Ich schreibe es genau einmal: Dieser Artikel enthält richtig üble Spoiler zur letzten Folge von «Game-of-Thrones»-Staffel sieben.
Noch letzte Woche hatte ich mich darüber beschwert, dass «Game of Thrones» nicht mehr das ist, was es einmal war. Die letzte Folge hat nun vieles wieder gut gemacht. Hier nun möchte ich fünf Punkte hervorheben, die mir besonders gefallen haben, und zwei, die mich etwas enttäuschten.
Gleich zu Beginn stehen die Zeichen auf Krieg. Endlich bekommen wir wieder einmal die Unbefleckten zu sehen und diese stehen auch noch vor Königsmund. Zum Kampf kommt es aber nicht, denn Daenerys will nur ein bisschen mit ihren Soldaten angeben.
Schon bald wird es weniger martialisch und wir merken, dass das ganze Tamtam eigentlich nur veranstaltet wird, weil sich Cersei und die Drachenkönigin endlich treffen. Und dieses Treffen ist wunderbar inszeniert.
Schon beinahe quälend langsam zieht sich die Prozedur dahin, bis sich die beiden Königinnen tatsächlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Langweilig ist das nicht, aber nervenaufreibend, denn wir alle wollen sehen, wie Cersei auf den Wiedergänger reagiert. Als sie ihn dann endlich erblickt, ist die Genugtuung gross, denn nicht einmal die sonst so beherrschte Cersei kann ihre Furcht komplett verbergen.
Cersei Lennister sitzt auf dem Eisernen Thron und dort gedenkt sie auch zu bleiben. Das hat sie in keiner Folge deutlicher unterstrichen als in dieser. Drachen? Pah! Eine übermächtige Armee? Egal! Untote Krieger? Tja!
Jeder vernünftige Mensch hätte spätestens nach dem Wiedergänger zähneknirschend eingelenkt. Aber nicht Cersei. Darstellerin Lena Headey zeigt uns eine Königin, die von Hass, Wut, Selbstmitleid und Machtgier zerfressen ist und sich auch im Angesicht des Todes an jeden perfiden Strohhalm klammert, um an der Macht zu bleiben.
Am liebsten möchte man in den Bildschirm springen, Cersei mal ordentlich durchschütteln und ihr ins Gesicht schreien: «Bist du eigentlich noch bei Trost?» Das ist gut so, denn niemand von uns will wirklich eine Cersei sehen, die plötzlich einlenkt und brav ist.
Wer hätte das gedacht. Jaime Lennister zerbricht an der Machtbessessenheit seiner Schwester. Noch in der letzten Folge deutete sich an, dass die beiden von nun an bis ans Ende der Welt miteinander gehen würden.
Doch an der Hinterhältigkeit und dem Unwillen, die Realität zu akzeptieren, scheitert sogar Jaime, der im inneren eben immer noch ein Soldat, ein Mann von Ehre ist. Im Gegensatz zu Cersei versteht er, dass es wichtigere Dinge gibt als Macht.
So ist dann auch die letzte Szene mit Jaime die traurigste der Folge. Es schmerzt einfach nur, als er seine metallische Hand betrachtet, die als Sinnbild dafür steht, was er alles für die Frau ertragen hat, die er nun verlässt, die ihn einen Verräter schimpft und die er immer noch liebt.
Wir sehen Jaime, wie er seine mit Lennister-Symbolen verzierte Metallhand betrachtet, ihr einen schwarzen Handschuh überzieht und gegen Norden reitet. Schöner hätte man den Bruch mit seiner Schwester nicht darstellen können.
Haha, wie gemein war das denn? Während Jon und Daenerys das erste Mal miteinander schlafen, erklärt Bran in einem Voice Over, dass Jon eigentlich Daenerys Neffe ist. Inzest ahoi. Nicht, dass das in «Game of Thrones» das erste Mal wäre, aber so fies wurde das dem Publikum wohl noch nie eröffnet. (Auch wenn wir es natürlich schon alle vorher gewusst haben, dass Jon ein Targaryen ist).
Meine Fresse, waren das vier krasse Schlussminuten. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass nach dem Erscheinen der Weissen Wanderer vor der Mauer Schluss ist und der grosse Kampf um den Wall dann in Staffel acht beginnt. Stattdessen kommt mal eben ein Weisser Wanderer auf dem untoten Drachen dahergeflogen und fetzt alles in klitzekleine Eiskristalle. Problem gelöst, weiter geht's.
Theon hatte in der aktuellen Staffel bisher nicht mehr viel zu melden. Das wollte man in der letzten Folge ändern. Ich finde es zwar irgendwie schön, dass er seinen Mut anscheinend wieder findet, aber die Strandszene hat mir dann doch nicht so gefallen.
Zuerst prügelt ihn der Kapitän beinahe tot und trotzdem findet er noch die Kraft, ihn dann seinerseits halb tot zu schlagen? Naja. Kann man schon machen.
Warum ihn dann die anderen Seeleute aber nicht einfach stehen lassen, find ich etwas fragwürdig. Immerhin scheinen mir die Männer mehr Seeräuber als Männer von Ehre zu sein. Da wirkt es etwas unglaubwürdig, dass sie dann für Theon ihr Leben für eine scheinbar aussichtslose Mission riskieren. Vor allem, da sie ihn als Feigling und Schwanzlosen verachten.
Kleinfinger ist tot. War irgendwie nur eine Frage der Zeit. Allerdings fand ich, dass es dann doch etwas zu schnell ging. Es ist für mich einfach ein bisschen ein lahmer Plottwist, wenn es dann im letzten Moment heisst: Ha, wir haben dich eigentlich die ganze Zeit durchschaut.
Hier hätten die Macher vielleicht noch etwas mehr in das Ränkespiel investieren können. Hätte man Kleinfinger noch einmal mehr Screentime gegeben, um ihn nochmals als hinterlistigen Bösewicht in den Mittelpunkt zu rücken, wäre seine Hinrichtung wohl viel befriedigender gewesen.
Für mich war es jetzt halt mehr so: Okay, er ist tot. Weiter im Programm.
Staffel acht startet im nächsten Jahr und wird die Geschichte rund um das Lied von Eis und Feuer abschliessen. Natürlich gibt es bereits einige Fantheorien, wie die Serie ausgehen könnte.
Die besten Theorien und Gerüchte präsentieren wir euch morgen in einem separaten Beitrag. Wenn ihr selbst eine Vermutung habt, wie es ausgeht, schreibt sie in die Kommentare. Die Besten nehmen wir in den Artikel.