Der aktuelle Blutdoping-Skandal um den deutschen Sportarzt Mark Schmidt ist um einen Namen reicher. Nach den Langläufern Dominik Baldauf und Max Hauke sowie dem Radprofi Stefan Denifl gesteht nun dessen Berufskollege Georg Preidler. Der dreifache österreichische Meister im Zeitfahren zeigte sich gleich selbst an und äusserte sich parallel dazu in den Medien.
Wer das Interview mit Preidler in der «Kronen-Zeitung» liest, könnte Mitleid mit dem Sportler bekommen. Stets habe er Leistungsdruck gehabt, sei um Verträge gefahren und in Sorge um seinen Job gewesen. Da habe er sich entschieden, es mit Doping zu versuchen. Er habe schliesslich gehört, «dass es ohnehin viele machen». Natürlich spricht Preidler nun, da alles aus ist, vom «grössten Fehler» seines Lebens.
Und spätestens da sollte das Mitleid weichen. Denn es sind lauter Aussagen, die jeder Doper macht. Sein Problem: Niemand glaubt einem Doper. So behauptet Preidler, «erst vor kurzem» sei die Hemmschwelle gefallen. Und: Er habe sich zwar Blut abnehmen lassen, es aber nie rückgeführt. Weshalb dann das Geständnis? «Alleine der Gedanke und die betrügerische Absicht sind schon ein Delikt», führt er aus.
Die vergangenen Tage, nach dem Bekanntwerden des Doping-Skandals an der nordischen Ski-WM in Seefeld, seien für ihn ein Alptraum gewesen, schildert der Radprofi. «Ich habe nicht mehr geschlafen, nicht mehr gegessen. Ich weiss nicht, ob ich überführt worden wäre. Ich weiss nicht, wie und ob dieser Doping-Arzt alles verschlüsselt hat. Aber ich konnte mit diesem Geheimnis nicht mehr leben.»
Es ist denkbar, dass das die Wahrheit ist. Vielleicht kommt die Selbstanzeige aber auch nur deshalb, um der Enttarnung zuvorzukommen und in der Hoffnung auf eine mildere Strafe. Preidler ist 28 Jahre alt, als Profi hätte er noch einige Saisons vor sich.
Der Steirer ist keine Riesennummer, aber ein etablierter Fahrer. Er beendete schon alle drei grossen Landesrundfahrten, gewann eine Etappe der Polen-Rundfahrt und wurde beim Giro d'Italia einst Etappendritter in den Dolomiten. Seit der vergangenen Saison steht er bei Groupama-FDJ unter Vertrag. Bei der französischen Equipe ist er Teamkollege der Schweizer Stefan Küng, Kilian Frankiny, Steve Morabito und Sébastien Reichenbach. Die Equipe teilte in der Zwischenzeit mit, Preidler habe ihr gegenüber den sofortigen Rücktritt bekanntgegeben.
Preidler betonte, dass er alle seine Erfolge sauber erreicht habe. «Ich war ohne Doping gut, habe nie etwas getrickst. Das macht einen interessant.» Er habe sich deshalb auch gar nicht bemühen müssen, um Helfer für illegale Aktivitäten zu finden. «Diese Leute kommen auf einen zu, suchen dich aus. Diese Ärzte geben dir die Sicherheit, dass du nie auffliegst.» Seine Schilderungen decken sich mit Beichten zahlreicher anderer ertappter Sportler.
In der «Kleinen Zeitung» fordert Preidler, dass das Doping-Problem auf höchster Ebene angegangen wird. «Die Jugend, die nachkommt, ist super. Die ist nicht versaut. Das, was oben herumschwimmt, versaut den Rest», meint er über Funktionäre und Trainer, die teils seit Jahrzehnten die Szene prägen. Er ist sicher nicht alleine mit diesem Wunsch. Dass er selber sich dem Doping zugewandt habe, bereue er, so Preidler. Und doch habe er Mühe, wie mit Seinesgleichen umgegangen wird. «Es werden alle abgestempelt als Schwerverbrecher, dabei sind das alles arme Teufel, die da reingerutscht sind.»
Trotzdem dürfte Preidler nun gesperrt werden, die Dauer der Sperre ist offen. «Gesellschaftlich bin ich unten durch», ist er sich bewusst. Seine Karriere könnte vorbei sein – und jene weiterer Sportler ebenfalls? Namen anderer Athleten, die auch in den Blutdoping-Skandal verwickelt sind, kenne er nicht, sagte Preidler. «Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein internationales Erdbeben geben wird.»
«Es ist wie beim Hütchenspiel. Du weisst, dass es Betrug ist. Aber du spielst mit», zieht Georg Preidler einen Vergleich. Vielleicht merkt er es nicht, aber es sind drei kurze Sätze, die nichts anderes sagen als: Wer so dämlich ist und bei so etwas mitmacht, hat es auch verdient, wenn er abgezockt wird.