Einst wurden pro Tag Milliarden SMS versendet. Doch mit dem Siegeszug von WhatsApp begann der Niedergang der Short Message Services. Zu wenig flexibel, zu teuer waren die auf 160 Zeichen beschränkten Kurzmitteilungen.
Doch nun wurde der SMS-Dienst ordentlich aufgebohrt. Mit dem Nachrichtenstandard RCS sollen wir schon bald so umfangreich chatten können, wie wir uns das von Whatsapp und Co. gewohnt sind. Entwickelt wurde RCS dabei schon 2012, doch erst jetzt wird die Verbreitung im grossen Stil vorangetrieben. Dahinter stecken vor allem die Mobilfunkanbieter und Google.
RCS ist nicht wie WhatsApp oder Telegram eine Chat-App, sondern wie die SMS ein Nachrichtenstandard. Damit ist RCS theoretisch auf jedem Handy nutzbar, das den Standard unterstützt, ohne dass man eine neue App installieren muss.
RCS soll dabei alles bieten, was man sich von vielen modernen Messengern bereits gewöhnt ist:
Interessant ist RCS vor allem auch für Firmen, die mit ihren Kunden über SMS kommunizieren. Wegen der zuverlässigen Erreichbarkeit werden beispielsweise Links für eTickets oder Paket-Tracking noch immer per SMS versendet.
Mit RCS können Elemente wie eTickets direkt in der Anwendung angezeigt werden. Das Öffnen eines Links ist nicht mehr nötig. Selbst interaktive Elemente wie das Auswählen der Mahlzeit für den nächsten Ferientripp sind möglich.
Damit du RCS nutzen kannst, braucht es zwei wichtige Voraussetzungen:
Google hat RCS bereits in das Android-System integriert. Dort kann man den Dienst theoretisch mit der normalen SMS-Anwendung Google Messages nutzen – vorausgesetzt, das Handynetz unterstützt RCS.
Auch Microsoft wird den RCS-Standard unterstützen, genauso wie viele grosse Smartphone-Hersteller, welche RCS in ihre eigenen SMS-Apps integrieren.
Apple hingegen hat noch nicht bekannt gegeben, ob man den Standard unterstützen wird oder nicht.
Grundsätzlich gibt es keine einheitliche Benutzerobefläche von RCS, da vor allem bei Android, je nach Hersteller, jede SMS-App etwas anders aussieht.
Die Standard-SMS-App Google Messages sieht mit den RCS-Funktionen wie folgt aus:
Wird RCS einmal von allen wichtigen Smartphone-Herstellern und Netzbetreibern unterstützt, gibt es durchaus einige Vorteile gegenüber Whatsapp und Co.
In der Schweiz kann man RCS im Moment noch nicht nutzen, da keiner der drei grossen Netzbetreiber den Standard unterstützt. Swisscom hat vor wenigen Tagen verkündet, dass man RCS bis Ende Jahr aufschalten wird. Sunrise und Salt sagten auf Anfrage von watson, dass man die Entwicklung von RCS beobachte und den Dienst bei Bedarf aufschalten werde.
Deutsche Mobilfunkanbieter versuchten seit Jahren, den Standard RCS unter dem Markennamen Joyn im Markt zu etablieren. Diese Versuche verliefen aber weitgehend erfolglos.
Anders als bei SMS wird RCS nicht mehr pro Nachricht abgerechnet, sondern via Datenvolumen. Ausser natürlich, man verschickt etwas an ein nicht RCS-fähiges Smartphone, wodurch die Nachricht als normale, kostenpflichtige SMS oder MMS versendet wird.