14 Dinge, die du nicht hören willst, wenn du krank bist
«Du bisch sicher chrank, will ...»
Danke, Doktor Mutmassung! Jetzt, da du deine weise Einschätzung abgegeben hast, lässt sich das Ganze viel besser ertragen. Auch wenn diese Einschätzung ziemlich, ziemlich sicher an den Haaren herbeigezogen ist. Und selbst wenn nicht: So what?

«Chli frischi Luft würd der guet tue!»
Diese Aussage, nachdem du – in deinem ganz privaten, selbsternannten Lazarett eingekuschelt – soeben den letzten Schüben grippaler Schüttelfrost-Attacken heroisch getrotzt hast und du dich dem Klima angepasst zu haben scheinst? Nicht cool (oder eben gerade doch, *badummtss*).
«Muesch viel Wasser trinke, gäll.»
Ja, was? Faszinierend. Mit diesem Geheimtipp wird die Grippe bestimmt im Handumdrehen besiegt werden. Ist ja nicht so, als wäre dies bereits jedem Grippe-Erkrankten in der Geschichte der Grippe-Erkrankten klar gewesen. Oder ... etwa ... doch ..? Und nebenbei: Trinken löst viele, aber nicht alle Probleme einfach so auf Anhieb.
Wie sich die Person beim Erteilen des Ratschlags fühlt:
Wie du diese Person wahrnimmst:
«Du söttsch öpis ässe.»
Eigentlich habe ich ja meinen ach so starken Appetit mittlerweile stundenlang unterdrückt, da ich bis jetzt gedacht habe, dass Essen jeglicher Art den Genesungsprozess untergräbt. Dank diesem cleveren Einsatz bin ich jetzt aber froh und gewillt, massenhaft Nahrung runter zu schlingen. Nicht.
«Chrank? De chasch nöd bringe, ächt ez!»
Schau, Justus-Theobald (oder wie du auch heissen magst). Auch wenn es für dich wohl immer befremdend sein wird, dass auch andere Menschen als du krank sein können und du jetzt für ein Mal etwas mehr zu bewältigen hast oder für einmal flexibel sein musst: Das passiert.

«Ah, da känn ich es wundersams Huusmittel!»
Lass mich raten: Irgendeine fesche Kombination, die etwas mit Essig, Knoblauch, Honig, Salz, Backpulver, Espresso und Würmern zu tun hat. Oder so. Genau das, was man sich halt so wünscht, wenn man krank ist.

«Wännd dänn wieder gsund bisch, söttsch dänn unbedingt ...»
Im Stadium grippaler Apathie, der man sich tapfer alleine zu stellen hat, verliert die Alltagsrealität schnell an Wichtigkeit. Zudem scheint die Heilung stets weit entfernt. Folglich gibt es zusammengezählt genau null Gründe, wieso es gut sein sollte, eine/n Erkrankte/n damit zu konfrontieren. NULL.
Was halt ein normaler fürsorglicher Mensch so sagen würde:
«Überprüfe deine Internetverbindung.»
Der vermeintlich einzige Schimmer Hoffnung, die wohltuende Linderung der Grippe-Depression, der Halm, an den es sich zu klammern lohnt: Seichte Unterhaltung. Mittels Internet. Von der Couch aus. Einmal. HIMMELHERRGOTTNOCHMAL.

«Oh nei, häsch wieder e Männergripp?»
Diese Lanze muss an dieser Stelle einfach einmal für meine Geschlechtsgenossen gebrochen werden.
Liebe Frauen,
Männer können auch eine Grippe haben. So wie ihr. Weil Männer einfach auch Menschen sind und ihr Bestes tun, mit den Gemeinheiten des Lebens umzugehen, setzen sie hier das Jammern als Form der Schmerzbewältigung ein. Sie geben ihr Bestes, wirklich. Auf ihre Art. Ihre jammernde, verletzliche Art.
«Bruchsch chli Gsellschaft?»
Nein. Nein, weil hau ab.

«Uh, das känni. Isch cheibe unagnehm.»
Ah. Ja. Ist es.
Vorschlag für Dankeskarte auf solche Bemerkungen:
«Ah, bisch «chrank»? Hehe. Cheggi. Gnüss de Tag demfall.»
Genau. Nur weil du gerne mal blau machst, mach ich das sicher auch, Ava-Therese (oder wie du auch heissen magst). Weisst du was, vielleicht sollte ich einfach zur Arbeit kommen und dir meine Bakterien ins Gesicht husten. Dann reden wir nochmals.
«Ui, stecksch mi nöd aa, gäll!»
Aha, doch nicht so lustig, Ava-Therese, wenn man angeschlagen ins Büro kommt? Und auch wenn es nicht Ava-Therese ist, die diesen Satz von sich gibt, so ist er immer noch deplatziert. Bleib mir einfach fern. So, wie es sich im Umgang mit Kranken prinzipiell gehört. Ist ja nicht zwingend so, als dass ich dich instinktiv ablecken wollen würde.
Natürliche Entfaltung solcher Gespräche:
«Wetsch nöd zum Arzt?»
Es ist eine Grippe. Oder eine starke Erkältung, meinetwegen. Und ja, das Gesamterscheinungsbild mag nicht mehr so ansprechend wie in gesunden Zeiten sein. Aber Arzt? Echt jetzt?
