Der Terminus Gesellschaftskritik fungiert in kultivierten Kreisen als so etwas wie kognitives Aphrodisiakum. Man füge nonchalant noch eine (unspezifische) zeitliche Kontextualisierung hinzu und schon formt der Speichel, der aus den debattiergeilen Mündern um dich herum tropft, eine kultivierte Lache am Boden.
Es sei bemerkt: Niemand wird dir je widersprechen, wenn du sagst, dass die früheren Alben besser waren. Erstens, weil kaum ein Musiker den Durchbruch mit einem Meh.-Album schafft und dann erst wirklich gut wird. Zweitens, weil durchaus die Chance besteht, dass die anderen die «wirklich frühen» Aufnahmen gar nicht kennen.
Auch kultivierte Menschen haben Wissenslücken Interessenslücken. Der Clou ist es, diese möglichst abgeklärt zuzugeben. Wer kann einem schon böse sein (geschweige denn einem Unwissen zu unterstellen), wenn es dich nun mal lediglich peripher tangiert.
Die Katharsis ist ein literarischer Fachbegriff, der gleichzeitig in der Psychologie angesiedelt werden kann. Im Grunde geht es um die «Reinwaschung» und Läuterung des inneren Zustands.
Aus literarischer Warte betrifft dies den Leser (er durchlebt durch den Text gewisse Erregungszustände und reagiert), vom psychologischen Standpunkt her zielt der Ansatz eher auf den Autor ab, der seine Seele durch den im Text niedergeschriebenen Ballast reinigt. Diese Frage ist bezüglich der Literatur eigentlich kaum einmal fehl am Platz.
Neben dem äusserst wuchtigen (und darum wichtigen) Begriff Fiskalpolitik ist es von Bedeutung, einfliessen zu lassen, dass ja alles Wirtschaftliche irgendwie mit dem Rest unserer Welt zusammenhängt. Die Beuger-und-Strecker-Analogie alleine wird das trockene Wirtschaftsthema ablösen – ohne, dass du einen Kratzer abbekommen hast.
Noch nie in der Geschichte des Fussballs – nein, in der Geschichte des Balls ganz generell (oder gar des Fusses, wer weiss) – ist jemals eine Mannschaft bei einem Gegentor gemäss Experten genügend kompakt gestanden. Das Kompakt-Stehen ist unter Fussball-Connaisseuren das, was für Morgenmuffel der Kaffee ist: Uneingeschränkt heilig.
Die Diegese ist, ziemlich abgespeckt ausgedrückt, die Welt im Film, in der die Figuren agieren. Hat dir der Film gefallen, so ist davon auszugehen, dass diese Welt – ihr Inhalt, ihre Logik, ihre Muster – «verhebet», wie man so schön sagt. Und wenn nicht, dann halt nicht. Der Ausdruck ist ziemlich dehnbar und stammt direkt aus der Wortfamilie des Cinéphilen-Porns.
Jeder Wein repundiert. Manchmal ist das gut so, manchmal ist das störend. Teils ist was bei der Repundation schief gelaufen, teils ist der Repundant der Held des Weins. Du weisst nicht, was das heisst? Gut. Niemand weiss das. Weil es das Wort nicht gibt. Aber es klingt gut – und glaub mir, keiner wird je nachfragen.
Und für alle, die einen ganz generellen Lebenswandel in Richtung des Noch-Intelligenter-Wirkens anstreben, denen sei dieses Prachtswerk von Lucas Schmidli ans Herz gelegt.