Die offensichtlichste Taktik. Die Trojaner können ein Lied davon singen, wie einfach und effektiv ein Ablenkungsmanöver sein kann. Sei listig, sei mutig. Eventuell wird Vorbereitungsarbeit vonnöten sein, jedoch lohnt sich der Aufwand. Je nach Aufwand zudem sicherstellen, dass das Meeting auch tatsächlich stattfindet.
Als empfehlenswert erweist sich, die Vorbereitungszeit für die Ablenkung kürzer als jene für das Meeting zu halten. Sonst fehlt irgendwie der Sinn dabei.
Was dem Titel nach zu urteilen einer Schisshasen-Taktik zu entsprechen scheint, ist in Tat und Wahrheit genau das. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt – okay. Aber was gibt es ohnehin zu gewinnen in einem Meeting? In der Regel nicht viel mehr, als ein apathisch-zustimmendes Nicken oder einen Semi-Lacher, der den Duft getrunkenen Kaffees in die Meeting-Atmosphäre ausströmen lässt.
Darum soll hier für einmal gelten: Wer nichts wagt, der nichts verliert. Das muss reichen. Die Akkoladen kannst du dir ein anderes mal abholen.
Eine Taktik, die insgesamt zu zwei Champions-League-Titeln, drei spanischen und drei deutschen Meisterschaften sowie zu einem Meisterschaftstitel in England geführt hat (um nur einige Titel zu nennen), kann so falsch nicht sein. Adaptiere diese Strategie für deine Meeting-Performance.
Nutze deine verbale Flinkheit, umspiele geschickt die Problemzonen, antworte wendig und agil und spiel immer auf Lionel Messi sei deinem Gegenüber immer einen Schritt voraus.
Wichtig hier ist die Vorbereitung. Es wird nicht verlangt, dass du alles haargenau mitkriegst, jedoch dass es so scheint als ob. Dies bewerkstelligst du mittels zustimmendem Nicken, dem Anschein des Notierens und durch einen konstanten, äusserst evaluierenden Blick in Richtung des Referenten. Wird dies mit Bravour erledigt, ist der Rest ein Spaziergang.
Sobald du an der Reihe bist, kannst du es dir erlauben zu schnauben, um dann perplex wirkend zu konstatieren, dass es dem nichts beizufügen gibt.
Der Sportler in dir hat es schon immer gewusst: Angriff ist die beste Verteidigung. Will heissen: Lass dich nicht zum Spielball der Konversationsdynamik verkommen, sondern steh für dich ein und drehe mutig den Spiess um. Gib die Fragen zurück, leite sie weiter, formuliere sie um oder rede sie klein.
Zermürbe deine Kollegschaft – ohne dass sie es mitkriegen.
Weil du dich beim Bewerbungsgespräch mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst als umgänglich und respektvoll präsentiert oder immerhin betitelt hast, ist diese Taktik eigentlich die logische Konsequenz. Wer Manieren hat, so wie du es mindestens auszustrahlen scheinst, spricht nun mal nicht mit vollem Mund.
Heisst in der Quintessenz: Iss. Das ganze Meeting hindurch. Immer. Und du wirst nie zu Wort kommen.
Was will niemand? Dumm wirken. Was tust du? Dir diese Erkenntnis zunutze machen. Es schmeichelt, gescheit zu wirken, völlig unabhängig davon, ob dem so ist. Deshalb gilt es, das vorausgesetzte kognitive Niveau möglichst hoch anzusetzen.
Der Gruppendruck ist diesbezüglich ein uneingeschränkter Segen, denn wer will schon als Erste/r dumm im Raum stehen und nach dem Sinn deiner erfundenen Begriffe fragen?
Reissen alle Stricke, so improvisiere einfach wild. Sage das, was du als richtig empfindest. Die Krux liegt hier in der Formulierung. Lass dich nicht auf Aussagen festnageln, indem du einfach jede einzelne Aussage relativierst. Bei Einwänden einfach auf die Relativierung verweisen.
Diese Strategie ist lediglich der Vollständigkeit halber hier aufgeführt. Sie ist aufgrund ihres High-Risk-High-Reward-High-Probability-to-Fail-Charakters nur wagemutigen Zeitgenossen zu empfehlen.