. Dabei wird längst genug Geld verdient: 1,257 Milliarden Euro werden in der Champions League ausgeschüttet. Eine etwas durchdachtere Umverteilung und zum Beispiel eine Gehaltsobergrenze bei Teams wäre wohl nicht nur im Sinne der Fairness, sondern auch im Sinne der Spannung.

Aber wie heisst es so schön: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Vermutlich ist es dasselbe mit dem Fussball. Die neue Champions League entspricht zwar nicht dem Sportsgeist, dafür aber umso mehr dem Zeitgeist.

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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samy4me
09.12.2016 15:31registriert Februar 2014
Ihr habt bei der Umfrage die Auswahlmöglichkeit "F**k dich, UEFA" vergessen.
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Mrs. Bonsai
09.12.2016 14:55registriert Februar 2014
Ich bin halt immer noch dafür, dass in der CL nur die Meister spielen oder allenfalls noch die Cupsieger. Mit 48 Teams handelt es sich ja faktisch um eine länderübergreifende Meisterschaft. Viel zu viele Spiele, uninteressant und langweilig.
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Ohniznachtisbett
09.12.2016 14:06registriert August 2016
Die CL ist eine perfekt vermarktete Maschine, da stören halt die Kleinen. Schade, denn in Zukunft wird es für die Kleinen noch schwieriger Geld zu verdienen und sich zu entwickeln. Bin wirklich kein Ami Fan, jedoch im Sport haben sie ein spannendes System mit Salary Caps, Transfer-Restriktionen, Draft-System usw.
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