Seit der «Batman»-Trilogie hat DC es nicht mehr geschafft, einen Superhelden-Film zu veröffentlichen, der nicht nur visuell, sondern auch erzählerisch überzeugt. Und nun kommt «Wonder Woman». Äch.
Klar, wir haben endlich wieder einen Film mit einer Superheldin als Hauptcharakter, aber wir erinnern uns mit Grauen an «Catwoman» mit Halle Berry aus dem Jahr 2004. Doch dann startete der Film vor zwei Wochen in den USA und die ersten Kritiken trudelten ein: 92% auf «Rotten Tomatoes», 8.2 auf «IDMB»? Ne, oder? Kann das wirklich sein? Ich habe den Film heute gesehen und muss sagen: Ja, es kann.
«Wonder Woman» ist eine Wucht und ich meine jetzt nicht nur visuell. Es fällt mir gerade wirklich schwer, nicht nur Positives über den Film zu schreiben. Ich mach es jetzt mal ganz einfach und nenne euch fünf Gründe, warum ihr euch «Wonder Woman» anschauen solltet.
Ich hatte zu Beginn Angst, dass DC es irgendwie zu gut machen möchte und Wonder Woman zu einer lebenden Ein-Frau-Kampfmaschine stilisiert. Doch nichts da! Zwar ist Diana Prince eine durchtrainierte Kämpferin, doch das alles in einem Mass, das einem fast menschlich erscheint.
Überhaupt greift sie nur sehr selten zum Schwert, nämlich dann, wenn ihr Sinn für Gerechtigkeit sie dazu zwingt. Auch finde ich es schön, wie der Charakter sich während des Films entwickelt. Zwar sind ihre Erkenntnisse für den Zuschauer nicht wirklich etwas Neues, aber trotzdem relevant, da sie für die Geschichte wichtig sind.
Auch wunderbar ist ihre erfrischende Art, mit welcher sie andere Charaktere immer wieder auflaufen lässt. Dies resultiert nicht unbedingt daraus, dass sie besonders schlagfertig wäre, sondern aus ihrem unnachgiebigen Sinn, das Richtige zu tun und zwar nicht, weil das die Moral von ihr verlangt, sondern weil sie es einfach nicht anders kennt.
Wisst ihr, was ich in den letzten Jahren bei Superheldenfilmen vermisst habe? Eine Einführung eines Superhelden, die einen so richtig mitfiebern lässt. Und genau das schafft «Wonder Woman» endlich wieder.
Schritt für Schritt werden wir an die Superheldin, die Figur der Wonder Woman, herangeführt, auf die Folter gespannt, bis es dann endlich soweit ist: Wonder Woman tritt das erste Mal in ihrem Kostüm auf. Und wenn das passiert, wird es euch einen wohligen Schauder über den Rücken jagen.
«Wonder Woman» ist tatsächlich lustig. Es ist nicht so, dass ihr euch andauernd kaputt lachen werdet, aber es hat doch einige sehr amüsante Szenen im Film.
Dies hat vor allem zwei Gründe. Zum einen ist da die idealistische, naive Diana Prince, die plötzlich von ihrer Insel in eine Welt tritt, die sie nicht kennt. Hier hat uns Drehbuchautor Allan Heinberg einige sehr tolle Gespräche beschert. Mein Favorit: Als Steve Trevor Diana erklären muss, was eine Ehe ist und er schlussendlich selbst nicht mehr sicher ist, warum man eigentlich heiratet.
Grund Nummer zwei ist, dass nun plötzlich die Männer von einer Frau gerettet werden und das auch noch in einer Zeit, in welcher Frauen noch kaum Rechte hatten. Es ist höchst amüsant, mitanzusehen, wie sich die männlichen Mitstreiter von Wonder Woman immer mal wieder den Hintern retten lassen müssen. Sehr schön auch, wie in einer Szene sogar Superman parodiert wird.
Ja, schon klar. Die Visualisierung ist nicht alles und bei genügend Budget auch nichts Besonderes mehr. Doch die Szenen der kämpfenden Amazonen sind einfach nur WOW!
Hier wurde wirklich alles ausgepackt, was die moderne Bildgestaltung zulässt. Vor allem der (sparsame) Einsatz von Slow-Motion-Szenen gibt den Kämpfen das gewisse Etwas. Natürlich wird an der einen oder anderen Stelle auch etwas übertrieben, aber nicht so, dass es wirklich anfängt zu stören. Und als Wonder Woman einen ganzen Kirchturm zerlegt, hab ich mich wie ein kleines Kind gefreut und das obwohl ich sonst nicht auf solchen Bombast stehe.
Ich habe ein bisschen erwartet, dass DC uns jetzt 141 Minuten lang unter die Nase reibt, dass sie jetzt endlich eine Superheldin haben. Aber nichts da!
Es war nicht wichtig für die Geschichte, dass sie jetzt eine Frau ist. Auch wurden Männer nicht wie Deppen dargestellt, um herauszustreichen, wie toll und grossartig Wonder Woman doch ist. Klar, die Männerwelt kriegt ihr Fett weg, aber das macht der Film oftmals geschickt und so, dass es auch der Obermacho verkraften dürfte.
Ganz ohne Kritik kann ich den Film dann aber doch nicht durchkommen lassen.
Leider konnte man sich nicht verkneifen, doch noch eine Liebesgeschichte miteinzubauen. Nicht, dass ich etwas gegen Liebesgeschichten habe, aber hier wirkt es irgendwie schon fast wie ein Makel, dass sich jetzt Wonder Woman doch noch in den einen Typen verliebt.
Und auch der Schluss des Films, den ich euch jetzt natürlich nicht verraten kann, kratzt etwas am zuvor toll aufgebauten Charakter der Wonder Woman. Man fragt sich dann einfach: