Blogs
Sektenblog

Kommentar: SP will den Islam staatlich anerkennen – das ist der falsche Weg

Sektenblog

Die SP will den Islam staatlich anerkennen – warum das der falsche Weg ist

Die Integration der Muslime ist wichtig, es braucht aber soziale Rezepte.
02.12.2017, 08:1717.09.2019, 15:13
Hugo Stamm
Mehr «Blogs»

Die Sozialdemokratische Partei hat das Thema Islam auf die Agenda gesetzt. Die Linke, die für Toleranz und Integration einsteht, versucht, eine «Roadmap zu einem Schweizer Islam» zu entwickeln.

Das Kernstück ist brisant: Der Staat soll den Islam anerkennen wie die christlichen Kirchen. Im Gegenzug müssen sich die islamischen Gemeinschaften zu unseren demokratischen Werten bekennen und die entsprechenden Rechte und Pflichten übernehmen. Als Gegenleistung dürften sie ebenfalls Steuern einziehen.

Die SP versucht also, die Muslime einzubinden, sie auf einen toleranten Islam zu verpflichten und demokratische Strukturen zu verlangen. Das Ziel ist klar – und begrüssenswert: Durch die Einbindung soll den radikalen Kräften der Nährboden entzogen werden.

Ein Salafist haelt am Samstag (07.04.12) in Offenbach am Main waehrend einer Verteilaktion von kostenlosen Koranexemplaren einen Koran in den Haenden. Die Aktion von Anhaengern des islamischen Stroemu ...
Könnte die staatliche Anerkennung radikale Muslime einbinden?Bild: keystone

Die Frage ist allerdings, ob dies der richtige Weg ist, die Ausgrenzung zu überwinden und die Integration zu fördern. Und: Lassen sich auf diese Weise die radikalen Kräfte neutralisieren? Werden die Islamisten und Hassprediger zurückgebunden, wenn die moderaten Muslime gestärkt werden?

Es ist sicher der bessere Weg, als ihn die SVP beschreitet, indem sie Muslime unter Generalverdacht stellt, ausgrenzt und stigmatisiert. Es ist auch sinnvoller als das Lavieren der CVP, die mit einer zunehmend harten Haltung der SVP hinterher hechelt, in der Hoffnung, dieser ein paar Stimmen abzujagen.

Trotzdem verfolgt die SP den falschen Weg.

Wir müssen die Einbindung der moderaten Kräfte auf der sozialen und politischen Ebene fördern. Wir sollten sie für unsere Grundwerte sensibilisieren, ihnen den Sinn der geistigen Freiheit und Emanzipation vermitteln, ihnen die Notwendigkeit der Gleichstellung der Frau nahebringen.

«Eine säkulare Gesellschaft müsste eher darauf hinarbeiten, Staat und Kirche zu trennen, als die Verflechtungen zu verstärken.»

Eine staatliche Anerkennung verändert das Bewusstsein nur unwesentlich. Es braucht vielmehr einen sozialen und geistigen Entwicklungsprozess.

Ein Salafist uberreicht am Samstag (07.04.12) in Offenbach am Main waehrend einer Verteilaktion von kostenlosen Koranexemplaren einen Koran an eine Passantin. Die Aktion von Anhaengern des islamischen ...
Koranverteilung durch Salafisten.Bild: keystone

Rückständige Muslime sollten auch erleben und einsehen, dass transparente Strukturen Vorteile bringen und dass es zum Beispiel aus pädagogischen Gründen Sinn macht, der Lehrerin vor dem Unterricht die Hand zu geben.

Mit der staatlichen Anerkennung liessen sich die radikalen Kräfte kaum bändigen. Es bestünde viel mehr die Gefahr, dass sich diese nach aussen lammfromm geben würden, um an Steuergelder heranzukommen.

Sektenblog

Auch junge Konvertiten, die fasziniert sind von der gewaltverherrlichenden religiösen Ideologie, liessen sich durch die staatliche Anerkennung nicht vom «heiligen Krieg» abhalten.

Imame besser kontrollieren

Effizienter wäre es, Imame besser zu kontrollieren, damit die Hassprediger und Scharfmacher ferngehalten werden könnten. Man müsste alle Imame quasi lizenzieren und ihre Tätigkeit an verschiedene Vorgaben knüpfen.

Bei ausländischen Gast-Imamen müssten Recherchen zu ihrer Vergangenheit angestellt und ihre Publikationen geprüft werden. Gleichzeitig müsste man klären, ob das uneingeschränkte Recht auf Religionsfreiheit angepasst werden müsste.

Das staatliche Anerkennen müsste aber auch aus grundsätzlichen Überlegungen abgelehnt werden. Abgesehen davon, dass ein solches Ansinnen beim Volk keine Chance hätte.

Eine säkulare Gesellschaft müsste eher darauf hinarbeiten, Staat und Kirche zu trennen, als die Verflechtungen zu verstärken.

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

Du kannst Hugo Stamm auf Facebook und auf Twitter folgen.

Sektenblog

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
198 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bijouxly
02.12.2017 09:17registriert Dezember 2014
Wo bleibt das Rückgrat der Schweiz? Haben wir keine eigene Kultur? Es heisst INtegration, als sich IN eine bestehende Kultur einfügen. Wir müssen nicht den Islam integrieren, 'that's the wrong way around'.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
gelesen
02.12.2017 09:30registriert März 2016
"Gleichzeitig müsste man klären, ob das uneingeschränkte Recht auf Religionsfreiheit angepasst werden müsste."
Ja, muss man. Die uneingeschränkte Religionsfreiheit hebelt zuviel des geltenden Rechts aus.
Wie wärs mit: Recht auf Religion und Glauben mit Einhaltung der Rechtsordnung?
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
leu84
02.12.2017 09:26registriert Januar 2014
Religion ist Privatsache. Ob man an Gott oder an das Spaghettimonster glaubt, ist jedem selber überlassen
00
Melden
Zum Kommentar
198
Problemzone Arbeitsplatz – der hohe Preis der Selbstausbeutung
Der Leistungsdruck wird für immer mehr Menschen zu einer psychischen Belastung. Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch die Ergebnisse der aktuellen Gesundheitsstudie der CSS. Was sind die Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung?

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Krankenversicherung CSS die Schweizer Bevölkerung zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Die Studie liefert somit nicht nur ein präzises Bild, wie es um das allgemeine Wohlbefinden steht, sie zeigt auch auf, wo es Aufhellungen gibt und wo sich die Situation verschlechtert hat. Die gute Nachricht: Der Anteil jener, die sich krank fühlen, hat abgenommen – von 11 Prozent, dem Höchststand im Jahr 2022, auf nun 7 Prozent. Hier dürfte mit hineinspielen, dass die Bedrohung durch das Coronavirus kleiner geworden und diesbezüglich vielerorts Normalität eingekehrt ist. Auch scheint die psychische Krise bei den jungen Erwachsenen ihren Höhepunkt überschritten zu haben: 2022 bezeichneten mit 42 Prozent so viele wie noch nie ihren psychischen Zustand als durchzogen oder gar schlecht. Dieser Anteil ist inzwischen auf 34 Prozent gesunken. Das ist freilich noch immer der höchste Wert unter allen Altersgruppen.

Zur Story