«Plain Packaging» heisst das Zauberwort, das eine gesündere Welt verspricht – und die Ästhetik der Zigarettenpackung endgültig in Luft auflöst. In Australien sind die einheitlichen Verpackungen seit 2012 Realität, jetzt zieht auch Grossbritannien nach. Am Freitag tritt im Vereinigten Königreich die Regelung in Kraft, wonach künftig alle Marken in einheitlichen olivgrünen Packungen mit abschreckenden Bildern verkauft werden müssen. Frankreich, das Land der Gauloises und Gitanes, hat die Regelung bereits eingeführt, Irland ebenso.
Damit gehen die drei EU-Staaten weiter als die neue EU-Tabakrichtlinie, die ebenfalls am Freitag Wirkung entfaltet. Diese schreibt unter anderem vor, dass mindestens 65 Prozent der Verpackung mit Gruselbildern versehen sein müssen.
Für Tabak-Nostalgiker in Grossbritannien, Frankreich und Irland gibt es eine Schonfrist: Zigarettenpackungen, die am Stichtag bereits hergestellt sind, dürfen noch verkauft werden. Am 1. Februar (Frankreich), respektive im Mai 2017 ist endgültig Schluss mit individuellen Verpackungen. Wer es also wie Helmut Schmidt halten will, der sich nach der Ankündigung des Menthol-Zigaretten-Verbots 2013 angeblich einen Vorrat von 200 Stangen Zigaretten angelegt hatte, hat noch Zeit.
Verfechter des «Plain Packaging» sehen sich in einer Studie des australischen Gesundheitsministeriums von Februar bestätigt: Diese besagt, dass einheitliche Verpackungen und grössere Warnhinweise zu einem «statistisch signifikanten» Rückgang der Raucher-Prävalenz von 0,55 Prozentpunkten geführt haben. Die australische Raucherquote befindet sich Ende 2015 auf einem Allzeittief von 13,5 Prozent.
Tabakmultis und Lobby-Organisationen zweifeln die Erkenntnisse der Studie an: Trotz drei Jahren Datensammelns sei es nicht erwiesen, dass einheitliche Verpackungen dazu geführt haben, die Zahl der Raucher zu verringern.
Abschreckende Zigarettenpackungen sind hierzulande zwar gang und gäbe. In anderen Bereichen der Tabakprävention hinkt die Schweiz aber hinterher. Die Frage des «Plain Packaging» stelle sich deshalb momentan nicht, sagt Thomas Beutler, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, die am Freitag an einer Medienkonferenz eine Studie über Tabakwerbung präsentiert. Zwar müssten einheitliche Verpackungen letztlich das Ziel sein, so Beutler, aber dringlicher sei es, die Gesetzeslage so weit anzupassen, dass das Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs ratifiziert werden könne.
Das Tabakproduktegesetz, das in der Sommersession im Ständerat behandelt wird, geht für Beutler zu wenig weit. Insbesondere bei der Werbung und beim Sponsoring für Jugendliche sieht Beutler Nachholbedarf: «In diesen zwei Punkten ist die Schweiz im internationalen Vergleich schlecht aufgestellt, daran ändert das Tabakproduktegesetz nichts.»
Ohnehin ist fraglich, ob das Gesetz im Ständerat Anklang findet. Die vorberatende Gesundheitskommission hat der Vorlage eine Absage erteilt: Die bürgerliche Mehrheit sieht darin einen «Angriff auf die freie Marktwirtschaft». (wst)