David Mae liebt Essen. Aber die auf Social Media omnipräsenten Food-Videos sind ihm zu langweilig. Deshalb hat er angefangen, interessantere Filmchen zu produzieren.
Würde man mich fragen, woran es mir 2017 bislang überhaupt nicht gefehlt hat, meine Antwort würde lauten: Food-Videos.
Keine zwei Mal kann man auf Instagram, Facebook und Co. scrollen, ohne dass zwei filigrane Hände begleitet von Liftmusik eine superspezielle Pasta zubereiten.
Oder auch eine ganz normale:
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Ich weiss nicht, ob irgendjemand diese Rezepte wirklich nachkocht. Ich tu es jedenfalls nicht. Sie dienen mir lediglich zur seichten Unterhaltung in meinem sonst so tiefsinnigen Facebook-Feed (Katzenbilder, Memes und Co.). Diese Meinung teile ich mit dem Regisseur und Ultra-Foodie David Mae.
«Food-Videos sind dazu da, um zu unterhalten. Was sie nicht tun, wenn sie alle gleich aussehen.»
Vogelperspektive, Zeitraffer, Jump-Cuts. Mae hat recht. Es gibt eine gewisse Gewöhnlichkeit in den omnipräsenten Rezept-Videos. Doch anders als mich stört das den Food-Nerd, David Mae, so fest, dass er selber in die Produktion gegangen ist und zwei spannende Projekte ins Leben gerufen hat.
#foodfilms
Von den «foodfilms» hat Mae bisher vier Stück veröffentlicht. Das Konzept hinter ihnen: Ein Rezept-Video im cineastischen Stil eines berühmten Regisseurs zu realisieren. So entstehen beispielsweise von Tarantino inspirierte Spaghetti Bolognese.
Erfahrung in der Essensinszenierung brachte Mae schon vor dem «foodfilms»-Projekt mit sich: Er arbeitete bereits sowohl als Werbefilmer, als auch als Food-Stylist. Bei letzterer Tätigkeit habe er gelernt, welch eine unmögliche Diva Essen eigentlich sein kann. «Lässt du es für ein paar Minuten unter dem heissen Scheinwerfer stehen, reagiert es schlimmer als jeder Celebrity», konstatiert Mae auf seiner Homepage.
Im Interview mit dem Food-Magazin «Munchies» meint Mae, dass das Wes-Anderson-Video, obwohl es mit Abstand das einfachste Rezept, auch das schwierigste von allen war:
«Ich habe dabei eng mit meiner ‹Art Directorin› Melissa Stammer zusammengearbeitet, um in der Vorproduktion die richtige Farbpalette, die richtigen Accessoires, die Garderobe unserer vier Handmodelle und die Schriftarten zu finden. Wir haben uns per Express 100 Kuchenschachteln und Schleifen schicken lassen, haben bei Ikea schnell weisse Regale besorgt. Die Marshmallows und die Verpackung für die Schokolade haben wir eigens für diesen Dreh anfertigen lassen.»
Das Resultat:
Angelehnt an den Film «The Grand Budapest Hotel».Video: YouTube/David Ma
Für die Serie «Foodfilms» sind bereits einige Fortsetzungen geplant. Unter anderen will Mae Anlehnungen an Christopher Nolan, Alfred Hitchcock und Tim Burton drehen.
Jeff's Table
David Maes zweites Food-Projekt ist eine humorvolle Hommage, die sich gleichermassen an seine Liebe für Junkfood richtet, wie sie auch sein Gefallen an der überdramatischen Kulinarik-Doku-Serie «Chef's Table» zum Vorschein bringt.
Bei Jeff's Table bekommt Schoggi-Milch eine artistische Schaffenskraft
«Es ist ein Gefühl der Begeisterung, wenn man etwas Herkömmliches zubereitet. Eine rohe Bejahung des Hungers», heisst es polemisch in der Off-Voice im Video zu einem Erdnussbutter-Marmeladen-Brot. Begleitet von stringentem Geigengesang. Zum Wegschiessen!
«Wir lieben Chef's Table. Von den Single-Motion-Shots, bis hin zu den Nahaufnahmen und den philosphischen Gedanken hinter den Gerichten. Aber wir lieben auch Käsetoast. Und der hat die gleiche Liebe verdient, wie all die Michelin-Stern-Gerichte.»