Half erstmals, unerwartete Coronafälle zu entdecken: die SwissCovid-App.Bild: keystone
SwissCovid schafft, was noch keiner Tracing-App der Welt gelungen sei
Dank der SwissCovid-App sind letzten Monat erstmals 13 Coronafälle in der Schweiz entdeckt worden, die niemand vermutete. Laut Bundesamt für Gesundheit ist dies noch keiner Tracing-App der Welt gelungen.
«Wir haben den Kreis nun wirklich schliessen können», freut sich Sang-Il Kim. Wie der Leiter Digitale Transformation im Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag vor den Medien sagte, sind in den letzten vier Wochen dank der SwissCovid-App erstmals 13 Coronafälle entdeckt worden die nicht bereits anderweitig vermutet worden waren. «Damit haben wir den Sinn der App bewiesen», sagte Kim in Liebefeld bei Bern. «Und zwar als erste App auf der Welt.»
Konkret hat die SwissCovid-App erstmals dazu geführt, dass bei Leuten eine Ansteckung entdeckt worden war, die nicht über Symptome klagten oder durch das klassische Contact-Tracing bereits als möglicherweise gefährdet bekannt waren.
«Wenn wir die Aktivierungsrate von heute ~17% der Schweizer Bevölkerung verdoppeln können, dürften die Zahlen um das Vierfache steigen. Wir würden anfangen, Hunderte von Menschen zu sehen, die benachrichtigt werden und sich effektiv als infiziert erweisen. Die Geschwindigkeit der App kann eine schnelle und effektive Quarantäne garantieren.»
Marcel Salathé, Epidemiologe und Mitgründer des DP-3TKonsortiums, das SwissCovid entwickelt hatquelle: twitter
Allerdings schränkte Sang-Il Kim ein, dass die Android- und iPhone-App allein niemanden vor einer Ansteckung schütze, wie etwa eine Maske oder das Befolgen der Abstands- und Hygiene-Regeln. Dennoch richtete der BAG-Vertreter an die Schweizer Bevölkerung einen Appell:
«Bitte warten Sie nicht mit der Installation der Swiss-Covid-App, bis die Fallzahlen noch weiter steigen.»
Ziel: 3 Mio. aktive User
Als Ziel für die SwissCovid-App nannte Sang-Il Kim «3 Millionen aktive Apps bis im Herbst». Die im internationalen Vergleich «sehr hohe Downloadrate» von 25 Prozent sei zwar bereits gut. Zuversichtlich stimme ihn jedoch, dass auch immer mehr Apps aktiv seien, was wohl mit Ferienrückkehrern zusammenhänge. Allerdings haben derzeit erst etwa halb so viele Leute wie vom BAG gewünscht die App auch aktiviert.
Am Donnerstag lief die App auf über 1,5 Millionen Android-Handys und iPhones.screenshot: bfs.admin.ch
Um den Nutzen für die User sichtbar zu machen, respektive für jeden Einzelnen zu steigern, will das BAG die SwissCovid-App bald um neue Eigenschaften ausbauen. Damit setzen die Behörden nicht zuletzt Ergebnisse einer am Freitag vorgestellten Umfrage um. Laut dieser krankt die App nicht zuletzt daran, dass sie wenig präsent ist. Es gebe keine wirklich grossen Gründe gegen die App, sondern ganz viele individuelle Bedenken, kommt die Umfrage zum Schluss.
Umfrageleiter Michael Hermann konstatiert: «Es gibt offenbar irgendein Unbehagen.» Für jene, welche die App installieren, steht dagegen der Vorteil für die Allgemeinheit im Vordergrund. «Immerhin» wären laut Hermann 40 Prozent der Ende Juli Befragten bereit, «bei einem starken Anstieg der Coronafälle die App zu installieren».
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Die beliebtesten Kommentare
Cityslicker
29.08.2020 01:27registriert Dezember 2014
40 Prozent wären also erst NACH einem starken Anstieg der Coronafälle bereit, die App zu installieren. WARUM dann nicht gleich so? Tut mir leid, ich versteh’s einfach nicht. Brauchts wirklich erst die zweite Eskalation?
Ich habe die App. Ich frage mich allerdings was sie bringen soll. Letzte Woche war zu lesen, dass die Kantone und Kantonsärzte garnicht darauf reagieren wollen. Weil sie Angst haben es überlastet ihre Tracingkapazitäten. Ich halte die App für sinnvoll. Warum die Kantone nicht?
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