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Daniele Ganser: Beschwerden-Flut zu umstrittener «Arena» bleibt erfolglos

Knapp abgelehnt: Beschwerden-Flut zu umstrittener Ganser-«Arena» bleibt erfolglos

03.11.2017, 14:0903.11.2017, 14:54
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Die «Arena»-Sendung «Trumps Krieg gegen die Medien» stellt aus Sicht der Beschwerdeinstanz UBI keinen Verstoss gegen das Radio- und Fernsehgesetz dar. Das Publikum habe sich ein Bild zum Thema machen können – trotz unfairer Behandlung des Historikers Daniele Ganser.

Die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) fällte diesen Entscheid am Freitagmittag im Rahmen einer öffentlichen Beratung in Bern. Der Entscheid kam allerdings nur mit Stichentscheid des Vorsitzes zustanden, weil das Gremium auch nach einer rund zweistündigen Diskussion noch immer geteilter Meinung war.

Einig waren sich die meisten Mitglieder darin, dass die «Arena»-Sendung vom 24. Februar 2017 in journalistischer Hinsicht mehrere Mängel aufwies. Kritisiert wurde wie zuvor schon vom Ombudmann der SRG vor allem der Umgang von Moderator Jonas Projer mit seinem Gast, dem Historiker und Publizisten Daniele Ganser.

Für besonders viel Kritik sorgte die Einblendung eines E-Mails von Ganser an einen SRF-Mitarbeitenden während der Sendung, obwohl der Historiker darüber im Vorfeld nicht informiert worden war. So auch die Tatsache, dass dieses Mail für das Publikum zunächst nur in gekürzter Form einsehbar war. Zudem sei der Eindruck entstanden, der Moderator wolle Gansers Glaubwürdigkeit als Medienkritiker infrage stellen, kritisierten mehrere UBI-Mitglieder.

Eigene Meinungsbildung möglich

Die Aufgabe der Beschwerdeinstanz war allerdings zu prüfen, ob die Sendung gegen das Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) verstossen hat. Im Zentrum stand die Frage, ob sich das Publikum aufgrund der Diskussions-Sendung ein eigenes Bild zum Thema «Trumps Krieg gegen die Medien» habe machen können.

Die Sendung wollte laut Programmangabe den Fragen nachgehen, ob es gute Gründe gebe, den Medien zu misstrauen. Ferner wollte sie zur Debatte stellen, ob die Medien wichtiger denn je seien, um Trumps Lügen aufzudecken, und ob den Schweizer Medien noch vertraut werde.

Wer die Sendung schaute, habe sich aufgrund der Diskussion mit den Studiogästen und den vorbereiteten Beiträgen durchaus eine eigene Meinung zum Thema der Glaubwürdigkeit der Medien machen können, kam die UBI knapp zum Schluss.

Mit diesem Entscheid wies sie insgesamt sechs Beschwerden zur betreffenden «Arena»-Sendung ab. Einer der Beschwerdeführer war der Historiker Daniele Ganser. Der Entscheid der UBI kann beim Bundesgericht angefochten werden. 

Arbeit auch für den SRG-Ombudsmann

Die «Arena» über die Glaubwürdigkeit der Medien hatte eine Rekordzahl an Beschwerden ausgelöst: Neben den Beschwerden bei der UBI waren auch beim SRG-Ombudsmann 492 Beanstandungen eingegangen. Die Inhalte der Beanstandungen waren alle ähnlich. 

«492 Beanstandungen sind gegen die ‹Arena›-Sendung eingegangen – das ist die höchste Anzahl, seit es die Ombudsstelle gibt», sagte Roger Blum, der Ombudsmann der SRG damals. «Ausnahmslos alle Beanstandungen fallen zugunsten des Gastes, Daniele Ganser, aus». Die Sendung sei «misslungen», lautete Blums Fazit. Kritisiert wurde vor allem der Umgang von Moderator Jonas Projer mit Daniele Ganser.  (mlu/aeg/sda)

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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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amore
03.11.2017 15:25registriert Februar 2014
Dies muss einfach noch mal geschrieben sein: Es war eine Sauerei wie mit Ganser umgegangen wurde. Ich bin froh gibt es noch mutige Wissenschaftler, die sich getrauen auch unbequeme wichtige Fragen zu stellen. In Bezug auf 9/11 hat er einige solche gestellt, die weder die amerikanische Regierung beantworten kann/will und auf die andere Wissenschaftler/Journalisten keine plausible Erklärungen abgeben können. Deshalb Ganser als Verschwörungstheoretiker abzutun ist mehr als mager. Und solche Fragen sind zwingend zu stellen. Die Planung "Operation Northwoods" war Fakt. Also.
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äti
03.11.2017 14:54registriert Februar 2016
.. wäre das auf einem Privatsender gelaufen, niemand hätte sich beschwert. Auch weil man dort weder Qualität noch Ausgewogenheit erwartet.
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D(r)ummer
03.11.2017 16:40registriert Mai 2016
Im Nachhinein muss man sagen, dass das SRF ihren Auftrag erfüllt hat.

Ich konnte mir ein vielfältiges Bild von beiden Seiten (Medien - Ganser) machen.

Ohne den Fauxpass von SRF, ob gewollt oder nicht, hätte Ganser nicht in diesem Ausmass zur Höchstform anlaufen können.
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