Perfekt für das frostige Wetter: Diese coolen Schneemobil-Dinger aus dem Kalten Krieg
Schaut mal, was da letzthin zum Verkauf angeboten wurde:
Yeahhhh! Das ist ja ein ... okay, was genau? Ein ... Boot?
Jein. Das, verehrte Userinnen und User, ist eine Tupolew A-3 Nadeschda. Und sie fährt tatsächlich auf dem Wasser ... aber ebenso gut auf Schnee und Eis.
Die Nadeschda, oder, um sie mit ihrer englischen Bezeichnung zu benennen, Aerosledge (ooooh ja, es gibt ganze Ordner zu diesem Gefährt in den Akten der CIA und des MI6) wurde in den Sechzigerjahren entwickelt, als die UdSSR nach neuen Transportlösungen für ihre riesige, schneebedeckte östliche Wildnis suchte.
Die schwierigen Winterbedingungen in den abgelegenen Regionen veranlassten das Tupolew-Konstruktionsbüro zur Entwicklung eines Fahrzeugs, das teils Flugzeug, teils Schneemobil und teils Bodeneffektfahrzeug (Ekranoplan) war. Bodeneffektfahrzeuge nutzen den Luftpolstereffekt, der zwischen einem Tragflügel und dem Boden in sehr geringer Höhe besteht. Dieses Phänomen ermöglicht es diesen Fahrzeugen, ab einer gewissen Geschwindigkeit knapp über der Oberfläche zu schweben.
Bei der A-3 Aerosledge sollen Geschwindigkeiten von um die 120 km/h möglich gewesen sein.
Die hier gezeigte A-3 soll Anfang der Siebzigerjahre für Kosmonauten-Bergungen benutzt worden sein. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurde sie nach Deutschland exportiert, wo sie vollständig renoviert wurde. Kürzlich wurde sie für rund 200'000 Franken verkauft ... in die USA.
Stichwort USA: Die Amerikaner hatten bereits in den Zwischenkriegsjahren Transportlösungen für die arktische Wildnis Alaskas gesucht. Eine frühe Lösung war die Fordson Iron Malamute aus dem Jahr 1926:
Wohl das erste – und vielleicht letzte – Schneefahrzeug, das auf das Schraubenfortbewegungsprinzip setzte. Erfolgsbilanz? Durchzogen. Hier ein restauriertes Exemplar:
Anno 1939 war man zur Überzeugung gelangt, Räder würden sich besser fürs Schneegelände eignen. Man müsse sie nur genug gross machen:
Das, verehrte Damen und Herren, ist der Antarctic Snow Cruiser der United States Antarctic Service Expedition (1939–1941).
Das RIESIGE Teil sollte dabei nicht nur als Transportmittel fungieren, sondern auch als mobile Forschungsstation mit im Fahrzeug selbst befindlichen Wohn- und Arbeitsbereichen für seine Besatzung.
Und, ach ja, als Flugzeugtransporter auch noch gleich.
Ein nicht unähnliches Prinzip verfolgten die Konstrukteure des russischen ZIL-E167 aus dem Jahr 1962 (womit wir uns wieder voll im Kalten Krieg befinden):
Für dieses sechsrädrige Monstrum war eine Verwendung in der Ölindustrie geplant, aber auch durch Geologen und andere Wirtschafts- und Forschungszweige, die Erkundungen oder Arbeiten in den kaum erschlossenen Weiten Sibiriens vornehmen mussten.
Gebaut wurde lediglich ein Prototyp, mit dem aber ab 1963 über mehrere Jahre über 20'000 Kilometer zurückgelegt wurden. Eine Serienproduktion fand indes nie statt.
Erfolgreicher war die Charkowtschanka, die bereits ab 1958 verwendet wurde:
Gebaut wurde das Kettenfahrzeug, das auf dem Armeepanzer T-54 basierte, für die sowjetischen wissenschaftlichen Expeditionen in der Antarktis. Ähnlich wie beim amerikanischen Snow Cruiser konnte die Besatzung drin wohnen und arbeiten, hatte die Charkowtschanka ja einen Gemeinschaftsraum, eine Funkerkabine, eine Bordküche, eine Toilette, einen Trockenraum und eine Beobachtungskuppel für die Astronavigation. Um Reparaturen durchzuführen, ohne das Fahrzeug zu verlassen, konnte man den Motor durch eine Luke erreichen.
Charkowtschanka bedeutet übrigens «die Charkowerin», denn das Kettenfahrzeug stammte aus dem Charkower Konstruktionsbüro für Maschinenbau in Charkiw – also in der heutigen Ukraine.
Nach dem Bodeneffekt, den Schneeschrauben und den Riesenrädern wären wir also bei den Ketten angekommen ... die sich letztendlich als Standard durchsetzten für den Transport durch den Schnee. Für die erste Durchquerung der Antarktis über den Südpol anno 1958, etwa, verwendete die Commonwealth Trans-Antarctic Expedition vier Tucker Sno Cat:
«No road too steep, no snow too deep» – die US-Firma Tucker Sno-Cat baute – und baut heute noch – seit den Vierzigerjahren Kettenfahrzeuge für den Einsatz im Schnee. Hier ein 1967er-Modell:
Und hier das kleinste Modell, die Kitten aus dem Jahr 1955:
Ja – eigentlich wollten wir euch nur jene coole Tupolew A-3 vom Anfang des Artikels präsentieren. Doch dann hat's uns den Ärmel reingezogen und wir konnten uns der Charkowerinnen und Sno-Cats kaum erwehren ... ehe uns in den Sinn gekommen ist: Das aller-allercoolste Fahrzeug für den (aktuellen, leider) arktischen Winter ist und bleibt der Mini-Trac aus dem Jahr 1965:
Tadaaa!
