Erst das ausgedehnte TV-Programm, dann VHS- und DVD-Verdrossenheit und schliesslich Netflix (mit oder ohne Chill). Trotzdem: Das Kino ist kaum tot zu kriegen. Und das mit gutem Grund. Wir eruieren – in gewohnt steinernster Manier – die 9 ungeschriebenen Gesetze, die sich über die Jahre herausgebildet haben.
Die Sitzordnung im Saal entspringt einer naturgegebenen Urkraft und ist unumstösslich in ihrer Daherkommensart
Wieso es die Evolution bislang noch nicht fertig gebracht hat, die Sitzordnung in eine effizientere, logischere oder sinnvollere Richtung zu optimieren, bleibt selbst Kino-Experten schleierhaft. Angesichts der kategorischen Natur dieses Umstands, bleibt vorerst nichts anderes übrig, als dies so hinzunehmen. Vielleicht braucht es noch einige Generationen, ehe der tiefere Sinn dahinter fassbar wird.
Illustration der naturgegebenen Sitzordnung in jedem Kinosaal immer:
Nachzügler dürfen nur dann den Kinosaal betreten, wenn sichergestellt ist, dass sie dein Wahrnehmungsfeld tangieren
Dass Pünktlichkeit mutmasslich eine Schweizer Tugend, ganz sicher aber nicht eine menschliche Grundvoraussetzung ist, wird einem beim Kinobesuch beinahe aggressiv-aufmüpfig vor Augen geführt. In einem störrischen Akt purer Provokation, pflegt die Natur des Kinobesuchs nachzügelnde Zuspätkommer konsequent so zu platzieren, dass sie garantiert deine filmische Diegese stören. Variation ist nur zwischen Sichtblockade und Aufsteh-Nötigung möglich.
Eine Filmvorschau ist keine Filmvorschau, wenn nicht die drei goldenen Bemerkungen irgendwo im Saal fallen
Licht. Werbung. Angeregte Gespräche. Das Licht wird gedimmt. Gespräche verkommen binnen Sekunden zu ehrfürchtigem Genuschel. Das mächtige Logo einer Hollywood-Produktionsfirma ziert plötzlich in spontan majestätischer Manier die Leinwand. Sie beginnt. Die Filmvorschau beginnt. Wirklich? Offiziell gilt: Nur, wenn folgende Dreifaltigkeit an Sätzen während der Präsentation der Film-Trailer fällt.
Satz #1:
Bild: watson / shutterstock
Satz #2:
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Satz #3:
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Trailer zu Filmen, die du (hoffentlich) nie sehen wirst:
Sollte es im Kinosaal freie Plätze haben, so will es das Gesetz, dass du nichtsdestotrotz in unmittelbarer Nähe zu einer Lärmquelle sitzt
Manchmal ist der Saal ausgebucht und der Rezipient ein Spielball des Schicksals, was Sitznachbarn betrifft. Ausweg gibt es ohnehin keinen. Manchmal aber, da ist der Saal halb voll (und ja, manchmal auch halb leer, diese Tage soll es das auch geben). In diesem Umfeld entwickeln Geräuschquellen der Kategorie «Schmatz & Tratsch» einen zentripetalen Sog auf dich.
Ob die Schmatz-Geräusche kulinarischen oder libidinösen Ursprungs sind, ist dabei offen. Jedenfalls gilt bei Abwesenheit ebendieser Klangwelt das Substitutionsprinzip, wobei Schnattereien über profane Sujets als gleichwertig zu erachten sind.
Visualisierung der natürlichen Lärmverteilung im halb vollen Kinosaal:
In der Prämisse gründend, dass du für diesen Sitz INKLUSIVE Armlehnen bezahlt hast, ist die Eigentumsfrage eindeutig zu deinen Gunsten geklärt. Sie gehören dir. Vollumfänglich. Unbestritten. Diskussion Ende. Punkt.
Ein ewiger Kampf, der nicht erst seit dieser Generation für emotionale Debatten sorgt:
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Deine Mitmenschen im Kino lachen/weinen/staunen/ ... immer zu wenig. Oder zu viel.
Als absolute Maxime anzunehmen, ist der Sachverhalt dieses Paragraphen simpel. Niemand versteht den Film so gut wie du. Ob gesagt, geflüstert oder nur gedacht, hier die angebrachten Bemerkungen zur Unterstreichung dieses Grundsatzes:
*Kollektives Raunen beim finalen Plottwist* «Ja guet, isch ja klar gsi, dass er de Mörder isch.»
*Alle andere weinen* «Ach, Gott. Eifach zu schnulzig. Chani nöd ernst ne.»
*Als Einzige/r weinen* «Die Lüüt lönd sich eifach nöd uf de Film ii!»
*Du entdeckst als Einzige/r eine raffinierte, lustige Filmreferenz* «Wieso gönd die Lüüt überhaupt de Film go luege, wänn sie das nöd chegged?»
*Die Menge tobt wegen einer offensichtlichen, vorhersehbaren Pointe* «Komisch, debii hani gar kei Iiladig fürd Beerdigung vom Niveau becho ...»
Die Zeit zwischen Beginn des Abspanns und dem Aufstehen darf nicht mehr als 3 Sekunden betragen
Sobald die Handlung des Films fertig ist, scheint jegliches Anrecht auf den Sessel zu verfallen, weswegen die breite Massen die sogenannte Drei-Sekunden-Regel anwendet.
Diese verlangt nach einigen gewissenhaft abzuarbeitenden Punkten, welche in der folgenden Checkliste aufgelistet sind.
Bild: watson / shutterstock
Die Anzahl visionierter 3D-Filme entspricht 1:1 der Anzahl Male, bei denen du dir geschworen hast, die 3D-Brille vom letzten Mal mitzunehmen, sie aber trotzdem vergessen hast
Ein neuartiger Bestandteil der cineastischen Tradition stellt das Verhältnis zwischen besuchten 3D-Kinovorstellungen und gekauften 3D-Brillen dar. Weicht dies von der klassischen 1:1-Norm ab, ist dies als statistischer Ausreisser zu klassifizieren. Da die Zukunft des 3D-Kinos bestenfalls mit vage zu umschreiben ist, gilt es diesen Paragraphen als temporär zu betrachten.
Bis auf Weiteres gilt es möglichst nahe an dieser Bilderbuch-Antwort auf die Frage «Bruched sie no e 3D-Brülle?» zu antworten:
Eine Legende in jedem Kinosaal dieses Landes: unser phänomenaler Severin
Video: watson/Severin Aebi, Emily Engkent
Für alle, die's lustig mögen: Das sind gemäss der BBC die 25 besten Filmkomödien
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Die BBC hat gewählt: Das sind die 25 besten Filmkomödien
Die BBC hat die 100 besten Filmkomödien der bisherigen Filmgeschichte gekürt. Dafür haben sie 253 Filmkritiker aus 52 Ländern befragt. Hier sind die besten 25 Filme.
Lost geht es mit Platz 25. Dieser geht an «Goldrausch» (1925), mit Charlie Chaplin in der Hauptrolle.
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Die beliebtesten Kommentare
4berratio1ctus
13.05.2018 14:58registriert Oktober 2015
Eine Regel fehlt noch: der Szenenapplaus. Es ist wichtig, nach actionreichen oder lustigen Szenen den Schauspielern eine positive Rückmeldung in Form von Applaus zu geben. Dies motiviert sie für zukünftige Vorstellungen.
vor dem kinobesuch über die hohen preise motzen, aber dann in der pause alles mögliche vom kinokiosk besorgen und dann kein erspartes mehr auf der bank haben.
Füsse auf dem Sitz, Musik ohne Kopfhörer oder am Popeln – in den öffentlichen Verkehrsmitteln besitzen die Leute immer weniger Anstand. Diese Pendler gehen mir am meisten auf die Nerven.
Ich habe ein Problem. Mein Problem sind Menschen - insbesondere solche in öffentlichen Verkehrsmitteln. Menschen, welche offenbar ihre gute Erziehung vergessen haben oder nie eine besessen haben. Diese Menschen ohne jeglichen Anstand werden gefühlt immer mehr.